Montag, 13. Dezember 2004


Pagan Passion

Noch lacht ihr und wißt nichts vom schlimmen Schicksal:
Forced to make love to beautiful women!


Weitere tolle moralisch bedenkliche Cover, von deren Botschaft ich mich hiermit ausdrücklich und rückhaltlos distanziere. (Das Leben ist aber so, man muß den Tatsachen ins Gesicht sehen. Nützt ja nix.)


 


Freitag, 10. Dezember 2004


To Kill A Mockingbird

Nachtigallen erfreuen uns Menschen mit ihrem Gesang.
Sie tun nichts Böses, sie picken weder die Saat
aus dem Boden noch nisten sie in Maisschuppen,
sie singen sich nur für uns das Herz aus der Brust.
Darum ist es eine Sünde, auf eine Nachtigall zu schießen.
(Harper Lee. Wer die Nachtigall stört. 1962.)

Atticus Finch lebt nach einer "einfachen" Moral: Nur seinem Gewissen verpflichtet. Ein friedfertiger Mensch, der nur zur Waffe greift, um den tollwütigen Hund zu erschießen. Der seinen Kindern rät, wenn schon, dann auf Blauhäher anzulegen. "Vergiß nicht, daß es Sünde ist, auf eine Nachtigall zu schießen."

Atticus Finch ist allerdings eine Idealfigur, die außerhalb von Romanseiten kaum existieren könnte. Ein altes Sprichwort sagt, wer sich mit den Hunden schlafen legt, wacht mit Flöhen wieder auf. Vielleicht ist er auch selbst ein Hund und wußte es nur vorher nicht. Sicher, auf ihn wird mit Fingern gezeigt. Sicher, er wird von seiner Gemeinde, der Community, verspottet und für seine "Tat" verachtet. Ein moderner Atticus aber würde auch wirkliche Fehler machen, gebrochener sein.

Um eines wäre er jedenfalls bemüht: Die Unschuldigen zu schonen.

Homestory | von kid37 um 14:43h | | Link

 


Mittwoch, 8. Dezember 2004


Der Herr Kid kauft sich keine Hose, aber Schuhe und geht zwischendurch was essen (aber nichts besonderes)

Seit Wochen nerve ich die mit mir sozial interagierenden Menschen damit, daß ich neue Schuhe brauche. Ungünstigerweise weiß ich genau, was ich will, besser aber noch, was ich nicht will. Derbe, klassische Schuhe (keine Halbschuhe), aber nicht zu schwer, gern auch mit Haken, statt mit Ösen. Schuhe, die auf der Bühne trüge, wenn ich in Linz im Aturo Ui spielen würde. Aber keine Docs oder Rangers. Die sehen nur mit Stahlkappe gut aus, aber dann wiegen sie Tonnen. Und außerdem habe ich ja davon bereits ein Paar.

Nun ist es in Hamburg sozusagen unmöglich, vernünftige Herrenschuhe zu kaufen. In dieser durchnüchterten Hansestadt liebt mann das Unauffällige. Schnullianzug und Schnullischuhe, so sieht es aus in der Stadt der gepfefferten Kaufmannsseele. Es gibt entweder Schühchen - Slipper mit Troddeln vorne dran, ab dem 15. März dann ohne Socke drin, um Weltläufigkeit zu demonstrieren. Oder den rustikalen Allwetterschuh mit wasserabweisender Spezialbeschichtung und Sohlen aus Monstertruckreifen. Wer aus der Reihe tanzen oder im Rotlicht wirken will, auf den wartet der sogenannte Ludenschuh. Winklepickerspitze Treter aus vielfarbigem Schlangenleder, deren Sohlen sich wie von selbst mit dem Pflaster rund um die Reeperbahn verbinden. Man sieht sie aber auch in den Außenbezirken - und beim Großfilialisten in der Jugendabteilung.

Heute dachte ich mir, kaufe ich also lieber eine Hose. Nun geht ein Vorurteil so: Die Norddeutschen sind alle schlank und hochgewachsen. Das trifft sich gut, glaubte ich immer. Denn ich bin schlank und hochgewachsen. In der Hosenabteilung einer bekannten Modekette fand ich auch eine hübsches, derbes Modell, das vorzüglich zu meinen noch zu erwerbenden Schuhen passen würde. Der Preis - ein Geschenk. Aber was hingen da für Größen? 39/26 beispielsweise. Oder 52/32. Wer trägt so was? Werden hier kurzbeinige Pfeffertonnen bekleidet? In meiner Größe jedenfalls hing dort nichts.

