
Mittwoch, 25. November 2009
Laut "Hallo" rufen (Betonung auf der zweiten Silbe, "It's really good to be here."), Türe aufreißen und sich verwirrt im falschen Zimmer finden. Bemerken (Übersprungshandlung), daß man einen Splitter im Auge hat. Türe langsam wieder schließen, leise, leise.
I can't stand to reason at your door in this time (Sonic Youth, "Mote")

Dienstag, 24. November 2009

Reduktion. Die Welt, sagen wir mal, in immer knapperen, dichteren Sätzen nachbauen. Den Satzbau zertrümmern, erst die Girlanden über Bord werfen, dann die Rinde wegschneiden, am Ende das Entkernen. Am Ende Gerüstwerk lassen interpunktionlos Stümmelsprache am Ende
Guten Tag sagen blicklos berührungslos [also eben nicht: ein Touchscreen sein]. Ich denk doch was ihr wollt
7:37

Dienstag, 24. November 2009
Loser looking for his lucky break
This time he says he just needs a friend
Ain't on the run he ain't on the take
(Sonic Youth, "Unmade Bed")
Die Zirkusnummer ohne Kuppel, leicht ratlos. Man wird das ja irgendwann auch nicht mehr los, wie ein alter, längst rausgewachsener Haarschnitt, der immer noch durchscheint. Man stolpert durch die Sägespäne. Bei der Lesung dann viele vertraute, noch mehr unbekannte Gesichter, freundliche Gesten, der kleine Knuff, das Wiedersehen und bei Merlix ein paar Links zum Nachhören. Langes Auspendeln in die Nacht, irgendwie halbnackt auf dem Trapez, verschwitzt, dann, leicht anästhesiert fünf Minuten Trackbacks setzen, dabei mich selbst irritierend stutzen, am Kopf kratzen und die wesentlichen Dinge unbenannt lassen. Aber die volle Hand ist leer, denn jetzt geht es ans Winterfeste. Seit ein paar Wochen schon liegt mir dieser leicht hysterische Unterton in Stimme und Handeln, der Umschlag ins Alberne, also bitte, da nahm man früher gerne eine längere Seefahrt als Ausweg, aber wer nimmt mich da noch? Sag einfach Nein oder fordere es ein, sagt die Freundin am Telefon. Diese Pragmatiker haben mir gerade noch gefehlt. Ich erzähle, ein bißchen, und ernte lautes Gekicher. "Lachst du etwa?" hake ich nach, irritiert. Nein, nein, hustet es. Ich benenne die drei heiligen Aber, Aber & Aber, wieder höre ich was, ganz leise nur. Man hfätte die Han übrm Mun nuschelt es durch den Hörer, ich höre wieder so ein Gegluckse, etwas stark Unterdrücktes. Ich möchte mein Mißtrauen überwinden und rede erst einmal weiter, diese um-Kopf-und-Kragen-Geschichten, ich meine, irgendwo wird schon eine Wand sein, vor die man knallen kann.
[...]

Freitag, 20. November 2009

Langsam die Türen schließen, das Laub kehren. Die Kleiderlagen verdoppeln, die Schicht. Sich selber etwas erzählen, die Pointe niemals erfahren wollen. Das letzte Obst verschenken, und ich sage noch, iß mal was, so blaß. Alles in einen Nebel packen.

Donnerstag, 19. November 2009
"Misery is the thinking man's happiness."
(via irgendwo im Internet)

Mittwoch, 18. November 2009
Während ich in der Umkleide vor diesen Spiegeln, in denen man sich in einem die feinsten Falten enthüllenden Licht gleichzeitig von allen Seiten sehen kann, Rockerposen einstudiere, ein beschwingtes Luftgitarrensolo als Begleitung zur kompressorgezähmten Jugendagitationsmusik in den Ladenlautsprechern beisteuere, dann aber in eine Arnold-Pose zurückwechsle, die ich aber doch nicht genau beurteilen kann, weil ich zum Glück und Selbstschutz auch die Brille abgenommen hatte. Mehr gibt es zum Hosenkauf nicht zu sagen.
Auf dem Weg zum Lebensmittelmarkt liegt auf einem kleinen Flecken Grün seit Wochen nun ein totes Kaninchen. Erst hatte ich es fotografiert, frisch von einem Auto erwischt, aber super intakt, nur ein wenig naß vom Regen und der Aufregung. Mittlerweile, man merkt die mangelnde Anteilnahme in diesen vergessenen Stadtteilen - und ich als Chronist darf die Wirklichkeit ja nicht verändern -, ist dem armen Tier ein wenig die Luft ausgegangen. Selbst ich möchte es nicht mehr fotografieren, obwohl sich sicher eine interessante Zeitrafferstudie hätte machen lassen. Ein weiteres 365-Tage-Projekt, von denen es auf Flickr nur so wimmelt. Daily Bunny, eine Studie in De/Komposition. Diesem Hasenartigen erklärt keiner mehr die Kunst, würde ich heute diagnostizieren, aber mal schauen, was in den nächsten Wochen noch so wird. Manches insgeheim schon Aufgegebene hat sich ja auf wundersame Weise zurückviviert, mit zagendem Puls und flackernder Hoffnung.
Muß man aber zeitig aufstehen, den Tag, den Zug, den Schuß nicht verpassen. Early to bed, early to rise, makes a man healthy, wealthy and wise. Ich habe lange genug antizyklisch gelebt, um zu wissen, daß das stimmt. Ich schaue jetzt aber niemanden direkt dabei an.

Dienstag, 17. November 2009

Macht nichts, deshalb schreibe ich es hier noch einmal auf. Bis Freitag dann - und hübsch gekämmt, bitte.
