Für immer Pink



Während ich die Uhr beobachte, bis der kleine Zeiger auf die sieben vorrückt, damit ich den Korken aus der Weinflasche ziehen kann, fällt mir eine beachtliche Sache ein: Gestern abend zerbrach auf der Reeperbahn eine Bierflasche mitten auf dem Gehsteig! Dieses Ereignis ist möglicherweise nicht nur die Nachricht des Wochenendes, sondern auch eine unglaublich bildhafte Überleitung zu einer kleinen, aber wichtigen Fernsehsendung, auf die ich hinweisen möchte.

Morgen, 20.8., zeigt das ZDF, der Sender für die älteren unter uns, Musik von anno dunnemals: House of the Rising Punk ist eine wirklich sehenswerte, liebvevoll zusammengeschnittene und um interessante Zeitzeugen bereicherte Dokumentation über das legendäre CBGB und den Beginn der Drei-Akkorde-Musik in New York Mitte der 70er. Auf den Spuren von Television, Richard Hell, Patti Smith und dem Rest der Blank Generation gibt's alte Filmmitschnitte, Interviews und ein paar Takte Musik. Also, weiße Hemden und schwarze Jackets anziehen, Haare nicht kämmen, ein wenig französische Dichtung im Raum verteilen und den Fernseher um 0.20 Uhr einschalten. Warum das ZDF meint, die Sendung unter das Motto "Für immer Pink" stellen zu müssen, ist entweder einem Tippfehler oder dem Gedanken geschuldet, pinke statt graue Panther ließen das Stammpublikum dieses Senders irgendwie jugendlicher aussehen.

Radau | 20:50h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
kid37 - Sonntag, 19. August 2007, 21:35
Und ergänzend kontrastierend dazu das Interview mit Peter Saville aus der FAS über Tony Wilson, Factory, Manchester und Jugendkultur.

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booldog - Sonntag, 19. August 2007, 22:21
CBGB. Erinnern Sie mich nicht. Ich war unwissend und vor Ort, als es dicht machte. Mein Leben lang werde ich mich dafür hassen.

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kid37 - Sonntag, 19. August 2007, 23:41
He, denken Sie an meinen schwachen Kreislauf! CBGB! Vor Ort! Unwissend! Ich werde Sie ein Leben dafür hassen. Na gut, so weit gehe ich dann nicht. Man verpaßt im Leben schließlich so viele Gelegenheiten, ich träume deshalb immer von den schönsten, das ist auch ok.

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derherold - Sonntag, 19. August 2007, 22:55
There is a punk in Osnabrück, they call ... :)

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kid37 - Sonntag, 19. August 2007, 23:41
Jaja. Der trägt bestimmt mittlerweile so Hippie-Gefluddel im Haar ;-)

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iii - Sonntag, 19. August 2007, 23:29
Das Verhältnis Wilson <->Saville erinnert ein wenig an Lou Barlow<-> J. Mascis. Aber es kam/kommt ja was bei rum. Und die Aussage: "Tony hat gern Audienz gehalten" - Kuhl.

Ich guck mir das morgen an. Nackt (aber in Burka).

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kid37 - Sonntag, 19. August 2007, 23:47
Das ist schwer korrekt. Ich könnte schnell noch einen G-String aus Gepardenfell dazu kürschnern, dann wär das aber so was von! Achte auf Richard Hell, Typ hyperventilierender junger Mann, der damals keine drei Noten behalten, aber nun sehr entspannt an seinem Mythos klöppelt. Ich mal mir dann "Blank Generation" mit Lippenstift auf die Brust.

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cut - Sonntag, 19. August 2007, 23:58
Jetzt gehört man also schon zur ZDF-Zielgruppe. Zum heulen. Aber da ich schon die Ausstellung "Zurück zum Beton" in der Düsseldorfer Kunsthalle besucht habe, werde ich mir auch die Sendung im ZDF anschauen. Gestern museal, jetzt im Senioren-TV. Ich glaub, ich koch mir erst mal nen Tee. Wobei dieses frühe Zeug ja doch eindeutig überschätzt wird.

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kid37 - Montag, 20. August 2007, 00:08
Die Ausstellung habe ich damals verpaßt, ich glaube falsche Rücksichtnahme war der Grund. Grrr. Ab und an blättere ich im Katalog und denke, ach wat, in 25 Jahren: Willkommen im Blogger-Museum. Wir sind alle kanonisiert. ZDF holt dann die internetzmenschen vor die Kamera.

(Übrigens: So weit ich mich erinnere, hatten sowohl Richard Hell als auch die Einstürzenden Neubauten ihre ersten TV-Features in Deutschland um 1980 bei Aspekte im ZDF.)

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Lu - Montag, 20. August 2007, 09:46
fein. für immer punk. nur, habe ich die uhrzeit überlesen?
im alter zu sein, dass einen so was interessiert bedeutet nicht gleich, in einem alter zu sein, wo man nachts um 1:20 noch auf eine doku warten kann, weil am nächsten morgen wecker und arbeit lacht.

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cut - Montag, 20. August 2007, 12:09
Heute um 0:20. Und wie wußte schon Napoleon: „Vier Stunden Schlaf für Männer, fünf für Frauen und sechs für Idioten“.

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kid37 - Montag, 20. August 2007, 14:17
Vielleicht sollte man sich der angeblichen Protestaktion des wahren, echten, einzigen Heinos anschließen und einen Euro von der GEZ abziehen. Solange, bis das ZDF seine Dokus zu punk arbeitnehmerfreundlicheren Zeiten ausstrahlt.

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au lait - Montag, 20. August 2007, 17:42
Schöner Tipp. Danke! Vielleicht ist das Pink, wenn nicht krummen Fingern, ja der Haarfarbe mancher Punks geschuldet, vor denen Barbie und Skipper einst solche Angst hatten?!

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kid37 - Montag, 20. August 2007, 18:46
Pink ist das neue Punk.

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iii - Dienstag, 21. August 2007, 11:40
Richard Hell: Dufte. Sieht auch noch erstaunlich frisch und unverbraucht aus. Vom Teint. Der kann sich doch jetzt im- ich sag mal- reiferen Alter ruhig ein wenig zurücklehnen und Geschichten a la "Als-ich-damals-mit-nix-außer- 5-Dollar-nach-New- York- kam" erzählen. Wer hat, der kann. Aber nur dann.

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kid37 - Dienstag, 21. August 2007, 14:16
Der hat so ne ähnliche Brille wie ich, aber vermutlich liegt es nicht daran. Vielleicht waren die Drogen damals irgendwie besser oder er arbeitet jetzt in der Verwaltung irgendwo, wo es ruhiger ist.

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eon69 - Dienstag, 21. August 2007, 23:22
für mich: die offenbarendste doku über musik je!
seit dem großer fan von suicide! läuft in der doku auch ein cooles stück von denen (ghost rider), während alan vega total ungerührt von alten zeiten erzählt... gaaanz großes dokukino!!!

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cut - Dienstag, 21. August 2007, 23:42
Gut. Ja. Aber: Definitiv, unübertoffen, wichtig, richtungsweisend, früher war eh alles besser, meine Vergangenheit: American Hardcore... Wenn es denn schon ein (rel. aktueller) Film sein muss.

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mr.okada - Donnerstag, 23. August 2007, 12:43
au ja. wenn ich alan vega sehe, denke ich immer: es kann doch nicht alles verkehrt gewesen sein. bei der gelegenheit, auch sehr empfehlenswert, aus der gleichen schmiede (turner&tailor; gibts auch schon lang nicht mehr, leider leider): "Die Beach Boys und der Satan"

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