Freitag, 15. August 2008


Hauptsache, du bist dabei

Endlich Gold im Aufmerksamkeitsdefizitsyndromschwimmen. Im Behauptungsweitwerfen, Selbsthochsprung und Fürmichhundertmeterlauf.

Jetzt Daumendrücken für die Leichtfertigkeitsathletik.


 


Donnerstag, 7. August 2008


...in thunder, lightning, or in rain?



Endlich löst sich die Spannung, explodiert die schwüle Hitze in einem munter zuckenden Gewitter und heftigen Regengüssen. Nach zwei, drei Schritten bin ich pitschnass, erreiche das Haus, durchweicht, aber glücklich. Ein herrliches Gefühl, ein warmes Sommergewitter, der Geruch von Elektrizität in der Luft, durchnässt zu sein bis auf die Haut.

Ich hatte einmal eine Freundin, die wurde bei Gewitter sehr... anhänglich. Später standen wir nackt am Fenster, betrachteten die Schauer, die Blitze und rochen die blitzblankgewaschene Luft. Ich muß jetzt die Klamotten wechseln. Und werde mich dann ans Fenster stellen.


 


Mittwoch, 6. August 2008


Federgeistchen



Einmal, vor Jahren, saßen mein Vater und ich noch lange in seiner Werkstatt unter dem Dach, er über technisches Gerät gebeugt, ich bereits übermüdet, es war einer dieser durchquatschten Nächte, bei denen nur ich kein Bier trank, als dieses Tier ins Zimmer geflogen kam. Wie ein kleines Gespenst taumelte es umher, segelte mit weißem Gefieder von Werkzeug zu Werkzeug und landete schließlich mit einer eleganten Unbekümmertheit auf dem großen Tisch. Mein Vater fing es in einem alten Glas, und wir beobachteten es, lange Zeit, entzückt, fasziniert, denn keiner von uns hatte so etwas je gesehen, selbst mein Vater nicht, der ja eigentlich vom Land herkam. Und so hockten Vater und Sohn über ihrem Beobachtungsglas, deuteten auf Details, sagten Ah und manchmal einfach Oh, wiesen auf Besonderheiten und wähnten sich am Rande einer ungeheuren Entdeckung. Ein Tier wie von Otto Lilienthal erdacht, ein Drache mit Federn, nur unglaublich klein. Wie schön, sagten wir, immer wieder, und wie aus einem Mund. Ein zarter Moment.


 


Freitag, 1. August 2008


Makulatur



Beim Augena rzt

Hm, sagt er. Und noch einmal Hm. Wir behalten das im Auge.


 


Samstag, 26. Juli 2008


...

Hicks.

(Ich habe Dinge gesehen.)


 


Montag, 14. Juli 2008


Das Seltsame. Vertraut.

Vor Jahren, ich möchte nicht rückwärts zählen, gab es einen Moment, damals auf einer Hochzeit, die nicht die meine war, aber vielleicht besser hätte sein sollen, als das Glück an Bord eines Schiffes war. Für einen kurzen Moment konnte man es sogar mit geschlossenen Augen sehen.



Wir haben viel gelacht an Bord der Beständigkeit und viel geredet, oft sogar schweigend, manchmal gestritten - weil man jung war, selbst ich, und die Dinge oder man selbst mehr Funken schlagen, wenn sie schwierig scheinen. Aber keine schöneren. Da waren die Hamburger Tage und die Hamburger Nächte und die Widerstände und Stürme und die schönen Entdeckungen. Wir gingen über Flohmärkte, krochen durch stillgelegte Fabriken, sammelten das Skurrile, die Funde von der Straße, weswegen die Menschen uns oft aus schräggestellten Augen betrachteten. Uns seltsam fanden. Weil sie die Schätze nicht erkannten, in dem, was bloß Schrott schien oder banal. Lange Zeit schrieben wir uns Briefe, manchmal täglich, collagiert mit Fotos und Polaroids und Zeichnungen, Funden und Zeitungsschnipseln. Im Laufe der Jahre tauschten wir hunderte. Jeder ein Schatz.



Und weil wir irgendwann Abstand suchten, immer noch jung, uns auseinanderoperierten, das Ende einer gemeinsamen Reise, lange schwiegen, also anders schwiegen, nichts mehr hörten, noch weniger wußten, wog jeder so rare Brief um so schwerer. Zwei Schiffe namens Vorsicht, die nun Flaschenpost finden, seltene Signale, die Flaggen am Horizont.



