Samstag, 20. Juni 2009


Vielleicht ahnte sie auch, wie beschissen ich Klavier spiele


| von kid37 um 23:13h | | Link

 


Freitag, 19. Juni 2009


Was macht eigentlich... (2)



...Frank Zander? Der stadtbekannte Berliner Spaßmacher ("Ich trink' auf dein Wohl, Marie") hat sich wie viele seiner Kollegen aus Funk und Fernsehen in Hamburg ein zweites Standbein aufgebaut. Neben seiner Tätigkeit als Synchronstimme von Asterix verdient er sich mit einem Umzugsservice nebenher so manche gute Mark und ist dabei vermutlich mindestens so einnehmend und gut gelaunt, wie man es von seinen umjubelten Bühnenauftritten vermuten darf. Mit seinem Wahlspruch "Schwarzer Humor, aber keine schwarze Arbeit" führt der "Ur-Ur-Enkel von Frankenstein" sein Nebenerwerbsunternehmen korrekt und organisiert und eifert damit als geübter Parodist seinem zupackenden Berliner Kollegen augenzwinkernd nach. Ein Möbelrücker weiß eben genau: Wer den Aufschwung will, muß etwas bewegen wollen!


 


Donnerstag, 18. Juni 2009


Wer hat Angst vor...



Wer noch kurzentschlossen heute abend einen Fernseher besorgen oder sich bei den Nachbarn einladen kann, möchte vielleicht - wenn bei denen sowieso schon ab 21.00 Uhr der Boris-Vian-Abend läuft - um 23.30 Uhr die Doku Who's Afraid of Kathy Acker? sehen, die unser aller Lieblingssender Arte ausstrahlt. Zeitgenossen wie Richard Hell, Kathleen "Bikini Kill" Hanna, die Künstlerin Carolee Schneemann, Liebhaber und andere Wegbegleiter erinnern sich an die Autorin, die seit den späten 70ern beim Schreiben radikale Wege ging - und 1997 im Alter von 50 Jahren verstarb. Schnell, intensiv, frei von zaudernden Kompromissen, in Deutschland teilweise auf dem Index, weltweit gefeiert, zum Teil auch gehasst - sie könnte heute Bloggerin sein. Spannende 80 Minuten, könnt ihr mir glauben.

>>> Info bei Arte


 



Was macht eigentlich... (1)



... Uwe Friedrichsen? Der beliebte Hamburger Schauspieler, der dieses Jahr 75 wurde, betreibt neben seiner Arbeit für Fernsehen, Theater und als Synchronsprecher von Ringo Starr einen erkennbar florierenden LKW-Handel weit abseits der glitzernden Bühnen und glamourösen Viertel der Hansestadt. Dabei kommt ihm, das mag vermutet werden, seine Erfahrung als ehemaliger Zollfahnder zu Gute. Meine Mutter, das aber nur nebenbei, hat einmal im Urlaub den Bruder des Herrn Friedrichsen kennengelernt, auch ein netter Mann, wie ich hörte, und in einer interessanten Branche tätig. Das ist Herr Friedrichsen zweifelsohne auch, mit jedem seiner Standbeine. Ich finde das vorbildlich, daß die Schönen Menschen (The beautiful people, the beautiful people! Marilyn Manson) nicht nur tagelang mit ihren Fans durch die Szene-Bars ziehen, sondern - wie Blogger eben auch - ein zweites, ganz normales Leben haben, in dem sie jeden Morgen pünktlich auf ihrer Arbeitstelle erscheinen, den Kittel aus dem Spind nehmen und einfach ihren Job machen. Denn der Aufschwung kommt nicht lässig über den roten Teppich geschlichen. Er kommt mit Schwielen an den Händen.


