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Geräusche, von als man jung war, und selbst heute sind es keine guilty pleasures, sondern immer noch Knaller. Vor Jahren war ich mal auf einem Konzert von Die Braut haut ins Auge in Solingen, kleiner Club, man schwitzte sich von links nach rechts, da coverten die Bräute das Stück, das knallte sogar noch mehr, schring, schring, schring, ich glaube, ich war damals mit einer Freundin dort, die da aber bereits meine Exfreundin war. Oder war das später, bei Les Rita Mitsouko? Gott, nicht einmal das kann ich erinnern, ist natürlich auch kompliziert, dabei denkt man sich immer, Details, Details, die machen die Suppe fein, den Kuchen gel, das erinnert man noch auf dem Sterbebett.

Nix da. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich nicht doch eine Blondie-CD irgendwo habe. Ich meine, ich besäße eine, aber wo, wo, wo, die sind alle übereinandergestapelt und nebeneinandergestapelt, aber ohne wirkliche Ordnung, und ich weiß noch, daß ich Alben habe, also Langspielplatten, wie das damals hieß, aber dann gibt es ja Youtube und das ordnet sich nur dann ins Chaos, wenn es die SonyWarnerBMG universal verbietet, bestimmte EMI-Geräusche zu hören.

Ich wollte was erzählen. Das war, bevor ich eine Schlaffe Bordeaux öffnete, supérieur heißt es auf dem Etikett und er schmeckt auch so, so weit ich das überhaupt beurteilen darf. Man muß ja heute immer fragen, will man nicht als selbsternannt gelten. Selbsternannter Blogger, du! heißt es in Schimpf und Schande, ein Wort also wie früher Pseudo oder Popper.

Jedenfalls, weiter im Text, ich habe nicht ewig Zeit, Wochenende muß auch schon wieder gestaltet werden, dieser Stress immer, wo kam der eigentlich her und ungefragt? Also, Moroder-Synthesizer, Herz aus Glas, muß man auch erstmal mit der Band zusammenbringen, die eigentlich kurz vorher noch so klang, also eher wie eines dieser kaputten Auszieh-Blogs.

Zuletzt sah ich Debbie Harry in Elegy, einem dieser umstritteneren Philip-Roth-Verfilmungen, die ich aber ziemlich gut fand, weil Penélope Cruz darin ein paar Szenen von großer Wahrhaftigkeit hat, in denen sie Kingsley an die Wand spielt. Debbie Harry spielt die Ehefrau von Dennis Hopper, der neben Patricia Clarkson die zweite große Nebenrolle hat - beide mit ebenso wahrhaftigen, leider immer nur kurzen Auftritten. Harry, jetzt aber mal zu Ende bringen hier, ist gar nicht zu erkennen, sie hat sich verändert also. Aber so, daß man denkt, endlich nicht mehr dieses Ableck Abziehbild, sondern eine wirkliche Person.

Was wollte ich eigentlich sagen? Ach so, Blondie sah ich dann in Hamburg vor ein paar Jahren, als nach langen Jahren Chris Stein wieder weniger krank war und sie das Comeback mit "Maria" hatten. Die Karten, kann ich das wenigstens bitteschön noch richtig erinnern, hatte ich im Radio gewonnen. Das ist in Hamburg so. Da ist ein Konzert, dann ruft man bei einem der 37 Privatradios an, die Nummer steht morgens in der MoPo, dann schreibt eine Praktikantin den Namen auf und man geht abends zur Kasse, sagt hier, kid37 plus eins, und schwupp steht da Blondie auf der Bühne. "Plus eins", meine Güte, ich muß jetzt aber wirklich mal zum Ende kommen hier, war meine Freundin, wie sich das gehört, obwohl ich jetzt gerade nicht weiß, ob wir da zusammen waren oder nur so, jedenfalls war es ein super Konzert, auch wenn ich fand, daß Debbie Harry (also die aus Elegy) ein wenig wie ein US-Hausfrauenmuttchen aussah, in Leggings nämlich und lange nicht so wahrhaftig als Person wie in Elegy (diese Philip-Roth-Verfilmung, ihr paßt doch hoffentlich noch auf?) und leider auch nicht wie ein Ableck Abziehbildchen, und Chris Stein, der irgendwie doch noch kränker wirkte als ich dachte (ihr erinnert euch, Chris Stein hatte ja diese geheimnisvolle Krankheit) schien irgendwie nicht ganz da.

