Mittwoch, 22. August 2007


Der gefundene Satz, #41

"Ich will keinen Ehemann. Ich will nachts gut schlafen können."

(Robin Wright Penn, die ich anderenfalls sofort geheiratet hätte, als "Liv" in Breaking and Entering. USA/GB 2006.)

Super 8 | von kid37 um 16:47h | 15 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Dienstag, 21. August 2007


Ach

How I wish you were
here with me now

(New Order, "In A Lonely Place")



Während ich meine harten, im Krankenhaus zerstochenen Venen massiere, über das Konzept "Urlaub" nachdenke und mit kurzem irren Lachen der Idee Raum gebe, einfach sieben Tage nach Mauritius zu fliegen, obwohl ich doch lieber ins nebelverhangene... Na egal. Jedenfalls, ließ sich eine Woche auch schon mal besser an, selbst am Montag. Am Wochenende wieder diese Schlägereien in meiner U-Bahn, am Wochenende wieder diese Messerstechereien auf dem Kiez, nicht lange, nachdem ich just dieselbe Stelle passierte, mit einem Wort: es nervt.

Kein gerader Satz wird heut entbunden, mir fiele nicht mal eine theatralische Wendung ein und wollte ich schnell noch was in meinen Unterarm ritzen. Was ich heute schaffte, neben der Fabrikarbeit natürlich? Etiketten raustrennen. Ja genau. In den 70ern ein Anlaß für die Rasterfahndung, rausgetrennte Etiketten, sehr verdächtig, ist heute hoffentlich nur eine Marotte. Ich mag meine Leibwäsche halt befreit von solchen Dingen. Wie sieht das auch schon aus? Ich bin ja jetzt auch doppelt sensibilisiert. Hieß es früher, trag schöne Unterwäsche, du könntest deiner Traumfrau begegnen, kontere ich heute, trag vernünftige Unterwäsche, du könntest unverhofft ins Krankenhaus kommen. Was waren das noch für Zeiten, wo man so was gar nicht kannte, Unterwäsche. Und Krankenhäuser sowieso nicht, denn man war ja kern & gesund. Aber schäbige Webetiketten? Niemals nein.

Neulich habe ich Tracey Emin einen Brief geschrieben, aber die Antwort steht noch aus. Die kennt sich aus. Derweil denke ich über die beiden nach, eine Geschichte, auf die mich Saxana gestoßen hat. Auch irre, in jeder Wendung. Noch habe ich nicht alles verfolgt und lese gerade ein wenig im Blog von Theresa. Endlich passiert mal was, möchte man denken. Nicht immer nur phoney mahoney, sondern richtiger 4/4-Takt. Dieses Gequatsche nämlich immer.

So viele Arten. Fast so viele, wie es Liebe gibt.


 


Sonntag, 19. August 2007


Für immer Pink



Während ich die Uhr beobachte, bis der kleine Zeiger auf die sieben vorrückt, damit ich den Korken aus der Weinflasche ziehen kann, fällt mir eine beachtliche Sache ein: Gestern abend zerbrach auf der Reeperbahn eine Bierflasche mitten auf dem Gehsteig! Dieses Ereignis ist möglicherweise nicht nur die Nachricht des Wochenendes, sondern auch eine unglaublich bildhafte Überleitung zu einer kleinen, aber wichtigen Fernsehsendung, auf die ich hinweisen möchte.

Morgen, 20.8., zeigt das ZDF, der Sender für die älteren unter uns, Musik von anno dunnemals: House of the Rising Punk ist eine wirklich sehenswerte, liebvevoll zusammengeschnittene und um interessante Zeitzeugen bereicherte Dokumentation über das legendäre CBGB und den Beginn der Drei-Akkorde-Musik in New York Mitte der 70er. Auf den Spuren von Television, Richard Hell, Patti Smith und dem Rest der Blank Generation gibt's alte Filmmitschnitte, Interviews und ein paar Takte Musik. Also, weiße Hemden und schwarze Jackets anziehen, Haare nicht kämmen, ein wenig französische Dichtung im Raum verteilen und den Fernseher um 0.20 Uhr einschalten. Warum das ZDF meint, die Sendung unter das Motto "Für immer Pink" stellen zu müssen, ist entweder einem Tippfehler oder dem Gedanken geschuldet, pinke statt graue Panther ließen das Stammpublikum dieses Senders irgendwie jugendlicher aussehen.

Radau | von kid37 um 20:50h | 19 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 16. August 2007


Pelvis Perdu




Von meinem Unfall ist wohl doch etwas nachgeblieben. Der Hüftschwung von Elvis will mir plötzlich nicht mehr gelingen!

Dabei ist gerade die Comic-Biografie vom King erschienen, zu Papier gebracht von Titus Ackermann und Reinhardt Kleist. Heute abend, also jetzt, ist Vernissage bei Knoth und Krüger in Berlin. Aber Kid Creole Hüftsteif kann ja nicht.

So kann ich alternativ auch nicht Blood Tea And Red String schauen, den Kollege Groh in der Hauptstadt zeigt. Ah, Tischkante. Heulen könnt' ich wie ein Hound Dog.

