Dienstag, 22. Juli 2008


Schwarz, Weiß und die Töne dazwischen



Als Tourist muß man sich keine Gedanken machen. Man hat Auftrag und Ziel zugleich, man ist unbekümmert, aber nicht gleichgültig, und mögen die Herzen fehlen, die Museen sind auf der Karte eingezeichnet. Man Ray lockt mit raren Stücken in den Gropius Bau. Ein paar Klassiker, wenig bekannte Porträts, phallische Skulpturen, hinter einem Vorhang die obszönen Frühling-Sommer-Herbst-und-Winter-Bilder (ich bin ein Herbsttyp) und ein paar persönliche Devotionalien: sein Hut. Sein Spazierstock. (Ein Hut. Ein Stock. Ein Reg.en.schirm.)

Interessant sind die gelegentlichen Einblicke in die Werkprozesse, seine Karteikarten (ein strukturierter Mann, der Man), die rostigen Fundstücke aus seinem Atelier, die er für die Rayografien benutzte. Spiralen, Wirbel. Man kreist immer um das Zentrum.

Ich mag es, wie in dem großen Haus der Boden knarzt. Wie meine Füße neue Spuren zeichnen, begleitet vom monotonen Ticken der Hygrographen, gleich einem Metronom, dem Object of Destruction. Kein bißchen gleichgültig, noch lange nicht unbekümmert. Der stille Gedanke spült sich hinunter in einer wirbelnden Spirale. Pissing in a River.



(Man Ray: Unbekümmert, nicht gleichgültig. Bis 18. August 2008. Martin-Gropius-Bau, Berlin.)