Donnerstag, 24. Januar 2019


Blutiger Schnee



In meinem umjubelten Debütroman Ein Mann geht bis ans Ende der Straße und dreht sich dann um starren die Protagonisten ja mit entrücktem Blick in den Blutmond, der zunächst dunkelverfinstert, dann aber rund und rot am Himmel steht. Hier in Hamburg färbte der letzte, ruckediku, den Schnee blutrot, ich dachte, ich hätte mir nachtwandelnd die Schuhe blutig gelaufen.

Dazu paßte, weil Ereignisse ja immer Hand in Hand und paarweise kommen, der Fund vom Wochenende, als ich nämlich in einer Art Blutmondvorbereitungskurs nach dreißig Jahren noch mal Tod Brownings Dracula von 1931 schaute. Und man erlebte mich verblüfft, als in einer frühen Szene, als die drei Bräute des Grafen in der Gruft des Schlosses in ihren Särgen erwachen, eine Biene auftaucht. Die krabbelt aus ihrem Minisarg, irritierend flügellos, noch ohne ihr Fledermauscape, aber krege immerhin und ward nicht mehr gesehen. Ein kurzer, humoriger Einwurf, ein sinnloser Spaß oder vielleicht auch eine Botschaft an uns alle.

Jemand auf Twitter spielte mir ein Gif der Szene zu. Sie krabbelt los, tomatenrote Nachtschattengewächse zu bestäuben oder den Saft von Blutorangen zu trinken.

Vielleicht ist das Bienensterben also anderer Natur. Sie leben als Vampirbienen weiter, aber nur des nachts, und produzieren einen mysteriösen Bluthonig (man will es gar nicht genauer wissen). Der Graf ist ein Imker im schwarzen Gewand.

Super 8 | von kid37 um 20:06h | 7 mal Zuspruch | Kondolieren | Link