Spaßeshalber also mal rüber zu den Schweden und auf jugendlicher Maxe gemacht. In der Herrenabteilung weiß ich ja nie, ob ich nicht doch bei den Frauen gelandet bin, wenn ich die rosafarbenen Pullöverchen oder angetuschelten Fransenjäckchen sehe. Aber gut, die Zielgruppe geht bis ungefähr 23einhalb, und ich bin hier nur Gast. Also Maul halten und Hose suchen. Als ich eine anprobiere, die angeblich meine Größe haben soll, trifft mich kurzzeitig ein schneidender Schmerz, wie morgens, wenn ich mir Japanöl in die Augen träufel, um schneller wach zu werden.

Der Schnitt heißt "Slim Fit", ist aber kein Diät- sondern offenbar ein Kastrationsprogramm. Wie zum Teufel bekommt man da etwas unter, was über die Größe eines Tamagotchis hinausgeht? Was haben die Schweden vor? Eines ist jedenfalls klar: Diese Jugend pflanzt sich nicht mehr fort.

Die anschließende Magenschwäche bekämpfte ich mit einem Teller Linsensuppe auf dem Weihnachtsmarkt. Ein Linsengericht, genau das richtige. Lecker, nahrhaft, günstig. Mehr kann ich mir ab 2005 sowieso nicht mehr leisten, wenn ich die Wirtschaftsmeldungen für meine Branche richtig interpretiert habe.

Auf dem Rückweg - nach wie vor ohne neue Hose - erspähe ich plötzlich ein Paar Schuhe. Der Preis - wahrlich kein Geschenk. Aber nun bin ich es leid. Ich schlage zu, obwohl ich fortan sozial geächtet sein werde. Denn sie sind - nun ja, braun. Fatal: Jetzt brauche ich also noch Schuhe für nach 18 Uhr.


 


Montag, 6. Dezember 2004


Stiefel und Rute



Als ich heute am Kanal entlang durch die Kleingartenanlage flanierte, bemerkte ich durch eine subtile Lichtführung, daß ja bald Weihnachten ist. Zum Nikolaus widme ich meinen Lesern also dieses dokumentarische Bild meines Nachmittagspaziergangs.

Ich hoffe, ihr ward alle brav. Wer es nicht war, darf sich dann privat bei mir melden.

PS: Das Reh, das da irgendwo in diesem Bild versteckt ist, kann sogar automatisch den Kopf senken und heben. Ganz groß.


 



Der gefundene Satz, 11

Die schöne Geliebte vergiftete ihn mit der Unlogik ihrer Liebe, mit der intermittierenden Veränderlichkeit ihrer Zärtlichkeit, mit der kalten Bosheit ihrer unter Starkstromspannung stehenden Nerven. Heute stieß sie ihn mitleidlos zurück, nachdem sie ihn mit den herzlichen Worten der einfachen Geliebten zu sich gerufen hatte; morgen peinigte sie ihn mit der ins einzelne gehenden Schilderung eines an ihm begangenen Verrats, und wenn sie sah, wie die Anzeichen einer ausbrechenden Raserei seinen Blick trübten, heilte sie ihn mit perfider Weicheit: "Kind! Ich habe dich nicht betrogen. Warum bist du nicht gekommen? Ich habe dich erwartet."

(Pitigrilli. Die Jungfrau von 18 Karat. 1927.)


 


Freitag, 3. Dezember 2004


Trompe-la-Mort

Alte Bekannte erhellen den Herbst: Der französische Fotograf Ernesto Timor hat seine Galerien frisch aufgefüllt. Auf seiner Seite Trompe-la-mort gibt es unter dem Motto "Bad Brain" mehr als hundert neue Fotos zu sehen.



 


Donnerstag, 2. Dezember 2004


A-Content

Das hermetische Café präsentiert leicht konsumierbaren, visuellen Premium-Content für Freunde des guten Geschmacks:

Rechtzeitig zur Weihnachtszeit möchte ich eine Reihe von Kinderbüchern vorstellen, wie es sie viel zu selten gibt. (via Frotz)

Sehr apart ist auch Chopping Block, der sympathische Serienkiller.
(via Kaltmamsell)

Tentakel | von kid37 um 23:36h | noch kein Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 2. Dezember 2004


Kid A