Donnerstag, 15. April 2004
"Eine 'Horror-Romanze' nennt die australische Schriftstellerin Anna Funder ihre Liebe zu Ostdeutschland."
(KulturZeit, 3Sat)
Nur zur Gedächtnisauffrischung die zehn Gebote.
Mehr Freundlichkeit, bitte. (via bara)

Mittwoch, 14. April 2004
Meine Mutter hat mir ein Osterpäckchen geschickt. Ich habe meiner Mutter auch ein Osterpäckchen geschickt. Leider hat es der Hase weder auf dem einen, noch auf dem anderen Weg rechtzeitig geschafft. Nächstes Mal machen wir es wie die Igel, behalten unsere jeweiligen Päckchen und rufen feist: "Bin schon da!"
Die Hasen von der Post hatten mein Päckchen aber heute im Körbchen. Liebevoll verpackt allerhand Süßkram, den ich ja eigentlich nicht essen wollte, ein Päckchen Tempo-Taschentücher (rührend. Oder soll das heißen, flenn mal nicht immer so rum?!?), und ein Exemplar, der wichtigsten unbekannten Wochenzeitung der Welt: die Wuppertaler Rundschau (Ausgabe Ost).
Manche rümpfen vielleicht die Nase und sagen, ach, so ein Anzeigenblättchen. Na, das gibt es doch in Hamburg auch. Papperlapapp. Da leg ich doch das Feuilleton der FAZ beiseite und falte die Süddeutsche ganz klein. Die Wuppertaler Rundschau ist meine Nabelschnur zur skurillen Denke, für die dieses Tal an der Wupper so berüchtigt ist.
"Kreuzigung auf der Hardt" - "Hardt wird wieder zum Ölberg". (Die "Hardt" ist ein Parkgelände im Westen der Stadt)
So die Titelschlagzeile. Ein Bericht über die Karfreitagsprozession der italienischen Gemeinde. Als ich letztes Jahr im heimischen Hamburger Kreis davon berichtete, wollte man mir ja nicht so recht glauben.
"Bundesweit die größte Veranstaltung ihrer Art". Das wiederum wußte ich nicht. Der Jesus kommt dieses Jahr aus dem Barmer Stadtteil Wichlinghausen, in dem nicht nur Rita Süßmuth, sondern auch ich geboren wurde. Völlige Begeisterung! Jesus' Arbeitsplatz ist genau gegenüber meiner alten Wohnung. Großgroßartig! 15.000 Zuschauer waren letztes Jahr zugegen, bedauerlicherweise habe ich es dieses Jahr vergessen.
Was gibt es sonst Neues? Ein alter Geschichtslehrer meiner Schule und begnadeter Handballschiedsrichter ist gestorben. Leider verschweigt die "WR" pietätvoll sein Alter.
"Zentara mochte Menschen, schämte sich auch seiner Tränen nicht, die nicht selten flossen". Hat mal jemand "Der Krieger und die Kaiserin" gesehen? Tom Tykwer kommt ja auch aus Wuppertal und muß es wissen. "Ich weine leicht, das ist erblich bedingt", heißt es da sinngemäß. Damals erklärte ich meiner damaligen Herzdame: Das liegt entweder am Trinkwasser oder ist tatsächlich ein "Bergisches Land Gen". Ich hab das, Zentara auch.
Klaus Zentara. Auch schon tot.
Dann natürlich ausführlich der WSV. Ist ja jetzt Tabellenführer. Super, WSV! 20.000 Zuschauer beim Regionalliga-Derby Rotweiß Essen gegen den WSV. 20.000 Leute! Regionalliga! 20.000 Zuschauer.
Im Innenteil das "Langerfelder Geflüster". Fachhändler des kleinen Stadtteils stellen sich vor. Schön, daß man bei "Tinte Plus" in der Schwelmer Straße einen Euro Nachlass bekommt, wenn man die Anzeige - die ich nun habe - vorlegt. Und der kleine Florian aus der 4b ist der "Lesekönig" in der Engelbert Grundschule. Brav, Florian. Ganz toll hast Du das gemacht!
In der "Bandfabrik" stellen elf Künstler aus. Im "HSV-Museum" in der AOL-Arena gibt es Beiträge aus Wuppertal. Ja, Wuppertal ist überall. Neulich hörte ich, daß Wuppertaler Radwanderer die Gegend um Aurich unsicher machen. Als Jugendlicher war ich da ja auch oft.
Auffällig, wie viele Berichte über kirchliche Veranstaltungen hier enthalten sind. Ich muß das mal mit dem örtlichen Anzeigenblättchen vergleichen. Aber angeblich glaubt der Hamburger ja nur an den Pfeffersack.
Ich habe Frieden mit meiner Heimatstadt geschlossen. Aber ich bin ja auch selten da. Diese Karfreitagprozession aber hätte ich gerne einmal wieder gesehen. Die ist wirklich sehr ergreifend.

