
Montag, 12. März 2007

So einen Samstagabend kann man auf verschiedenste Art und Weise begehen. Man wünscht sich hin, man wünscht sich fort und ist doch stets an welchem Ort? In Gedanken jedenfalls oft da, wo man gerade nicht ist. Einen dieser Gedanken hat Thorsten Passfeld bei Feinkunst Krüger ausgestellt.


Es macht sich in solcher Umgebung gleich ein Hauch von Ahnung breit, hier richtig und unter Gleichgesinnten zu sein, während anderswo nur Gleichgesinnte völlig falsch liegen. (Kann mir noch jemand folgen?) Obwohl vom Hafen mit seinen derzeiten elektrischen Attraktionen nicht weit, war es zwischen hölzerner Kunst und schönen Menschen, unter denen ich die minderjährigen berückenden Gefährtinnen verkrachter Kunststudenten besonders hervorheben möchte, deutlich attraktiver, schon allein, weil einem ab und an der selbstredend völlig unschuldige Gedanke, mit einer dieser berückenden, völlig normalen Frauen in Ruhe nach Hause zu gehen, um dort auf eine ebenso gelassene wie einvernehmliche Art miteinander zu schlafen, von einer Herzkammer in die andere rollte (dortselbst wird nämlich immer noch gedacht). Aber das ist natürlich ebenso virtuell wie ein, nehmen wir ein willkürliches Beispiel, Autorennen auf einer Spielkonsole.
Zurück aber zur Kunst. Ich bin ja gerne bei Herrn Krüger, der immer wieder mit kleinen skurrilen Dingen überrascht, aber diesmal war es nun wirklich fantastique. Wo andere mit der Laubsäge nur Fleißarbeit bezeugen, hat Multitalent Passfeld, den ich hier ruhig loben kann, weil wir persönlich nicht miteinander bekannt sind (sonst wären wir wahrscheinlich verstritten), dem Betrachter eins in Kopf und Herz assembliert, daß man zwischen Ach ja und Hach ja schwer herausfindet. Ob aus Holzeinzelteilen nachgebildete allerweltliche Fertigungsmaschinen (Nähmaschine, Tonbandgerät), Signalträgerraketen namens "Doofheit" oder angesprochene Wort-Bilder - kurzundknapp: toll!
Leider reichte der Etat zum Ankauf nicht, diese Prekariatsbloggerei hat also auch Nachteile. Doch immerhin, der Arsch bleibt selbstgerettet. Und gelacht haben wir auch. Sich in neugeschaffenen Räumen einen neuen Raum verschafft.
("Kommt jetzt alle rein, bitte!" bis zum 7.4.2007 bei Feinkunst Krüger, Hamburg.)

Samstag, 10. März 2007
Geh weg, Hollywood! Da sitze ich seit einiger Zeit an einem atmosphärischen Drehbuch voller Gewalt, Leidenschaft, Eifersucht und Emotionen, um den ersten echten Blogger-Film zu realisieren - und was ist? Es ist alles schon gesagt, geschrieben und projiziert worden auf die seidigen Leinwände des amerikanischen Kinos. Ich bin 37 47 Jahre zu spät!
>>> The Bloggers - Trailer auf DailyMotion.

Donnerstag, 8. März 2007

Nachts greifen mich die rostigen Arme. Nachts höre ich das Glucksen der Regenrohre, das Husten der Männer im Treppenhaus. Sie kommen von der Schicht, kleine Männer mit roten Augen und zerbeulten Hüten, die aschgraue Schatten über ihre Gesichter werfen.
Ich gehe nicht raus, ich verweile in meinem Schlummer. Ich höre nicht die Glocken. Ding Dang Dong. Die alten Türen öffnen sich schwerer mit der Zeit. Draußen summen die hutzeligen Männer ihr Lied. Nein, man kann nicht zwei Melodien gleichzeitig pfeifen. Schreibt das bitte auf.
Morgens schleiche ich mich zum harten Brot. Das Augenpaar im Kühlschrank folgt argwöhnisch jeder meiner Bewegung. Licht an, Licht aus - da drin wird nicht geschlafen. Manchmal, wenn all das Eis aus dem ***-Fach nicht reicht, meine Schläfen zu beruhigen, denke ich, gut, es ist wohl an der Zeit.
Sich als junger Mann verkleiden, runter, raus, tänzelnd aus dem Treppenhaus. Den Schlurfern ins Gesicht geschrien, den Trödlern einen Tritt. Das Leben im Mobilgerät, Hab und Gut verschenkt. Dann einfach eine Klingel gedrückt, Guten Tag, ich zieh jetzt ein.
Oder immer weiter.

