
Dienstag, 5. November 2013
if single, will be your full focus at the full moon,
November 17, plus or minus five days.
This full moon could bring an engagement or marriage,
and it would be a wonderful time for that. (Q)
Dann bitte ich mal um Beachtung, die - wie sagt man in Motorradkneipen? - "Ladys". Bis zum 17. und sogar bis zu fünf Tage darüber hinaus könnt ihr wieder anrufen (pro Anruf nur 49 Cts., Achtung, Mobilfunkpreise können abweichen) und ein tolles Überraschungsangebot gewinnen, das euer Leben verändern wird!
Ein ehemals bekannter deutscher Blogger wird dann romantische Anträge verteilen. (Achtung: begrenztes Angebot!)
Oder wie es an anderer Stelle bei A Softer World so schön heißt, es gibt solche Zeiten.

Letzte Woche war Eröffnung der wohl ersten umfassenden Retrospektive von Guy Bourdin in den Hamburger Deichtorhallen. Sex, Gewalt, schwarzer Humor, und alles für die Vogue. Wenn Newton mal keine Zeit hatte. Oder umgekehrt. Manches ist immer noch schrecklich modern, anderes atmet etwas stark den Geist der 80er-Jahre. Interessant die frühen Schwarz-Straßenbilder aus den 50ern. Sympathisch der Wille, der totalen Inszenierung (in einem Nebenraum der Deichtorhallen hängen passenderweise zwei Bilder von Tim Walker). Nachrichten aus einer Zeit, als es noch große Budgets für so etwas gab.In jeder Zeitung steht nun, wie das Team auf seine Anweisung das Meer blau färben sollte, dies aber nicht zufriedenstellend gelang. Nach mehreren Versuchen gab man dann auf. Da diese Anekdote in jeder Zeitung steht, muß ich es hier nicht schreiben.
Ich weiß gar nicht, wie ich dort hinkam. Geht grad auch gar nicht so. War auch sehr voll. Vor lauter schönen Menschen und Netzwerkern, konnte man die Bilder kaum sehen.
So ein Haus steht doch niemals in Frankfurt, dachte ich. Aber statt Frankfurt/Main handelt es sich auch um Frankfort, Maine. Das ist eine Stadt in den USA. Mit einem novembrig schauenden Spukhaus.
Aufgepaßt. Gilbert Bécaud hat eine wichtige Botschaft, bei der er keinen Widerspruch duldet: La solitude ça n'existe pas. Gut, 1969 konnte man ja noch träumen.

Dienstag, 29. Oktober 2013
Manches bleibt natürlich, wie es ist. So wollte ich (spaßeshalber) nach den kältedruchwehten Tagen zuletzt die Heizung laufen lassen. Aber wie jedes Jahr zu Beginn dieser Periode läuft die nicht richtig. Das kalte Herz dieser Wohnung. Gut, daß ich keine Katze habe, die schaute mich sicher ungnädig an. Oder schlimmer. Dann heißt es, der Mann, der Katzen zum Weinen bringt.
Manchmal nämlich werde ich gefragt, Herr Kid, was ist eigentlich ihr spezielles Kung Fu? Die eine besondere Fertigkeit? Nun, die Antwort ist einfach: Ich kann schöne Frauen zum Weinen bringen.
Letztes Jahr, als ich vorgab unpässlich zu sein, bin ich in Wahrheit ja nach Kanada gereist, um dort einen Traum zu verwirklichen, der mich diffus seit den 90er-Jahren verfolgte. Ich, mittlerweile ein seriöser älterer Herr geworden, traf dort also diese schöne Frau. Um mich aufzuplustern und Eindruck zu schinden, zeigte ich ihr in aller Ruhe mein besonderes Kung Fu. Wir haben nie wieder von einander gehört.
>>>Übrigens, Empire hat zum 20. Jubiläum ein umfangreiches Dossier über die allseits beliebte TV-RomCom (auf die komme ich aber später noch einmal zurück) zusammengestellt.

