
Dienstag, 17. Oktober 2006
Danke.
(via Crime in your Coffee)

Sonntag, 15. Oktober 2006
The contents of blogs can often best be described as trash and the expression of shallowness. What is deemed as a higher level of communication is simply a mindless form of entertainment.
Was sagt eigentlich die Kirche zum Thema "Blogs"? Nun, für bibelfeste Leser kaum überraschend, ist das eitle Geplapper in Weblogs nichts, was Gottes Wohlgefallen weckt - glaubt man der Restored Church of God:
Look at what the Bible says about idle words: “But I say unto you, That every idle word that men shall speak, they shall give account thereof in the day of judgment” (Matt. 12:36).
Who would want to give account to God about how many hours a day he rambled on about his favorite pizza place, what brand of jeans he wears, the girl he thinks is cute, when he woke up on a particular morning and in what mood, etc.?
Leider, so fürchte ich, kommt dies für mich nun alles zu spät.
(via Boing Boing)

Freitag, 13. Oktober 2006
not to recall a story but to be able to call up a picture.
(Susan Sontag, Regarding the Pain of Others. 2003.)
Auch wenn es mit der Rücksicht nicht immer so klappt, ist mir der Blick in den Rückspiegel stets lieb. Technikblütenträume, strahlend, glänzend oder schmuddeliger Dampfmaschinenpunk, wie der Terminus heißt. Die wunderbare Zeit des Damals, als man MP3-Player noch mit der Handkurbel aufziehen mußte. Das ist mit ein Grund, weshalb ich kein Notebook besitze. Das könnte sich aber bald ändern, denn dieses schicke, Schrei-des-Tages-mäßige und offenbar funktionsfähige (kein Nachteil!) Mobilterminal habe ich sofort auf meine Man darf doch mal träumen-Liste gesetzt. Macht sich gut auf dem Beifahrersitz des Buckelvolvos. Rückwärts nach vorne.
Die Zukunft mit großem Z, das ist bekannt, kann allerdings nicht so hell scheinen, wie es die wohltemperiert eingerichtete Vergangenheit nie war. Die Lüge des schönen Scheins, der freundlichen Kinder und treuen Gattinnen, eine Welt, die durch die Wahl des richtigen Haushaltsgeräts zum flanellbezogenen Paradies wird. Putzig findet man das im Rückblick, für den Horror des Ausblicks reicht ein simpler Rechensatz. Dennoch: Muß man sich seine Welt halt ein wenig malen, wie Pipi Langstrumpf einst sang. Mal die Perspektive wechseln. Ein Pilz macht dich größer, und ein anderer, nun, der macht dich wieder klein.
Was aber, wenn die Viktualias älter werden? Was ist mit all den Menschen, die man sonst so übersieht? Die Welt sieht eben doch eher so aus wie auf den Bildern der amerikanischen Fotografin Juliana Beasley. Der illustrierte Hort des Menschenglücks entpuppt sich als Wohnwagen oder Pappkarton. Rockaway Beach. Man hofft indes, es ist die ein oder andere Villa Kunterbunt darunter. Wer möchte sich schon ein Urteil anmaßen?

Donnerstag, 12. Oktober 2006
I'm a poor man, if you leave me
I'm applauded, then forgotten
It was summer, now it's autumn
(New Order, "Crystal")
Hallo,
ich habe heute noch mal ein wenig in diesem Blog gelesen. Das, von dem ich neulich schon erzählte.
Klar, denke ich, weiß ich auch, jung. Aber damit kriegt man mich eben. Jung sein, Energie, dummes Zeug reden idealistisch sein. Punk. Punkt.
Bißchen über Sex schreiben, Nächte in Kneipen, Konzerte. Musik. Aber gut. Und dann auch anders als die, die ich früher gerne las. Die sich so wortreich über alles empören, aber keinen Spiegel mehr befragen.
Die sind aber auch nicht mehr jung, da stört das dann. Das ist der Vorteil der Jungen. Die müssen nicht hinterfragen. Die sollen keine neunmalkluge Scheiße von sich geben, sondern einfach machen. Ihre großen Helden zitieren, die anderen demolieren, vom Sockel stoßen. Und man nickt, sagt ja, ja, ja, weiter, Baby, weiter. Und schaut ein wenig irritiert, angeekelt auch, an sich herab, an das festgeklebte, graue Ich, das sich Jahr um Jahr ein wenig weniger bewegt.
Schau es Dir mal an. Die hingerotzten Zeichen, Schnipsel, Fotos und Textfetzen. Jetzt, beim zweiten Schauen, glaube ich, Dir wird es nicht gefallen. Vielleicht nutzt sich das auch ab, nach dem dritten, vierten Mal, das man von diesem Autor liest oder jenem. Die, die man früher selbst so oft zitierte. Wie das halt so ist mit dem Abstumpfen, wenn erst der Kitzel der Erregung, später der der Abwechslung fehlt. Schau es Dir trotzdem ruhig an. Bevor es uns selbst hinwegwischt. Laß Dich einmal noch Mittragen von der Energie. Schließ die Augen, laß es einmal noch die alten Nächte sein. Schummrige Hallen nach dem Konzert, voller Zigaretten, Bier und zertretenem irgendwas. Das erste Mal auf dieser Ausstellung, bei der man unbedingt den Künstler küssen wollte. Die verhuschte, dünne Gestalt, die einem damals alles erschien und heute nur noch Gedanke. Die Autofahrt durch die immer länger werdende Nacht, die schwirrenden Lichter tanzten über die Mittellinie, im Takt der wummernden Bässe, und Du sagtest: Schieb doch noch einmal diese Kassette rein.
Oh, schade. Du liest ja keine Blogs. Sonst hätte ich einen Link gehabt.