Mittwoch, 7. März 2007

Kein Wunder, daß es mit der Bloggerkarriere nichts wird. Die Wachstumsmärkte Chinas sind mir versperrt! Da sage ich meinen Lesern aus dem Reich der Mitte herzlich "Ni hao" und die dürfen meine Freundlichkeit nicht lesen. Das läßt mich bitter zurück wie Novemberregen, der einen Berg hinunterrinnt.
Immerhin möchte ich hoffen, nicht in diesem Augenblick, da ich diese Zeilen schreibe, mit meinem Blog zur Blaupause ebenso eifriger wie schamloser Kopisten hinter der großen Mauer zu werden.
Interessanterweise gehört aber auch unser Blogger-de-Korrespondent aus Chengdu zu den geblockten Blogs. Er kommt irgendwie raus, darf aber sein eigenes Blog nicht lesen. Behauptet jedenfalls hier die Great Firewall of China.
via Miagolare. Aber so was von.

Dienstag, 6. März 2007
Ach. Nun ist der Mann, der sagte, Blogs beschrieben nicht mehr die Wirklichkeit, sondern haben diese längst schon ersetzt (oder so ähnlich), gestorben, wie der Spiegel vermeldet.
Jean Baudrillard (1929-2007) hat sich übrigens auch als Fotograf einen Namen gemacht. Ein Bilderkritiker und ein Bildermacher eben.

Dienstag, 6. März 2007
Is a sweet candy
(5.6.7.8's, "Edie Is A Sweet Candy")
Trailer sind oft so dicht und schnell und zugespitzt geschnitten, daß der lange richtige Film Mühe hat, den Erwartungen, die solche Vorversionen auslösen, noch gerecht zu werden. Bei Factory Girl werde ich aber das ernüchternde Gefühl nicht los, daß eine noch größere Enttäuschung bevorsteht. Wenn schon der Trailer so lustlos und steril wirkt. Artifiziell müßte man sagen - wäre das im Universum Warhola nicht schon wieder ein Kompliment.
>>> Webseite der 5.6.7.8's

Sonntag, 4. März 2007
Dem Klabunde hätte man heutzutage gleich Bescheid gegeben, mal schön diese affig moralisierenden, altmodisch spaßbefreiten Forderungen im Schrank zu lassen, wo andere Menschen doch bloß Fun und Gewinn haben möchten. Aber wenn es heißt, Blogs seien "Kultur" - und Kultur ist für mich ein Grundgut wie Wohnen auch - dann ist es schon eine grundsätzliche Frage, welche Art von Kultur man da genau meint und wie man mit ihr umzugehen gedenkt. Ich nehme es mittlerweile hin, wenn Ausstellungen und Festivals deutlich sichtbar gesponsert werden, weil anderenfalls die Mittel nicht verfügbar wären. Immerhin sind aber die Produktionsmittel des Bloggers so günstig und einfach zu handhaben wie nie - mehr als ein wenig Zeit braucht es eigentlich nicht, um sich einen Platz, einen Ort zu schaffen, dort schalten, schreiben und walten zu können, wie man mag.
Natürlich muß jeder für sich selber sehen, wie er diese Chance nutzt. So viele wollen schließlich ihr Hobby zu Geld machen. Und der Bogen von Bannerwerbung zu bezahlten Beiträgen ist sehr weit und jeweils neu zu bewerten.
Es wäre aber schade, wenn private Blogs eines Tages so nervig daherkämen wie billige Prospekte, die man mir samstags unter der Tür durchschiebt. Aber vielleicht ist es dann auch durch mit dieser Geschichte, dieser Kultur. Man schaltet halt nicht mehr ein, so wie man den Fernseher wegen der ganzen Astro-, Homeshopping- und Gewinnspielscheiße nicht mehr einschaltet. Vielleicht geht man dann einfach mehr raus, trifft sich mit Menschen, liest wieder ein Buch oder gründet eine Band. Da ist man ja sehr frei.
Da ich Wohnen aber muß, und die Ansichten des Herrn Klabunde nicht sonderlich hoch im Kurs stehen und auch kein Vermieter sagt: "Blogger? Tolle Sache, so einen brauche ich im Haus, wollen Sie nicht mietgünstig bei mir wohnen?", bin ich ehrlich gezwungen, meinen eventuell bevorstehenden Umzug mit fremden Mitteln zu finanzieren. Ich habe zweckgebunden einige dufte Firmen aus diesem Bereich angeschrieben und lasse mir nun mein Tun und Handeln an diesem Ort sponsern. Super diskret natürlich.
Habt ihr eigentlich schon mal über neue Fliesen nachgedacht?