Montag, 28. Oktober 2013
Na prima, der Tag fing schon gut an. Auch nicht so schön, wenn keine Drei im Haus ist. Mußte ich improvisieren, aber ich hoffe, daß das kein Omen ist. So eine Art "Siebenundsiebzig über Nacht" oder "Perfekt war gestern".
In meinem eMail-Postfach ging es gestern Nacht jedenfalls noch sehr hübsch und quasi perfekt zu. Danach dann die Hochzeitsdoppelfolge aus Mad About You gesehen. Gelacht. Heute morgen dann pünktlich an die Rechenmaschine. So lange man nämlich noch gerade Linien ziehen kann, sollte man diese auch machen. Zwei lange Listen also angelegt. Nur im Geiste natürlich. Eingesehen, dieses und jenes, dieser und jene, das kommt alles nicht wieder.
Böen bis 120 Km/h sind angesagt. Das Herbstlaub liegt schon horizontal in der Luft. Auf der anderen Seite vom Kanal stemmt sich ein Radfahrer gegen den Wind. Der hat es noch vor sich. Ich warte nur noch auf die vom Bereichsleiter unterzeichnete Glückwunschmail meiner Bank.
>>> Geräusch des Tages: Jackie DeShannon, What The Worlds Needs Now

Sonntag, 27. Oktober 2013
Manches klingt zu absurd, um noch in normale Denkmaßstäbe zu passen. Gillian Anderson und David Duchovny lassen sich das Ende von "Akte X" erklären. Denn es hat ja alles auch ein Ende. Da lacht man sich tot, schüttelt den Kopf, alles ab, sieht zu, wo das Team steht, die letzten Verbündeten, der Kratzbaum, an dem man sich beruhigt die Krallen wetzen kann.
Ab dann nur noch Fleckenverwaltung, jedermann ran an die Sauerstoffbleiche, das Glasklar, den Essigreiniger. Das kann doch, so denkt man still, bislang nur ein Witz gewesen sein. Interessant gedacht, aber von sehr weit hergeholt. Die meinen das aber ernst, also die Schienbeintreter, der Stamm Wohlmein, die Hausbewohner am Vielleichtmalspäterplatz. Man muß sich seine Gespenster immer genau aussuchen. Es könnten Freunde sein.

