Hide and Seek

Ich fand dort auch Tausende von Gegenständen
aus Terracotta in Form von Spindeln, welche
in der Mitte ein Loch haben und auf
einer Seite oder auf beiden Seiten mit
eingeschnittenen religiösen Symbolen versehen sind.

(Heinrich Schliemann. Troja und seine Ruinen. 1875.)



Aus den Reisetagebüchern: Über verschlungene Pfade, durch verwunschene Wälder - wenn regennasse Zweige widerspenstig den Weg freigeben, biegsam, lüstern, verlangend und wie mit feuchten Fingern halten, hinein in den Kragen greifen, den Nacken packen, Tragstarre auslösen. Überraschend zeigen sich weder Troja, noch Babylon, die Große, hier irrten die Altvorderen. Die Lietzenburg atmet stille Geheimnisse, man ahnt, was die Keller bergen, die Dachfenster einst gesehen haben.



Ein Bloggerheim, fährt es mir durch den Kopf. Eine Begegnungsstätte! Und unten schmorten die, die ich zärtlich streicheln oder aber vergessen wollte. Gebannt verfolge ich die Geschichte von Oskar Kruse und seiner heute viel bekannteren Schwägerin Käthe. Und deren Sohn, Autor Max Kruse. Wie sich plötzlich alles verbindet. Wie der Zwist alles zum Stillstand bringt.



Wird die Vergangenheit klarer, je länger man auf sie zurückstarrt? Mehr und mehr Merkwürdigkeiten sind zu Tage getreten. Dinge, die ich vielleicht besser nie erfahren hätte. Die kleinen Lügen, die sich zu einer großen Wahrheit verkleben. Aus Terrakottaspindeln aber werden einfach keine Hühnergötter, egal wieviele Löcher man in sie auch bohren will. Es ist diesig da draußen. Und manche Keller blieben besser auf ewig versperrt.

Ausfallschritt | 02:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
nnier - Donnerstag, 3. Juli 2008, 10:20
> Bloggerheim

So ließe sich's leben, dieser Gedanke befällt mich gelegentlich nicht nur auf Ostseeinseln, sondern auch in manchen Gegenden Ostfrieslands "und aber auch" (Berti Vogts, 2001) wieder in den Bergen. Weg sein und doch dabeibleiben.

Sehe ich die schönen Bilder vor allem im vorangegangenen Beitrag, dann ergeben sich auch Übergänge ins Dänische, hinein in die schöne Welt des großen Künstlers Vilhelm Hansen. Mehr davon wird gerne gesehen!

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kid37 - Donnerstag, 3. Juli 2008, 11:50
Petzi! Das waren ja Zeiten. Jezt habe ich gerade das Bild eines babylonischen Pfannkuchenturms vor Augen. Wenn ich mal was Größeres in der Lotterie gewinnen sollte, kaufe ich die Lietzenburg und vergebe Blogger-Stipendien. Nach einem völlig undurchsichtigen Vergabeverfahren selbstverständlich.

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nnier - Donnerstag, 3. Juli 2008, 23:32
Möglicherweise schlösse ein hinreichend undurchsichtiges Vergabeverfahren die obligatorische Fabrikation eines appetitanregenden Pfannkuchenturms durch die potentiellen Stipendiaten ein?
Frühzeitig eingeprägt haben sich folgende Reiz-Reaktions-Schemata:
Petzi --> Pfannkuchenhunger
Asterix --> Fleischhunger (und zwar nach einem so knusprig-saftigem Braten, wie es ihn real nicht gibt)

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kid37 - Freitag, 4. Juli 2008, 01:32
Sekundärtugenden Fertigkeiten wie Kochen und Backen (vor allem: Backen!) sind gerne gesehen und sicher nicht zum Nachteil für die Vergabe eventueller Stipendien.

Gaston -> Katzenfutter und skurrile Kochapplikationen

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fishy_ - Donnerstag, 3. Juli 2008, 10:22
Was für ein wunderbares Reisetagebuch! Mit Seitenzahl, Wetterangabe und gar einer farbigen Zeichnung. Ich wünschte, ich könnte malen oder zeichnen!
Aber vielleicht sollte ich mir so einen Mini-Fotodrucker besorgen, dann könnte ich die digitalen Bilder wenigsten gleich einkleben...
(Die Idee beginnt mir zu gefallen - wie gut, dass wir darüber gesprochen haben ;))

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kid37 - Donnerstag, 3. Juli 2008, 11:53
Also ich kann für keine fünf Pfennig zeichnen. Aber wie bei vielen anderen Dingen, die ich auch nicht kann, hat mich das noch nie abgehalten, es trotzdem zu tun. Sie sollten mich mal Klavierspielen hören! Kein Wunder, daß ich dort immer weggescheucht werde. Ich bin ein großer Freund solcher Scrapbooks, nur zu also. Ich klebe, einem Paninialbum gleich, selbstverständlich auch Eintrittskarten und Fahrscheine ein.

Und irgendwann schmeißt das einer alles auf den Müll.

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fishy_ - Samstag, 5. Juli 2008, 16:00
Nicht doch. Dafür gibt es doch Flohmärkte.

Und gebt dem Mann am Klavier noch'n Bier, noch'n Bier!

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gheist - Samstag, 5. Juli 2008, 14:08
"Wird die Vergangenheit klarer, je länger man auf sie zurückstarrt? "
Ihr Kreidefelsenfoto gefällt mir sehr gut. Besonders der Ausschnitt und die Rundheit des Meeres. Woran Sie sich dort nicht erinnern zu müssen mühen, der Leser ahnt es. Weil Erinnerungen manchmal sehr schwer sind, gefiel mir auch dieser Augenblick (mehr war's nicht) aus einem Film: link

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kid37 - Sonntag, 6. Juli 2008, 01:16
Oh, ein sehr anrührendes Bild. Ich kann leider den Film nicht erraten. Erinnerungen sollen leicht sein oder gar nicht, wünscht man sich. Und manchmal macht man besser einfach neue. Schönere.

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