Freitag, 9. April 2004
Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Old Blue Eye.
she sets things tragic
she is venus
she is mars
she's electric
(The Smashing Pumpkins , "Annie Dog")

Mittwoch, 7. April 2004

Ich hasse das, wenn sich jemand wichtig machen will, obwohl seine Zeit schon abgelaufen ist.
(Um dem Vollmond mal das zu sagen, was man mir selbst schon in Beziehungen gesagt hat. Der Vollmond und ich haben ja auch eine besondere, durch wenig Wohlwollen geprägte, Beziehung.)

Samstag, 3. April 2004
Wenn ich mitten in der Nacht wach werde, hilft es manchmal, am Fenster zu stehen und die Spiegelungen des Mondes auf dem Wasser zu betrachten. In den Büschen rührt sich Getier. Ab und an fährt eine Ente, die wohl ebenso schlecht träumt wie ich, hoch aus dem Schlaf und gibt nervöse Geräusche von sich.
Eine Tasse Tee soll mich wieder runterbringen. Ein wenig lesen. Bei Charming Quark einen Link zu einem Dossier der Zeit zum Thema Häusliche Gewalt gefunden. Same old story. Das öffentliche Bild gibt die Wirklichkeit oft unzureichend wieder. Auf beiden Seiten, ich weiß das.

Freitag, 2. April 2004
Also hieß die Parole, "No Future". Weder in "England's Dreaming" noch in Londons Gegenwart ("A nuclear error... but I have no fear..." The Clash, "London Calling").
Der größte Scherz der 80er waren diese komischen, bei Köln stationierten Raketen, die angeblich nur eine Flugreichweite von 50 km hatten. Gen Osten gerichtet, würde ihre nukleare Last also über Wuppertal abfallen. Das kommt mir heute wie eine urbane Legende vor. War damals aber ernst.
"Ich brauch Deinen Schutz, ich will dich beschützen..." (Fehlfarben)
Also so war es dann aber doch nicht gemeint. Vielen Dank. Atomkinder nannte das H.R. Giger schon Jahre früher. Später öffnete Pandora dann doch noch ihre Büchse. Unser Erdkundelehrer, geflüchteter Ex-DDRler und seitdem fünffach auf rechts gedreht, erklärte demonstrativ westliche Atomtechnologie für "absolut sicher". Sellafield/Windscale, Le Hague, Harrisburg, Cattenom - alles sicher. Großes Gelächter im hinteren Klassenflügel. Man konnte ja kurz mal aufwachen.
Die Todeszone wird heute ein Abenteuerspielplatz. Denn Bungeespringen war gestern. Der Bericht aus der Geisterstadt zeigt, wie nah dran die NeonPolyesterEndzeitBetonträume von 1981 waren.
"Hiroshima, wie schön es war" (Borsig)

Donnerstag, 1. April 2004
Als Astarte einmal einen schlechten Tag hatte.

Donnerstag, 1. April 2004
"Er beschäftigt sich zu viel mit sich selbst. Liest jeden Artikel, jede Kritik über sich."
(R. Beckmann, Kommentar zum Freundschaftsspiel Deutschland - Belgien, 31.3.2004.)

Dienstag, 30. März 2004
Laut einem ungeschriebenen Gesetz ist nach 100 Tagen der Zeitpunkt für eine erste Bestandsaufnahme und ein erstes Fazit gekommen.
Über 6200 Zugriffe sind mehr als ich je gedacht hätte (selbst wenn man meine 5900 eigenen abzieht). Erwartet habe ich nichts, versprochen noch weniger. Begonnen hat es am heiligen Abend mit diesem Motto.
Ich denke, bis Karfreitag habe ich mein Ziel erreicht.

Montag, 29. März 2004
Udo L. liebte das Mädchen aus Ostberlin. Sie stellte sich später als Agentin heraus. Der Mann macht immer weiter.
