Freitag, 18. Januar 2019


Merz/Bow #57



Ich mag es, wie speziell diese US-amerikanischen Kulturstudien als explodiertes Notizbuch dahergekommen, eine Fundgrube weit weg von steifherzig formulierter Bürokratenfleißarbeit, wie man sie hierzulande oft findet. Collagiert erzählt, und couragiert natürlich auch. A Field Guide to Getting Lost war mir zuletzt so ein Fund. Nun bin ich bei High Stativ Dead Lines gelandet, in dem die Kulturwissenschaftlerin Kristen Galerneaux auf den Spuren von Kittler & Co. durch die Technologiegeschichte des späten 19. und des 20. Jahrhunderts spaziert und Klang, Kultur und Esoterik zusammenmischt. Voller wunderbarer Zitate, Querverweise, Anekdoten und verrauschten Spuren. Rauschzustände durch weißes Rauschen, geheime Botschaften auf obskuren Sendefrequenzen, militärische Experimente mit Infraschall, klandestine Sender in Gefängnissen... Hier eine Rezension. Entdeckt hatte ich es in der Taz.

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Fokus und Entschlossenheit. Das harsche Interview im SZ-Magazin mit Viv Albertine haben hoffentlich alle gelesen. Auch bei den Arbeitskollegen große Begeisterung.

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Immer noch bleibt die Frage: Was ist mit ihrem Twitter-Account?

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Auf meiner Endeavour wurden früher Örgler und Eunmalkluge mit einem Boot auf einer kleinen Insel ausgesetzt. (Mit 5 Litern Wasser, zwei Avocados und einer Zitrone wg. Skorbut, ich bin ja kein Unmensch.) Leute, die fragten, wenn man gerade ein Haus besetzen will (wg. Protest oder Wohnraum oder für Künstlerarbeitsplätze), "Müssen wir da nicht vorher den Eigentümer informieren?" - Hey, you must be fun at partys!

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Ich höre gerade mit Freude Rebecca Saunders Void im Wechsel mit Meredith Monks bezauberndem Album impermance. Das ist schon zehn Jahre alt, aber ich bin mittlerweile so furchtbar langsam wie Mrs. Monks Schildkröte, die angeblich bereits 37 entzückende Jahre bei ihr lebt.

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Wie will diese Generation überleben, wenn in zehn Jahren die geburtenstarken Jahrgänge in Rente gehen und Straßengangs gründen, um ihre Grundsicherung aufzubessern? Ausgerüstet mit Schallgeräten, die weißes Rauschen produzieren. Das wird noch Tränen geben und Angstpischern und Eingaben auf Petitionsplattformen.

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Energie und Geheimnis. Den Rest des Tages bis in die fröhlichen
Abendstunden höre ich Kurzwelle ab und kontempliere statische Entladungen. Ob am Ende alles Rauschen sein wird?

MerzBow | von kid37 um 17:27h | 6 mal Zuspruch | Kondolieren | Link