Montag, 13. November 2006


Adhoc: Nicht in Nebelwerte investieren!

Prioriäten richtig setzen: Der Weltekel darf nicht vom Blogekel übertönt werden.


 


Freitag, 10. November 2006


Schäume

Dem Textdichter dieser Träume sollte man auch mal das Glas wegnehmen. Oder etwas stärkeres hineinkippen. Meine Fresse, die arme Frau. Ich summe mir jetzt ein Lied.

Radau | von kid37 um 15:28h | 12 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 8. November 2006


Lebensscheiben, transparent

For there are brighter sides to life
And I should know, because I've seen them
But not very often ...

(The Smiths, "Still Ill")

Wanderer in Skandinavien. Flohmarktfund

Neulich auf dem Flohmarkt bekam ich ein Kästchen mit alten Dias geschenkt. Reste aus einer Wohnungsauflösung, Dinge und Erinnerungen, die keiner mehr wollte. Die Fotografien stammen allem Anschein nach aus den späten 60ern, eher frühen 70ern. Vieles war uninteressant, Museumsbilder von antiken Skulpturen aus Griechenland. Ein Lehrer vielleicht, Kunst oder Geschichte. Griechenland war zu dieser Zeit, nach Italien, ein bevorzugtes Reiseland für junge Akademiker geworden. Jedenfalls leite ich das aus meinen Erinnerungen an endlose Dia- und Super-8-Filmschauen meiner damaligen Lehrer ab, die sie nach den Sommerferien in verdunkelten Klassenzimmern zeigten.

Das Eigenheim im Grünen, das auf manchen der Bildern auftaucht, Menschen auf der Terrasse, eine Hollywoodschaukel ist undeutlich zu sehen, deutet auf so einen Hintergrund hin. Der Vater Beamter, ebenfalls Lehrer vielleicht. Nachbarn zu Besuch, man diskutiert über den Weltenlauf. Ein kleiner Junge spielt im Gras. In einer Küche mit scheußlichen Siebziger-Jahre-Kacheln und Hängeschränken wäscht eine alte Dame Geschirr.

Gemeinsam, zu dritt oder viert, ging man auf Wanderungen durch Skandinavien. Kaitumjaure konnte ich auf der kritzeligen Beschriftung der glasgerahmten Dias entziffern. Das Wetter dort war nicht immer gut.

Die alte Dame ist nun sicher tot. Die Wanderer, denen die Dias gehörten, der junge Vater, die junge Mutter... nun, die Sachen stammten aus einer Wohnungsauflösung. Heute sind sie kein Paar. Einzig der kleine Junge, der allein auf dem Rasen vor dem Eigenheim spielte. Der müßte nun so alt sein wie ich. Etwas jünger sicherlich. Vielleicht wäscht er gerade irgendwo Geschirr.


 


Dienstag, 7. November 2006


... und morgen dann Serviettenfalten

A well-tied tie is the first serious step in life.
(Oscar Wilde)

Auch nach 23.00 Uhr keine Schande: die Krawatte ist ein zeitloses Kleidungselement.Frau Kaltmamsell lenkte das Augenmerk gerade auf sogenannte Freizeitbekleidung, ein Thema, das mir schon lange am Herzen liegt. Ein weiterer Punkt, der ältere Herrschaften häufig von den jungen unterscheidet: korrekte Kleidung - auch und gerade beim abendlichen Trunke Bloggen. Nichts empfinde ich als augenschmerzlicher als graugemergelte Jogging-Anzüge und anderweitiger "Home Look" (außer vielleicht das gleißende Licht meiner Zukunft, wie es in dem Lied heißt). Was unsere konservativen Minister und katholischen Würdenträger verschweigen: die Scheidungsquote ist unter anderem auch deshalb so hoch. Selbst für den Besuch an der Nachttanke oder dem Trennmüllcontainer sind ausgeleierte Fummel und Trainingsklamotten denkbar ungeeignet. Ebenfalls geben sie kein gutes Beispiel für unsere Kinder ab - und um die geht es ja schließlich. (Auch wenn es richtig sein mag, daß sich an Nachttanken in der Regel nicht allzuviele Kinder aufhalten.)

Möglicherweise ist nicht gleich der Standort Deutschland in Gefahr, aber ein bißchen innere Zucht und äußere Würde verleihen auch bei scheinbar unbeobachteten Tätigkeiten (Bloggen, Baden, Selbstverwöhnung) ein wohltuendes Maß an Stil und Eleganz. Zum Schlafen kann man die Krawatte aber gern ein wenig lockerer tragen.