Und Freitag? Nun, in meinem persönlichen Heartbreak Hotel wird man mich ebenfalls nicht tänzeln sehen. Dawn of the Dark Hearts heißt die Gruppenshow in der Strychnin-Galerie mit der Litauerin Natalie Shau, dem Kalifornier Matthew Bone, dem Franzosen Bijou und der Berlinerin Mimi S.
Es wird bunt, tragisch und berückend schön. Ich bin gewiß.

(Dawn of the Dark Hearts, ab 17.8. in der Strychnin-Galerie, Berlin.)


 


Dienstag, 14. August 2007


Wir sind Sternenstaub



Heute dann wurde mir klar, das es ja immer weitergehen muß. Heute fiel mir wie derzeit nur der langsam abbröckelnde Wundschorf aus den Haaren ein Brief vor die Füße. Die schöne Sternentätowierte schrieb aus dem Krankenhaus und möchte nun Geld für jeden mitleidigen Blick aus ihren trostspendenden Augen. Ich sei Zuzahler erfahre ich, denke aber im Stillen, bin ich nicht eigentlich viel eher Draufzahler, wenn man mal ganz ehrlich ist? Sie jedenfalls tut unschuldig, ihr seien die Hände gebunden. Aber auch das hätte ich, wenn schon, lieber selber erledigt.

Den Brief zu erfassen, erfordert mehr Mühe als sonst schon unangenehme Nachrichten. Um Mißverständnisse auszuschließen, versuche ich mich derzeit aber angestrengt in der Re-Alphabetisierung. Als Youtube-Patient liest man mir immerhin Edward Goreys A-B-Weh. Die Gegenprobe liefert die ebenfalls deutliche Buchstabierhilfe vom - Achtung, jetzt kommt's - Head Injury Theater.

Die Urlaubsplanung hingegen gibt sich als widerspenstige Freundin. Mal brauche sie "noch Zeit", mal habe sie schon Besuch. Mal lockt sie mit einladender Geste, reagiert aber beleidigt, wenn ich nicht sofort springe, und droht mit regenverhangener Miene, abweisender Kühle oder Hingabe an den Nächstbesten. Vielleicht brenne ich einfach durch mit meinem Kumpel, dem Job.


 


Freitag, 10. August 2007


Was im Schrank

[Ach. Dreck.]

Zeit für Rehab die nächste Häutung. Stetig ist der Wandel. Es gibt schließlich, und das ist die gute Nachricht, so viele Stile zu erkunden.


 


Mittwoch, 8. August 2007


Herr Kid geht k.o.



Das kommt davon, wenn man artistische Scherze über Rehab-Inszenierungen macht - prompt wird man selbst zum Protagonisten. Ich möchte betonen, Rock'nRoll hin oder her, aber das ist mir auch noch nicht passiert. Gehe ich doch eben schnell nach der Arbeit im Supermarkt einkaufen, merke noch wie mir blümerant zumute wird... und verliere dann den Faden. Dunkel erinnere ich mich an die Kühltheke, dann aber an nichts mehr. Vielleicht war es der Milchpreisschock, vielleicht hatte ich auch einfach keinen Saft mehr, jedenfalls wachte ich so zwei Stunden später in der Notaufnahme auf.

Fade to Black, danach emsiges Treiben um mich herum, eine Kopfwunde, ein sauberer Cut, muß versorgt werden, ein paar Instrumente piepsen. Von meinem Sturz bin ich am halben Körper grün und blau, als hätte ich eine muntere Sparringsrunde mit Darius "Tiger" Michalczewski hingelegt. Aber das merke ich alles erst am nächsten Tag. Jetzt gerade kniet eine junge Schwester vor mir, hält meine Hand und spricht mit sanfter Stimme zu mir. Fasziniert betrachte ich ihr Sternentattoo auf dem Handgelenk. Hier bei den Sternen bin ich zu Hause, weiß ich, hier ist das katholische Krankenhaus. Der behandelnde Arzt hingegen ruft ganz irdisch nach einer dickeren Nadel. "Das ist die härteste Schwarte, die ich je genäht habe!" Ich finde, so dickköpfig bin ich nun auch wieder nicht. Hätte er mal die Schwester gelassen, ganz weich wäre ich geworden.

Abends am nächsten Tag höre ich die Andacht, die in die Zimmer übertragen wird. Mir ist sofort besser.
Davor noch ein Besuch im Technikpark. Man schiebt mich zum Kernspin in die Röhre, das pulsierende, modulierte Brummen hört sich an wie auf einem Industrial-Festival. Nur der Kopfhörer mit dem Lokalradiosender, den ich tragen soll, stört etwas. Brrrr. Bzfff Bzfff. Bzfff. Könnte man auch mal samplen. Nachmittags noch ein EEG, ich wette, das Netzmützchen aus Gummi, das ich dazu trage, steht mir nicht. Die Kurven scheinen nicht so interessant zu sein, wie die auf dem berühmten Joy-Division-Cover, obwohl ich abwechselnd die Augen öffne und schließe, Rechenaufgaben löse und "an was Schönes" denke. Meine Entlassung zum Beispiel.

Die habe ich dann heute veranlasst, nachdem ich den Kollegen Arzt überzeugen konnte, brav zu sein und unauffällig und überhaupt ein echter Simulant. Wie ein geprügelter Hund schlich ich nach Hause, gleich darf ich mir vorsichtig das Blut aus den Haaren waschen. Und nachher, nun, da gehe ich dann mal zum Supermarkt.