 


Dienstag, 16. Juni 2009


Merz/Bow #19

BingBing. Beim Spielen mit der neuen Suchmaschine bin ich auf diese Seite gestoßen, die mich auf ein interessantes, nun ja, Sicherheitsproblem mit den Exif-Daten einer Digitalkamera hinwies. Es geht um dieses Bild von der SNAFU-Ausstellung in Hamburg:



Wie man nun sehen kann, habe ich damals nur einen Ausschnitt veröffentlicht. Dachte ich. Ehrlich gesagt laufe ich zwar gerne mit ein paar Reisigzweigen am Schuh durch die Gegend, um die Spuren im Sand zu verwischen. Aber an das kleine versteckte Thumbnail vom Originalfoto in den Exif-Daten habe ich nicht gedacht. Was dabei alles passieren kann, wenn man mal die Hosen vergessen hat!

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Schicke Fahrradhelme. Bei meinem rostigen Klepper wohl Pflicht.

via Franca aus den Kommentaren bei der Kaltmamsell

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Das wunderbare Maison d'Autrique in Brüssel, auf das ich durch diesen Bericht bei Kelly aufmerksam wurde, hat nun auch ein Blog. Schreibt euch das dringend ins Vormerkheft!

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Perspektiven für unsere Abwrackrepublik? So geht jedenfalls Leben: Angeliska hat mit ihrem Schatz einen hübschen Ausflug auf den Schrottplatz gemacht, bloß um dort weitere Schätze zu finden.

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Apropos Schrott. Der Tag gestern fing so schön an. Kollegen boten ihre Hilfe an, fertigten kleine Werkstücke für mich, in der Mittagspause ließ mich im Supermarkt eine in jeder Beziehung gesegnete Hochschwangere an der Kasse vor, als sie sah, daß ich da nur mit meiner kleinen Quarkspeise aus dem Hause Leckermäulchen stand, dafür konnte ich einer jungen Mutter helfen, welcher der Schultornister ihrer kleinen Tochter vom Fahrrad rutschte - ein freundliches allseitiges Geben und Nehmen und das alles an einem Montag. Als ich aber abends die Nadel an meinem Dual austauschen wollte, entwickelte sich die als simpel gedachte Handlung zu einem mittleren Disaster, das ich aus Scham nicht näher erläutern möchte, mich am Ende aber mit einem abgebrochenen System und sehr viel Trauer und Bedrückung im Herzen zurückließ. Ach.

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Immerhin. Mein kleines Care-Paket vom Morgen wurde dankbar aufgenommen. Die tröstende Kraft des Käsebrots, von dem man hofft, daß es nicht gleich hinter dem nächsten Gartenzaun landet. Das sichere Gefühl, eine Stulle dabeizuhaben. Für alle Fälle.

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Wie man früher montags mit aufstand, dieses viel zu früh immer, noch schnell was für die Reise schmieren, einen Apfel dazu oder Kekse vielleicht. Im morgengrauen Licht der Küche stehen, die kühlen Fliesen unter den nackten Füßen, während man auf die klappernden Geräusche hört, das Plätschern von Wasser, den Geruch atmen, der leise noch nachweht, das Wesen von Tür und der Angel, der Kuß für die Reise, da, ich hab dir was eingesteckt. Aber das sind die alten Gesten der noch älteren Geschichten. Unverdrossen bleiben. Und freundlich auch.

MerzBow | von kid37 um 14:41h | 18 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 15. Juni 2009


Mal so was mit Luft







Nachdem die Exkursion durch den Freihafen so vergnüglich war, schien mir als Kontrast ein Ausflug ins Grüne angebracht, denn Radfahren ohne Abwechslung ist ja wie jeden Tag Käsebrot, wie schon im Handbuch für alle Lebenslagen nachzulesen ist. (Hier irrt übrigens Wikipedia, denn was soll die Bemerkung, es sei "fiktiv" bedeuten?) Dem quietschenden Klepper (die Lager! die Lager!) also ordentlich Luft zugeführt (die Löcher! die Löcher!) und dann stracks Richtung Osten bis kurz vor Brandenburg in die Boberger Dünen zum Geländetest. Über Brücken und Feldwege, durch Kleingartenanlagen und entlang der Gewerbebetriebe links und rechts der Bille bis zum Segelflugplatz. Stadtflaneure, raus aufs Land! schallt der Ruf durch die von Pferdehufen und Walkingstöcken vertikutierte Landschaft, links und rechts verschmilzt Grün zu einem Streifen, Pedaleros juchzen, junge Menschen lungern um einen Badesee. Keusches Idyll, die letzten Vögel vertrieben von Wanderern in TCM-Beige, vielleicht aber auch vom Knirschen meiner Fahrradkette (Sand im Getriebe! Sand im Getriebe!). Zurück dann vorbei an ramponierten Lagerhallen, am summenden Kraftwerk, langsames Anpassen an die mechanische Welt wie eine langsame Tauchfahrt durch die Dekompressionskammer.