Ich jedenfalls war mit meiner Freundin da. Und die, jetzt komme ich aber zum eigentlichen, hat heute Geburtstag und deshalb, was sonst, habe ich natürlich diesen Bordeaux aufgemacht. Supérior, ich habe es doch immer gesagt. Baby, habe ich gesagt, wenn wir es eines Tages geschafft haben werden, hier in Hamburg, mit Pürierstab und allem, the spicks and the specks, dann wird aber nur noch edler Wein fließen und nicht mehr diese Plörre vom Aldi. War doch jetzt gar nicht so kompliziert. Cheers. Du siehst bestimmt keinen Tag älter aus als damals.

>>> Geräusch des Tages: Blondie, your hair is... usw.

Homestory | 00:23h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
gaga - Samstag, 13. März 2010, 13:06
Ich bin zwar nicht das Geburtstagskind (denn mein Geburtstag war ja schon vorgestern, wie ich erfahren durfte), aber ich kommentiere trotzdem. Und zwar nüchtern (wäre ja auch noch ein bißchen früh für usw.)

Ich mag solche trunkenen, schwafeligen Texte sehr. (schwafelig aber bitte nur in Verbindung mit trunken (trunken aber bitte nur in Verbindung mit Bordeaux)). Ich finde, das Geburtstagskind sollte sich darüber freuen. Man merkt, der Text kommt von Herzen. Ich habe diesen Eintrag gerne gelesen. Auch wenn ich bei dem Absatz mit den ganzen Schauspielern und Penelope und Blondie (fand ich bei der Maria Tour übrigens auch prima - und sah gut aus in Berlin im roten Mini) nicht durchsehe.

So, das war mein Kommentar. Fertig!
Und jetzt Kaffee.

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kid37 - Samstag, 13. März 2010, 14:14
Ein Kommentar nach meinen Geschmack, so sollten die sein. ich weiß auch nicht, wo die ganzen Schauspieler auf einmal herkamen, das wird einst von jungen Studenten tiefenpsychologisch gedeutet werden, aber der Autor gilt ja als tot und die Texte schreiben sich von selbst, da darf man mich jetzt auch nicht fragen, zumal ich gleich in die Stadt muß, eine Rührschüssel erwerben. (Die Rührung, mein neuer Roman.)

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schneck08 - Samstag, 13. März 2010, 13:11
Ach, so schön möcht' ich auch mal was zum Geburtstag geschrieben bekommen...

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kid37 - Samstag, 13. März 2010, 14:10
Vielleicht sollte ich neben meiner Idee, Kalenderspruchdichter zu werden das Geschäftsmodell auf Geburtstagstexte erweitern. Ab zwei Flaschen Rotwein schreibe remixe ich Ihnen auch ganze Romane.

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doloris - Samstag, 13. März 2010, 16:17
Ich mag ja verschwurbelte Bordeaux-Gesänge auch sehr gern und stelle mich schonmal mit einer Flasche ölig-edel-rotem Tropfen in die Reihe.

[Mein Zeugnis der ersten Klasse behauptet zwar, es wären nur noch ein paar Tage, aber ich bin mir fast ganz sicher, dass ich mich doch wenigstens noch an den Tag meiner Geburt erinnern kann, also an den Tag natürlich nicht so, aber das Datum haben doch die Erzeuger irgendwo vermerkt und wahrscheinlich sogar mal richtig, jedenfalls hat diese falsche Datum auch noch nie jemand bemerkt, komisch, und ich bin mir - wie gesagt, fast ganz sicher, dass ich das ignorieren kann und somit Sie auch, weil Sie dann also nämlich noch ein paar Tage mehr Zeit haben, bis Sie, bitte, rotweinunterstützt einen schönen Text aus den Gehirnwindungen fließen lassen, und das darf auch schwurbeln.]

