Abendfahrt

Ihre Herzen, die in der trüben Flut der Jahre,
in der Asche der Mühsal erstickt waren,
fingen wieder an zu brennen,
sie entzündeten sich an diesem Abendrot.

(Georg Heym, "Der fünfte Oktober". 1912.)



Nachdem mich der Kater grußlos verlassen hat (geh, wo du wohnst, dir wein' ich garantiert nicht hinterher!) , das Hörvermögen zum Glück aber zurückgekehrt ist, machte mir nur die Luftversorgung Sorge. Selbige mit dem Fahrtwind in die Lungen drücken, ist ja mein neuestes Hobby, regelmäßige Leser werden meine unaufdringlich subtilen Andeutungen in Sachen Fahrradfahren bemerkt haben. In einer Viertelstunde unten am Fluß zu sein, ist einfach immer wieder ein Glück, stelle ich fest. Im Buschwerk verborgen die Dächer der alten Pumpenhäusschen, vorbei an den Schafen, eine Gedenkminute für Herrn Sakana, zusehen, wie das Licht langsam schwindet, die milde Abendluft geniessen und sich daran erinnern, daß man streng genommen immer noch mitten in der Stadt ist. Zu Hause dann die simplen Dinge: das letzte tatsächlich kalte Bier aus dem Kühlschrank und ein paar Johannisbeeren, eine kurze Auszeit also, ehe morgen wieder das ästhetische Stadium einer Kierkegaard-Woche beginnt. Die ironische Distanz.

Homestory | 22:15h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
sakanachan - Sonntag, 26. Juli 2009, 23:25
vor ausflügen an besagte orte empfiehlt sich die passende lektüre. seitdem übrigens einige referrer mit bildersuche nach dem autor. herkunft lanzarote. egosurfender holli? ich erwarte schafthematik im kommenden werk.

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kid37 - Sonntag, 26. Juli 2009, 23:50
Oha, entweder Schafe oder Blogger. Schafe scheinen mir wahrscheinlicher, die gibt es vielleicht nicht auf Lanzarote. Die Kampfzone hatte ja der Freitag im Hafenklang schon ausgeweitet, ich arbeite noch am Resümee.

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kelly mg - Montag, 27. Juli 2009, 21:03
Bei der Lektüre Ihres Rock & Wrestling-Stimmungberichts wurde mir dann doch ganz angst und bange. Da habe ich lieber Reißaus genommen und Zuflucht bei dieser stillen Abendfahrt gesucht und gefunden. Ihre Bandbreite ist ja schier unerschöpflich, aber entschieden zu anstrengend für meinen Geschmack. Dieses Extrem-Ethnologische ist mir dann doch sehr fremd. Blut, Schweiß und Tränen habe ich schließlich bei der Arbeit genug. Und an Durchgeknallten ist dort auch kein Mangel (und ich rede nicht von den Klienten). Da suche ich in meiner f reien Zeit lieber das Weite und etwas Ruhe. Der Preis: Rock'n'Roll gibt's dann eben nur aus der Dose.

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kid37 - Montag, 27. Juli 2009, 22:18
Ich bin halt sehr erlebnisorientiert Na ja, nach dem Rock & Wrestling mußte ich ja auch erstmal Zuflucht bei frischer Luft und grasenden Schafen nehmen. (Das vielstimmige Määäh, man könnte es orchestrieren.) Jeden Abend hält man soviel Krawall nicht mal in Hamburg durch. R&W allerdings ist nur einmal im Jahr, das kann man sich nicht entgehen lassen. Das erlebe ich ja gerade als das Schöne hier, die Spannbreite zwischen Ruhe & Radau in sehr erreichbarer Nähe.

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