Sonntag, 26. Juli 2009


Abendfahrt

Ihre Herzen, die in der trüben Flut der Jahre,
in der Asche der Mühsal erstickt waren,
fingen wieder an zu brennen,
sie entzündeten sich an diesem Abendrot.

(Georg Heym, "Der fünfte Oktober". 1912.)



Nachdem mich der Kater grußlos verlassen hat (geh, wo du wohnst, dir wein' ich garantiert nicht hinterher!) , das Hörvermögen zum Glück aber zurückgekehrt ist, machte mir nur die Luftversorgung Sorge. Selbige mit dem Fahrtwind in die Lungen drücken, ist ja mein neuestes Hobby, regelmäßige Leser werden meine unaufdringlich subtilen Andeutungen in Sachen Fahrradfahren bemerkt haben. In einer Viertelstunde unten am Fluß zu sein, ist einfach immer wieder ein Glück, stelle ich fest. Im Buschwerk verborgen die Dächer der alten Pumpenhäusschen, vorbei an den Schafen, eine Gedenkminute für Herrn Sakana, zusehen, wie das Licht langsam schwindet, die milde Abendluft geniessen und sich daran erinnern, daß man streng genommen immer noch mitten in der Stadt ist. Zu Hause dann die simplen Dinge: das letzte tatsächlich kalte Bier aus dem Kühlschrank und ein paar Johannisbeeren, eine kurze Auszeit also, ehe morgen wieder das ästhetische Stadium einer Kierkegaard-Woche beginnt. Die ironische Distanz.