Die Meere, die sie befährt, sind nun andere. Aber als sie schreibt, sie sei heute ausnahmsweise einmal nicht wunderlich genannt worden, wegen dem, wie sie so ist, wußte ich - wir spielen vielleicht nicht mehr im selben Team. Aber immer noch in derselben Liga.


 


Dienstag, 8. Juli 2008


Schmetterlinge haben

Happiness is like a butterfly which,
when pursued, is always beyond our grasp,
but, if you will sit down quietly, may alight upon you.

(Nathaniel Hawthorne zugeschrieben)




Die Aufgabe ist nicht gering, wenn es heißt: Annehmen können. Das Fremde, das Neue, das Überraschende. Die schönen Momente, die Freunde, die einfach mitkommen, ohne daß es ihnen eine Mühe ist, durch die glitzernde Nacht oder den Regen, der einen im Wald überrascht. Wenn man nicht hetzen muß oder Lärm machen, um sich selber zu hören. Wenn man still stehen kann, lauschen und den Augenblick genießen. Wo es sanft genug ist und geduldig und leise, kommen sie manchmal ganz nah, pheromonberauscht torkelnd wie manche, freundlich und interessiert wie andere. Bleiben sitzen, schauen und zeigen ihre schönen Flügel. Neigungsgruppe Anmut statt Schwermut.


 


Montag, 7. Juli 2008


Wochenbeginn mit Krönchen

Heute morgen erwacht aus wilden Träumen, gleich wieder geschwitzt, gefährliches Zeug geredet - bis mir einfiel, daß ich noch den Mund würde halten müssen, weit offen aber. Ich gehe ja furchtbar gern zum Zahnarzt, also zu meinem Zahnarzt, denn wir lachen viel und bohren nicht allen Dingen nach. Was anderen der Hamam, ist mir zudem die Prophylaxe, die ich mir gönne, wenn sonst schon nicht viel mit mir passiert. Auf einer barbiepinken Liege liege ich bald wohlig ausgestreckt, überlege kurz, meinen von allen schönen Seiten angeknabberten Nachtschlaf nachzuholen, aber da beugt sich schon eine junge attraktive Blonde über mich, ganz so als sei sie eben einem eiskalten schwedischen See entstiegen, und beginnt damit, mir allerhand chromblitzende Gerätschaften in den Mund zu stopfen. Bald röchelt, schnorchelt und schnauft es rund um Zunge und Zahnbestand, sprüht kühles Wasser auf mein Gesicht, gleich einer vattenfallenden Gischt, während die frischwangige, knäckebrotgesunde Dame eifrig poliert, mir behutsam, fast zärtlich zartfühlend Lippen und Wangen betupft. Ich betrachte ihre Piercings und wie das Licht sich durch ihr weizenblondes, leicht zerzaustes Haar bricht, atme eine Spur von ihrem süßen, leichten Morgenschweiß, der von heiterer Anstrengung spricht und sich mit den minzigen und medizinisch reinen Fluorgerüchen ihrer Pasten und Tupfer mischt. Ich brauche Wasser, dieser Durst immer und immer so plötzlich, trinke wie ein guter Gast und will gerade selig einschlummern, da übernimmt ihr Chef.

Herr Doktor, sachlich, freundlich, wie immer zu Scherzen bereit, kommt auf mein Kernproblem zurück: Der ungekrönte Achter. Solange schon führt er ein nicht ganz sorgenfreies Schattendasein tief in meinem Mund. Nun reden wir, die Morgenstunde, über Gold und den allgemeinen Preisanstieg von Edelmetall. Ein blitzendes Krönchen, vielleicht, es gilt zu überlegen. Ich bin bereits im Vorfeld entzückt. Blitzen und Blenden werde ich, gleißen wie meine Zukunft - ganz so als wäre plötzlich alles, alles gut.


 


Freitag, 4. Juli 2008


Sagt mir nichts



Und dann sagte ich: Ich will das alles nicht wissen. Ich weiß das eine bereits sehr genau: Wahr ist, was wahr ist. Sagen die Sterne. Und daß das was war, nicht mehr da ist.

Distanzlosigkeit, da hilft nur ein Schulterzucken. Draußen aber, heute, Regen, Regen und dann noch ein wenig mehr Regen. Ein Tag, an dem man nur ein einziges Telefonat führen möchte. Mit Roger Kusch.


 


Sonntag, 22. Juni 2008


...

Wie angenehm doch der Umgang mit Menschen ist, die aufmerksam sind, ohne ihre Position zu verraten. Die einen nicht mit Lethargie einhüllen, wie ein Auto voll mit Kohlenmonoxid.

Die Leichtigkeit nicht mit Leichtfertigkeit verwechseln.