Dienstag, 17. Juni 2008
Herr Kid, raunt es. So still? Was machen Sie eigentlich den halben Tag? Nun, ich muß gestehen, ich arbeite an einem tollen Projekt habe mich ein wenig verliebt. Natürlich nur noch mit Airbag, Fallschirm und Ausweiskontrolle, ist ja nicht so als lernte ich nicht dazu. In diesem Fall heißt das, zur Abwechslung seine l'objets du désir im Netz zu finden.
Mein aktueller Crush ist dieser hier: Die Musikjournalistin und Fotografin Alyz kennt beide Seiten der Kamera und entzückt mit hinreißenden verspielten Inszenierungen. Nichts übertrieben Spektakuläres, mehr so der nonchalante französische Freizeitspaß, bei dem man sagt, Mensch, hier sind noch ein paar Rollen alter Tapete und hier ein Karton mit lustigen Strümpfen... und dann kommt noch der Nachbar und die Nachbarin dazu. Augenfutter, wie diese Zuckerdinger, die es auf der Kirmes gibt.
Ein Blog hat sie auch.
Donnerstag, 29. Mai 2008
Jetzt sitze ich in der Falle. Als es heute in der Fabrik darum ging, einen Bewerber zu finden, der eine, ich sag mal, recht bekannte TV-Moderatorin im Sommer ein paar Tage durch Frankreich begleiten würde, rief ich, ganz spontan, unbedacht und Frankreichmöger, der ich nun einmal bin, gleich naturellement!
Erst hinterher festgestellt, es handelt sich um eine Kochsendung. Nun ja, ich könnte den Franzosen etwas über die hohe Kunst des Käsebrots erzählen.
Fragt man mich nach dem Sommer, habe ich meinen Urlaubsfilm bereits gesehen. Gobbledigook heißt es wahrscheinlich ebenso klingend wie richtig. Sigur Rós haben sich dabei von Ryan McGinley inspirieren lassen, völlig zurecht, denn die scheinbar zufälligen Schnappschüsse einer unbeschwerten Jugend mit nostalgischem Beiklang (in Wahrheit ist alles bis hin zum Retro-Fahrrad streng durchinszeniert), sind sentimentale Erinnerungsrückstürze und Versprechen auf schönere Zeiten zugleich.
Bis dahin braucht es leichtes Gepäck.
via Zuckerkick
>>> Webseite von Sigur Rós
>>> Webseite von Ryan McGinley
Mittwoch, 21. Mai 2008
Den Vollmond auf der Fußspitze tänzeln lassen, dann mit einem Kick hinaus. Atmen bis zum Herzstillstand. Genug gegretelt: Wie von kecken Ameisen gesammelt, entdeckt man mehr wunderbare Schätze als in einen Picknickkorb passen. Aus manchen dunklen Wäldern will man eben gar nicht mehr heraus. A collection of Things Wonderous, Curious and Beautiful: Darkened Forest
Alles wird wundervoll.
Mittwoch, 7. Mai 2008
Zurück in der liebreizenden Welt des Wunderlichen. Wer noch unbefangen Staunen kann und nicht nur mit Häme urteilen, dem mögen die Arbeiten von Wayne Martin Belger buchstäblich eine neue Sicht eröffnen. Der Künstler baut Lochbildkameras aus den unterschiedlichsten Materialien. Aluminium oder Holz wollen noch einleuchten, Kupfer und Gold erscheinen schon ungewöhnlicher. Belger geht viele Schritte weiter und entwickelte Kameras aus bizarren Artefakten und rostigen Fundstücken, organischen Materialien, Insekten, menschlichen Schädeln, Organen oder HIV-positivem Blut: "...all designed to be the sacred bridge of a communion offering between myself and the subject. All to witness and be a tool of the horrors of creation and the beauty of decay presented by the author light and time."
Es sind keine Kameras, es sind magische Mysterienkästen. Und tolle Fotos macht Belger damit auch. Er muß mein verlorener Zwilling sein.
>>> Wayne Martin Belgers Webseite
Freitag, 2. Mai 2008
Darauf kann man ruhig regelmäßig hinweisen: Robert Gregory Griffeth, immer noch einer meiner Lieblingsfotografen, präsentiert einige neue Bilder auf seiner Webseite. Dunkle Gestalten aus noch dunkleren Träumen, viele staubige Zimmer in einem Haus voller Fragen. Dunkelkammerarbeiten - eine aussterbende Kunst, die mich daran erinnern, wie es war, als die Hände nach Fixierer rochen, und man tief in der Nacht, Zeit und Raum vergessend, aus einem rotbeleuchteten Raum kroch. An den Wänden das, was man soeben als erster und zum allerersten Mal gesehen hatte. (In glänzender Schönheit, die Flecken und Kratzer meist erst am Morgen danach dem kritischen Blick offenbarte. Den Zauber der Nacht durchbrach.)
Wer aufmerksam schaut, wird auch in der Linkliste einiges Interessantes entdecken. Wir müssen alle an uns glauben.
Montag, 28. April 2008
Die Fotografin und Filmemacherin Janieta Eyre lebt in Toronto und fasziniert mit Witz, surrealen Ideen und einer ganz wunderbar verstörenden Ruhe. Ihre manipulierten Zwillingsbilder sind keine technischen Feuerwerke - Eyre erzählt lieber kleine abgründige Geschichten, stoisch, befremdend, anrührend und immer sehr humorvoll, alles ohne eine Miene zu verziehen. Ein wenig weht der Geist von Cindy Sherman durch die Sets. Ach - und Ringelstrümpfe sind auch dabei.
Mittwoch, 19. März 2008
Ich weiß nicht, ob es auffiel, aber ging ja nicht so in letzter Zeit. Hier. Wo aber, fragt mancher, bleibt denn das Positive, Herr K.? Ja, aber hier doch, hier doch. Heute gab es sozusagen großes Resteeessen, und ich muß zugeben, ich habe wie eine kleine Ameise alles rausgetragen mir den Bauch etwas voll geschlagen. Stapelweise viel zu Schauen, einiges zu Entdecken, ein großes Geschenk für die Augen.
Fehlt nur noch ein Heart of Gold halber Regalmeter daheim. Aber man soll nicht den Mond verlangen.
Montag, 10. März 2008
Die Haut, sagen Dermatologen, sei wie ein Erinnerungsrekorder des Lebens. Sie verliere schnell ihre Unschuld, vergesse nichts und komme mit der Zeit daher wie ein Mole-Skin (pun intended): verbrannnt, beschriftet, gezeichnet, geknickt und verknittert, voller Flecken, