Freitag, 12. November 2004


Drei Ecken, ein Elfer

Wurde hier eigentlich schon mal über den schönsten Sport geschrieben? Ich glaube, nur ab und an am Rande, so wie damals, als ich ohne Kuchen ins Bett mußte.



Wie so oft, ist der Herr Semmel mein Mann. Klare Bilder, klare Worte. Man könnte glatt Vorurteile züchten.

Ich selbst war ja früher mal der Schrecken der linken Außenbahn bei der C-Jugend der "Sportfreunde Wichlinghausen". Der Schrecken für die eigene Mannschaft, wohlgemerkt. Trainingsweltmeister, aber auf dem Platz eher Aushilfswasserträger. Ich glaube, mir fehlte ein wenig die südländische Heimtücke Finesse. So blieb mir meist nur die Rolle des Jokers in der zweiten Halbzeit. Wenn wir so drei- oder auch viernull führten. Dann kam die Außenlusche. Leider habe ich meine Karriere ausgerechnet mitten in der Saison an den Nagel gehängt, in der wir Meister wurden. Sonst könnte ich hier jetzt eine kleine Blechplakette oder so was in die Kamera halten und von meinen meisterlichen Taten daherreden.

Aber nun, so wie die Dinge liegen, werde ich einmal nicht in Versuchung geführt und kann - wie stets in diesem Laden - bei der Wahrheit bleiben. Mein Meisterschaftsbeitrag war eben leider eher gering. Heute wäre das anders, heute nehme ich es ja mit jedem auf - auch und gerade und gerne mit den inneren Dämonen. Dann heißt es Blutgrätsche, Socke treten und rein in den Mann. Gerade jetzt auf den eisigeren Plätzen lautet die Devise "Stollen raus". Gras beißen. Die Pille reinhauen. Jeder Mann seine eigene Südkurve.

Es gibt halt welche, die schießen Tore. Dann gibt es welche, die schlagen Flanken. Dort gibt es die Filigrantechniker, hier die groben Eisenmänner so wie mich. Da kommt dann so ein Totti, duckt, täuscht, dribbelt. Und ich laß' den Stiefel stehen, mäh' ihn um den Mann, hab' die Kugel und griene "Lick my ball". Spätestens beim Trikottausch mit den Spielerfrauen bekomme ich die Nummer eins.

(Aus: Richard "Rikki" Drzskowski. Erst den Gegner, dann den Ball: Harte Kerle, pralle Kugel. Köln: F.C.-Verlag, 2003.)