Samstag, 26. Oktober 2013
search request: roboter ausbilden und kämpfen lassen
Um meine eventuelle WG-Tauglichkeit zu testen, habe ich daran gedacht, ob man das nicht im Vorfelde simulieren könnte. Am besten mit eingeplanter Schadensbegrenzung, also etwa so, daß nur rostiges Metall auf rostiges Metall trifft. Nicht, daß am Ende einer schaut wie eine Kuh, wenn es donnert.
Was soll ich sagen? Eine neue Welt! Es folgen Einkaufslinks, ich bitte um Entschuldigung, Willensschwache bitte Geldkarte bereithalten. Da haben wir gleich einen meiner Favoriten, RobotZombie 073. Um seine soziale Belastbarkeit zu reizen, wird eine sogenannte Gummipöppelpistole mitgeliefert. Der robotische Zombie hat nämlich nicht nur ein "leuchtendes LED-Hirn", sondern auch "verschiedene Persönlichkeiten im infizierten und nichtinfiziertem Zustand". Launischer Persönlichkeitswechsel, kenn' ich! Dann heißt es, schnell sein und Gliedmaßen abschießen, denn "schafft man es nicht, ihn zu besiegen, bleibt nur noch die Flucht". Cool. Ich stelle ihn mir als eine Art Kato im Blechkleid vor, der nachts, wenn ich in düsteren Bewältigungsträumen gefangen bin, auf meine Bettdecke springt, um mich anzugreifen, während ich geistesgegenwärtig nach der Gummipöppelpistole, die ich unter dem Kopfkissen versteckt halte, greife, um ihm den ultimativen Treffer ("läßt seinen Kopf aufspringen") zu verpassen.
Gehen wir rüber in das böse Großkaufhaus (ich war nur zufällig dort). Dort wartet ein weiterer Spacefighter auf mich, denn man schon seines Namens wegen liebhaben muß: Otto Simon nämlich. Der behäbige Kerl geht etwas ungelenk so wie ich (also sein zukünftiger Herr und Meister), besitzt aber (seinem zukünftigem Herrn und Meister gleich) "eine Geh- eine Gleit- und eine Dance-Funktion". Für mich überflüssig ist die beworbene Option "Erschrecke deine Freunde, Eltern oder deine Haustiere durch die Schußfunktion", denn zu befürchten ist, daß der wackere Raumkämpfer mangels eben dieser Mitbewohner alles an mir ausläßt. Und eine Gummipöppelpistole liegt in diesem Fall nicht bei.
Es spitzt sich also alles auf Variante Nummer drei zu, ein Roboter, der schon äußerlich eine frappierende Ähnlichkeit mit mir aufweist. Walking Dead ein ferngesteuerter Zombie, der ganz munter herumschlurfen kann - "inkl. typischem Zombie Stöhngeräusch". Ich bin fast verblüfft. Jetzt aber - schön festhalten und nicht am Kopf packen! - zum reizvollen Höhepunkt: Der Stöhnschlurfer wird nämlich gesteuert über eine Fernbedienung "witzigerweise in Form eines Gehirns".
Das klingt aufregend. Der quatscht nicht viel, stöhnt sicher nicht auffällig lauter als das nachtgebetsaktive junge Pärchen unter mir, und über mein eigenes oder dieses Beipackhirn kann ich den jungen Mann vielleicht sogar in die Küche dirigieren, einen Joghurt holen, während ich im Salon sitze und auf ihn warte. Vielleicht mag er auch die Filme, die ich mag.

Mittwoch, 23. Oktober 2013
Jetzt heißt es schnell wieder die dunkelbelaubten Herbstmäntelchen aus den mottenkugelbefüllten Kästen und Schränken zu holen. Noch kurz vor der Zeitumstellung geht es am Donnerstag in der Kaschemme auf St. Pauli ins tiefe, aber kuschelige Tränental. Wer also noch mal richtig schön Nein sagen möchte oder sich gegenseitig anschniefen, ist dabei. Frau Beck, Frau Schwarzenberg und Frau Köhler lesen ohne Quotenmann. Stattdessen gibt es aber Musik! Und Getränke! Und Essen! Und lieb sein!

