Getting up didn't cross my mind.
(Bobby Womack, "Across 11oth Street")
Im Grunde weiß kaum jemand besser als ich, wie sich der Wandel der Zeit anfühlt, das Verändern, sich Häuten und Vergessen werden. Meine Güte, wieviele Karrieren habe ich schon gehabt, da zähle ich den Gewinn der C-Jugendstadtmeisterschaft im Fußball gar nicht dazu - schließlich bin zur Hälfte der Saison ausgestiegen, und so gebürt mir nur ein halber Pokal. Das sind Dinge, die sind vergänglich, flüchtiger Glanz äußerer Schönheit, die du so oft besingst. Wer wüßte das besser als Menschen wie Shah Rukh Khan. Oder auch Bob Dylan. So ist das im Alter, da kommen Leute und kennen einen nicht mehr.
Seit ich nicht mehr auf der Straße erkannt werde (anders als zum Beispiel mein alter Kollege Ricky Shane), erlebe ich natürlich auch eine ganz neue Freiheit. Aus dem Vergessen heraus kann ich mir neue Leben erfinden. So kann ich jetzt Musik hören, die mir früher keiner geglaubt hätte. Marvin Gaye stellt die Frage, What's Going on? Vielleicht dringt von gegenüber auch Bobby Womack herüber: I'm not saying what I did was alright. Abendmusik, ein Schuß Schmerz statt einer Droge, Musik für warme Nächte, wenn man sich hinausstehlen kann aus dem affektierten Gekreische der Clubs. Wenn man drei, vier Minuten für sich haben kann. Für sich, die Lichter, die verwehten Klänge, eine letzte verschwitzte Berührung. Für einen Rückblick, wütend oder traurig, mitgenommen oder nüchtern. Und immer wieder berührt. Immer wieder auf Reisen sein, und zurückkehren nur zu denen, auf die man sich verlassen kann. Ich werde die Koffer noch oft packen. Und manches nicht vergessen. Die schönen Momente, und die, als du mich vergessen hast.
>>> Bobby Womack, Across 110th Street
nachtrag: wissen sie, irgendwie möchte ich aufhören mit dem bloggen, aber ich weiß noch nicht wie. ständig kommt mir was dazwischen. irgendwie möchte ich aber gerne. möchte diesen computer aus dem fenster werfen und immer wieder neu anfangen - sofort ist man wieder vernetzt. man kann im netz nicht umziehen. die wege sind zu kurz.
Schöner Satz. Reisen macht nur Sinn, wenn man einen Platz hat, an dem man zurückkehrt. Sonst wäre man ja auf der Flucht. Oder in einem Roman von Chandler.
Zurückhaltend höflich - wie Sie es ja auch immer sind - bleibt stets achtungsvoll in Erinnerung.
(Das hoffe ich übrigens dieses Jahr auch noch mal zeigen zu können.)