 


Montag, 6. November 2006


Wir nennen es Altern

Ok. Ich wollte nicht länger zurückstehen und habe jetzt auch so ein Video gemacht. Ist ja als älterer Mensch nicht mehr ganz so einfach.

Nein, ernsthaft: Auch wenn dieser Typ in seinen anderen Beiträgen zum Teil etwas, nun ja, umständlich erzählt - also so wie ich halt. Aber wenn man sich ein wenig auf ihn einläßt und Geschichten aus ferneren Zeiten mag, dann... nun ja, enjoy!

Generell weiß ich nicht, ob es unbedingt Videos sein müssen. Aber eine gute Möglichkeit, Geschichten zu teilen, zu lesen, zum Zuhören ist es allemal. Gleichzeitig erstaunlich, was ältere Herrschaften mit den neuen Möglichkeiten anstellen. Da sehe ich bald ganze Seniorenheime ins Netz gehen. Generation Selbstdokumentation. Und noch etwas fällt mir ein: diese Gammelpunx 2.0, denen würde ich sehr wohl einen Euro geben. Aber nur, wenn sie damit ins Internet-Café gingen, um ein Blog mit Geschichten zu füllen. Dosenbier.blogger.de oder Strassenkid37.blogger.de - das abonnierte ich doch sofort.

Was machen, was mitteilen. Die neue Bohème jedenfalls ist über Siebzig. Auch eine Art Herbstbloggen.

Tentakel | von kid37 um 20:07h | 7 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Freitag, 3. November 2006


DHääääL!

So, geht gleich weiter. Liebe Post, ich weiß, vierter Stock, kein Aufzug, ist immer schwer. Aber Pakete mit dem Vermerk "Empfänger verzogen" zurückzuschicken, ist ein bißchen faul frech.

Zufällig weiß ich das genauer.

Aber wie schrieb ich in meiner vielgelesenen PR-Broschüre Fröhlich auch an Regentagen - Wie man Massenentlassungen kommuniziert: Muß man immer wieder weitermachen, notfalls mit Singen und Tanzen.


 


Donnerstag, 2. November 2006


Dankäää!

Ist doch immerhin erstaunlich, wie sehr ein lautstark sarkastisch herausgeschmettertes Höflichkeitswort drei dunkler belichtete Männer mit Mangelerziehungshintergrund zusammenzucken und mir dann wenigstens die zweite Tür offenhalten läßt, während ich mich mit drei Tüten im Arm (...und an der Hüfte Bananen) aus dem Gettosupermarkt zu schlängeln anschicke.

(Aus meinem neuen Buch: Wir nennen es Hirnstrom einer Moluskel - Das Leben der neuen Bohème zwischen Scannerkasse und Altglascontainer.)


 



Traum der Venus

Gala-Show als "Traum der Venus". Dalís Pavillon, 1939. (c) Erik SchaalWie schon mal beiläufig bemerkt, bin ich kein allzu fanatischer Freund dieser leicht gönnerhaften Altherrenriege der sogenannten "Surrealisten". (Könnte man mal eine Abhandlung drüber schreiben, warum im Expressionismus und Dadaismus Frauen eine so viel zentralere Rolle gespielt haben.) Einschläfernder als die eher unpolitischen Geschlechtsteilbestauner finde ich nur noch ihre Epigonen. Statt der pointierten Begegnung von Nähmaschine und Regenschirm auf einem Seziertisch, finden sich leider in der Folge oftmals Quark und Kitsch allzu pubertär gezwungen auf einer Spaßbremse wieder. Und bevor jetzt einer schreit: Toleranz führt in der Kunst, ähnlich wie bei Biersorten, zu nix.

Gönnerhaft wie ich nun selber bin, hindert mich aber nichts, auf diesen hübschen Fotofundus vom Traum der Venus hinzuweisen. Der von Salvador Dalí gestaltete Pavillon war eine der Attraktionen auf der Weltausstellung 1939. (Für innere Einkehr beachten Sie bitte die ringelbestrumpfte Fischdame in der Mitte.) Neben dem sattsam bekannten Camembert-Gedöns sieht man vorbildhaft schwimmsportlich sich ertüchtigende Damen und allerlei maritimes Zubehör. Das mit pflanzlichem Wachstum gepimpte surrealistische Taxi kann man übrigens im Dalí-Museum in Figueres besichtigen. Das habe ich selbst einmal getan. Da war ich aber sehr jung und fand das alles, wie meine Pubertät auch, furchtbar aufregend. Was es - dem Grunde nach - ja schließlich sein soll. Also, tolle Gala Sache. Wie Karneval. Danke, Salvatore!