Samstag, 19. Oktober 2013
Würde ich mit diesem Blog noch einmal von vorne beginnen, flögen alle Farbfotos raus. Nur noch Schwarzweiß. Oder besser: graugrau. Wäre das nicht toll, ein Blog, in dem es nur regnet?
Gut, aber Bloggen ist, "what you are writing on the internet while you were having other plans", wie John Lennon einmal sagte. (Jetzt aus dem Kopf zitiert.) Es ist wie es ist, und sollte ich einen falschen Eindruck verbreitet haben, so tut es mir leid.
Am kleinen bemoosten Betonhäuschen, in dem die Müllcontainer übernachten, ein Centstück gefunden. Nun wissen wir ja von früher alle, wie das geht mit dem Glückspfennig. Dreimal draufspucken und immer in der Hosentasche mit sich tragen. Das bringt Glück! Man hat nur das Problem, wenn man von der Neigungslage her Shoegazer ist und immer nur die Smiths oder My Bloody Valentine und manchmal auch New Order hört. Das Schuhestarren bringt es nachvollziehbarerweise mit sich, daß man einen gewissen Vorzug beim Pfennigefinden hat. Was wenig Sinn macht, denn als Shoegazer hat man von der Natur her eine herzensoffene Haltung zur Depression, und da macht "Glück" als Konzept keinen Sinn. Aber siehe, auch dies ist bloß scheinbar. Denn die Heimtücke und gleichzeitig ironiegeträntes Schicksal ist, daß man als Shoegazer alsbald die Hosentasche dick gefüllt mit Kupfermünzen hat. Was schnell zu Haltungsschäden, wenn nicht zu blöden Sprüchen ("Is that a gun in your pocket...") führen kann, sorgt man nicht rechtzeitig für gewichtsausgleichende Verteilung. Linke Tasche, rechte Tasche (daher der Spruch), hinten was, bis man einen Gürtel aus Kupfermünzen trägt. Und dann geh mal im besoffenen Kopf nach einem shoegaze-verhangenen Konzert am Hafen nach Hause und rutsch vom glitschigen Kopfsteinpflaster über so einen Kai ins Wasser! Da kann man dann Spucken wie man will, da helfen einem diese Glückstaler wirklich nur wenig.
Aber das ist sozusagen Zukunftsmusik, denn bislang habe ich heute nur einen Cent gefunden. Das geht sich noch wunderbar aus, und es muß sich niemand voreilig eine Sorge machen.
Im Supermarkt, in den mich mein weiterer Weg dann führte, mag ich besonders diesen Drehständer mit Grußkarten an der Kasse. Dort am Point-of-Sale des besonderen Humors verkündet ein Schild: Heute schon gelacht! (Handlungsanweisung!) und ein weiteres: Humorpostkarten 1,10 €. Witzig wäre doch, so dachte ich heute, jetzt 110 Glückscents auf den Kassentresen zu zählen, und dann haben alle mal gelacht. Insbesondere die gut zwanzig Menschen, die in der Schlange hinter mir standen.
Am Stand der Bäckerei jubelte mir die Bäckereifachverkäuferin schon von weiten zu: "Ein Soundsobrot?" Weil ich nämlich alle paar Samstage dort ein Soundsobrot kaufe. (Das heißt natürlich anders, aber ich will den Namen aus gleich erklärten Gründen nicht verraten und auch keine Werbung machen. Nicht, daß ihr beim Bäcker denkt, ach schau, die haben da Soundsobrot, das ißt der Herr Kid doch immer. Dann kaufe ich das auch. Oder: Dann kaufe ich das extra nicht!) So ein Glück, dachte ich. Nach zehn Jahren in diesem Viertel, bin ich endlich aufgenommen im sozialen Netzwerk der Bäckereifachverkäuferin. Ich bin auch nicht unsichtbar, wie neulich gehofft befürchtet, man kennt sich, eine Art Herr Kaiser des Brotekaufens.
Schön, daß die sich so eine Kleinigkeit gemerkt hat. Andererseits, dachte ich aber im selben Moment, denn jedes Centstück hat bekanntlich zwei Seiten, was, wenn die sich heimlich (Achtung, ein Wortspiel:) ein Zubrot bei einem Geheimdienst verdient. Der dann weiß, aha, Herr Kid, Soundsobrot ißt der also auch, verdächtig, verdächtig, denn Kunden, die Soundsobrot essen, haben bei Amazon auch Bücher über Münzwesen und Aberglaube bestellt. Oder sie wurde von ihrer Bäckereifilialkette dazu verpflichtet, kundenvertrauliche Informationen an das Marketing weiterzureichen. ("Durchzustecken", wie es im Fußballdeutsch heißt.)
Ich werde das wissen, wenn demnächst Werbemails bei mir eintreffen, die mir nicht nur heiratswillige Damen aus Osteuropa, bischofsstabverlängernde Maßnahmen oder auch einfach bloß sinnlosen Kram andienen wollen, sondern insbesondere Soundsobrot. "Herr Kid, Sie sind ein Glückspilz!" wird die Betreffzeile lauten (weiß ich doch, ich hab einen Cent in der Tasche!). "Drei Tonnen Soundsobrot warten auf Sie! Rufen Sie heute noch an, sonst verfällt Ihre Chance! Telefon Null-TausendMark-666! Damen aus Osteuropa warten auf Sie für eine leckere Brotzeit!"
Sonst habe ich mal wieder nichts erlebt.