Ich hätte mich als das Geburtstagskind auch gefreut, ja.

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kid37 - Samstag, 13. März 2010, 22:46
Wie, um Ihren Geburtstag rankt sich ein falsches Datum? Das kann einen völlig aus der Bahn werfen, da muß man vorischtig sein. Gut, also, daß da noch Zeit ist, ich brauche immer etwas zum Warmlaufen.

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doloris - Samstag, 13. März 2010, 22:57
[Jajaja, ich wollte das ja durchaus gern zu einem eigenen Beitrag verwursten, also nicht das mit dem falschen Datum, sondern mit den Zeugnissen des Fräulein L. aus frühester Schulzeit und beim Anonymisieren der Seiten sprang es mich dann an. 25.03.1978 steht da schwarz oder blau, das ist jetzt nicht mehr so gut zu erkennen, auf dem 1.-Klasse-Zeugnis.

Da hört sich doch alles auf. Wir als alte Astrologiehasen hätten natürlich sofort geschrieen: Nein, nein, das kann gar nicht sein! Das Fräulein L. ist doch kein Widder!, aber der Zweifel frisst sich langsam in's Gebälk. Wer weiß, welches ganz scheinbar Sichere als nächstes angekratzt wird?

Der Beitrag, so er denn kommt und nicht wieder von Meta- und Metaeinträgen verhindert wird, wird Ihnen dann sogar die Warmlaufzeit vorgeben.

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kid37 - Sonntag, 14. März 2010, 00:19
Gut, dann kann man es sich ja selbst ausrechnen. Widder sind sie ja schließlich nicht, obwohl, da gibt es manchmal die traurigsten lustigsten Anekdoten. Ein "Zeugnis 1. Klasse" klingt übrigens auch sehr hübsch doppeldeutig.

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doloris - Sonntag, 14. März 2010, 01:44
Nachdem ich mich vom Meta-Meta jetzt schon auf den Meta geschraubt habe, kann es nicht mehr so lange dauern, bis auch dieses Geheimnis gelüftet ist. Das Zeugnis in der 1. Klasse war tasächlich ein Zeugnis 1. Klasse, wenn man von den bildschönen Kopfnoten absieht. Betragen 3 von 5 (Osten, wir erinnern uns); davon bin ich heut noch begeistert.

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kopffuessler - Samstag, 13. März 2010, 16:57
Woher Sie wieder wussten, dass ich gestern beim Friseur war? Hat doch sonst auch keiner bemerkt!

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kid37 - Samstag, 13. März 2010, 22:48
Alte Schule, ich seh doch , wenn Haare ab sind! (Ich hoffe, nicht zuuu kurz?) Dann gehört es sich, Atomic anzustimmen: ...your hair is beautiful, wo-ho tonight...

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kopffuessler - Samstag, 13. März 2010, 23:12
Ich hoffe, es bleibt noch ein Weilchen so und keine Sorge, wenn es zu kurz geworden wäre, hätten es auch andere bemerkt, obwohl ich tatsächlich kurz an ganz kurz gedacht hatte, aber so sehr Sommer ist ja nicht.

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kid37 - Sonntag, 14. März 2010, 00:16
Uff. Ich hatte schon Angst. Ich habe meinen Kalender noch nicht richtig sortiert, hoffe aber, das alles bald mal in der großen Stadt selbst in Augenschein nehmen zu können.

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novesia - Samstag, 13. März 2010, 17:05
so ein schönes geschenk!

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kid37 - Samstag, 13. März 2010, 22:49
Die Schleife ist ein bißchen krumm, ich bin beim Verpacken immer so linkshändig.

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Lu - Sonntag, 14. März 2010, 13:36
Schnuffi, wenn sie das findet, sie wird über beide Augen strahlen.
So.
(Das war der erdige Kommentar aus Düsseldorf. In 10Punkt)

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