 


Donnerstag, 11. Juni 2009


Zum Sterben schön

Wie konnte es sein, daß mir die Arbeit des italienischen Regisseurs Stefano Bessoni bislang völlig unbekannt war? Beim Trailer zu Frammenti di scienze inesatte verstehe ich zwar nur jedes siebte oder dreißigste Wort. Aber der lebensfroh taxidermierte Charme der Ausstattung gleicht alles aus und erinnert mich daran, mal wieder meinen Keller aufzuräumen. Auf ein wohlpräpariertes Wochenende.

via Wurzeltods Tumblr

Super 8 | von kid37 um 17:14h | 5 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 



Die Stadt liegt still wie ein sterbender, gestrandeter Wal

A big black cloud comes.
(Nick Cave & The Bad Seeds, Tupelo)



Abends dann beim Bucerius-Forum versucht, doch noch eine Karte für Sophie Rois zu bekommen. Vielleicht, so hieß es, sei noch eine an der Abendkasse erhältlich. Glück hatte ich nicht. Da will man einmal zur Hochkultur, und schon sind die Ellbogen draußen wie beim 999-Konzert. Menschen, die aussahen wie Roger Willemsen, um hier auch mal exotische Namen einzustreuen, waren schneller, entschlossener, huschten an mir vorbei in den Saal. Grüßt schön, dachte ich und setzte mich irgendwo an den Rathausplatz. Drinnen, einigermaßen verbarrikadiert, las die Rois aus dem Decamerone, diese Fluchtgeschichten vor der großen Pest. 1348 waren zehn junge Menschen aus Angst vor dem schwarzen Tod aus Florenz geflohen und hatten sich in ein Landhaus zurückgezogen. Weil es weder Fernsehen, Blogs noch Twitter gab, erzählten sie sich Geschichten. Eine Überlebensstrategie. Spät war die Sonne herausgekommen, strich über die golden glitzernde Fassade des Rathauses, und ohne rauchige Stimme im Ohr sah ich den Menschen zu. Es war ganz still geworden.


 


Mittwoch, 10. Juni 2009


Es wird anders



Immer diese semiotischen Nöte. Die unbeeindruckte Innenstadt durchqueren, wie popmodern gelernt um Distinktion bemüht, in der Hand aber eine Tüte von Karstadt. Als wolle oder solle oder müsse gar man ein Zeichen setzen, Signale flaggen und nicht einen Einkauf nach Hause tragen. Notizbücher aus dem maroden Haus. Die Kassiererin hat kurz vor Geschäftsschluß, aber nur für diesen Tag, aus dem Trotz in eine beherrscht schwebende Ruhe zurückgefunden. Vielleicht ist es der Schock auch. Sie ist dieser Barbara-Rudnik-Typ, eine kühle blonde Schöne, und wir sprechen kurz über die Bedingtheit und den Trost des Gewissen. Dem Ende der Ungewissheit. So sieht es aus nämlich, es sind die einfachen Gleichungen. Während ich also meine Notizbücher aus ihren schönen Händen entgegennehme, denke ich an den Schock, der aber morgen vielleicht erst nachläßt, die Ruhe zerbricht und ein, zwei, drei und dann noch viele Fragen nach oben spült. Verträge sind Versprechen, und Versprechen darf man nicht trauen. Es bleibt uns der Wind, heißt es im Lied, mehr unterschreibe ich nicht.

>>> Ende.

Tentakel | von kid37 um 12:05h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link