Mittwoch, 11. Oktober 2006
Jahrelang dachte ich, ich sei David Lynch. Bis ich feststellte, daß ich nur der Zwerg in der Garage bin.

Dienstag, 10. Oktober 2006
Warum die Lesung in Wien so schön war, wollte ich noch sagen.
>>> Augentrost (nicht bürotauglich) auf Youtube
(Watch for the Tassles Tassels!)
(Ich saß aber den ganzen Abend brav in der Ecke und habe ein Buch über String-Theorie gelesen.)
Dazu passend, noch bis zum 15. Oktober in der Kunsthalle Wien: Werkschau von Dorothy Iannone und Lee Lozano - Sexualität, Kunst und Leben, die Initialen der großen Klassenlotterie. Iannone, die Lebensgefährtin von Dieter Roth, dessen Werk wiederum mir über die Jahre immer mehr ans Herz gewachsen ist, beschreibt auf manisch exhibitionistische Weise die intime "Saga" einer Liebe. Lozano, weitaus unbekannter, aber spontan interessanter wirkend, unternimmt in den 60er Jahren einen ähnlichen Selbsterfahrungstrip. Eine Beatnik-Odyssee zwischen Peyote, Feminismus, Gendertheorie und Protest. (Wobei sie merkwürdige Strategien ergriff: Um gegen die Unterdrückung der Frau zu polemisieren, weigerte sie sich, mit Frauen zu reden.) Zitat: "Suche die Extreme, denn dort spielt sich alles ab."
Es muß auch Menschen geben, die irgendwas ganz konsequent machen.
(Dorothy Iannone, Lee Lozano: Seek the Extremes....
Bis zum 15.10.2006 in der Wiener Kunsthalle)

Sonntag, 8. Oktober 2006
Told you how I used to be
Would you go along with someone like me?
(Peter, Björn and John, "Young Folks")
Endlich, möchte man meinen, wieder Regen auf der Haut und kühlerer Wind unter den Jacken. Nächte, die wieder wispern und Lichter, grün und rot über dem Wasser, die einem die Position anzeigen. Da kann man dann sitzen, sich ansehen und was reden, natürlich. Ich winke mit dem Lottoschein. Bald kann ich das endlos so machen. Ja, und dann könnte ich Sätze schreiben wie "Das Leben als eigener Sonderpostenmarkt". Und da lacht sie und sagt, komm ich lade dich ein. Und wir gehen rüber zur Heißen Hexe und ich darf mir sogar etwas aussuchen. Ich bastel ein Boot aus den Resten des Alupapiers. Ein schwankendes Schiff, trunken naturellement, und damit fahren wir maskaragetränkte Tränen den Fluß hinunter und hinüber zu den dunkleren Ufern.
Sie reicht mir das neue Exemplar des Spottpreismagazins, und ich denke, ja, man müßte auch mal wieder lesen. Blättern durch eine Welt aus Bodenhaltung und Bockwürstchen im Naturdarm. Und selbst diese Menschen, die mittags womöglich ihre ganzen saftigen Putenschenkel über die Anrichte reiben, sehen im Prospekt merkwürdig verhärmt aus. Ausgelaugt wie zu lange gewaschener Kabeljau. (Also ob ich davon Ahnung hätte!) Aber die fahlen Gesichter! Oder liegt es am Druck, am Papier, oder liegt es daran, daß 1000 Gramm Nagerglück auch nicht viel mehr oder weniger kosten. Auf der letzten Seite, gleich hinter Kleinkindern in vorgegrauten Fleecejacken, das Viererset Grablichter, mittel oder groß und selbstverständlich nur, solange Vorrat reicht. Dafür aber brennen sie auch und das doppelt so lang und nicht nur weil sie jung sind. Oder die Nacht.
Nein, sage ich und falte ein verbogenes Herz aus dem Aluminiumboot. Nein, brauche ich alles nicht. Bei mir kommt das alles aus der Steckdose. Die Träume, die Wärme. Die Roboterliebe auch.
