Mittwoch, 16. April 2008


Merz/Bow #10

Heute waren zwei ehemalige Chefinnen einer ehemaligen Lebensgefährtin zu Gast in unserer Fabrik. Man trifft sich zum Austausch, zur Manöverkritik, zum Plausch - die Firmen arbeiten auf verschiedenen Seiten derselben Branche. Die Chefin gibt sich aufgeräumt, auch unverblümt, aber freundlich interessiert. Sie hat ein schönes Sternzeichen. Ich würde gerne mit ihr ein Bier trinken, wir würden Projekte auf dem Filzdeckel skizzieren. Ich stelle ein paar Fragen, wir sind nicht in allem einer Meinung, aber am Ende schlage ich vor, ihr eines meiner eigenen Projekte verkaufen. Ich drohe verspreche, ihr einfach ein Exposé zu schicken. Sie freut sich schon.

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Übermorgen weltberühmt.

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Die Einladung in Berlin zum Firmenjubiläum schlage ich aus. Man muß gewisse Reviergrenzen wahren.

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Ich erinnere mich plötzlich, wie ich einst alles zeigte, auch meinen kleinen staubigen Werkraum, ein paar Kollegen vorstellte. Wie man das so macht. Das Zeigen der Bauchseite.

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Morgen geht es in die schöne Stadt. Darauf freue ich mich. Raus aus Åmal, hin zu den freundlichen Menschen und dem schönen Dialekt.

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Ich freue mich über Post aus der anderen schönen Stadt. Wieso war ich dort eigentlich schon so lange nicht?

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Wie Dienstags oft die Stimmung kippt. Daran muß man noch arbeiten.

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Die Trachtengruppe "Kammer & Flimmern" übt jetzt Volkstänze wie "Da wo der Schmetterling taumelt" (ländl. Stil). Braucht noch ein bißchen bis zur Bühnenreife. Hauptsache, immer in Bewegung bleiben. Rost schläft nicht. Ich auch nicht.

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Meine Kollegen sind alle so nett zu mir. Überhaupt, ihr seid alle so nett zu mir.

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Ich könnte das auch mal üben.

MerzBow | von kid37 um 18:12h | 16 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 



Roads

Auf dem Konzert damals vor zehn Jahren in Hamburg bin ich ja, ich muß es gestehen, fast eingeschlafen. Auf dem Boden lungernde Hippie-Jugendliche, süßliche Wolken, die mir Kopfschmerzen bereiteten, diese alles erstickende, prätentiöse Lahmarschigkeit. Nein, live fand ich die schwierig. Ich bin nach der Hälfte gegangen.

Trotzdem. Wenn es um Wege geht, singt sie in Roads nichts falsches. Vielleicht ist es so, wenn sich plötzlich alles verändert, man nichts mehr versteht und auch Gleichgültigkeit nur eine weitere Waffe ist. Dann geht man eben weiter. Mit der Faust in der Tasche. Oder erleichtert. Oder bloß traurig. Man geht immer weiter. Und nur die Fragen bleiben.

>>> Portishead, Roads [Youtube]

Radau | von kid37 um 02:07h | 21 mal Zuspruch | Kondolieren | Link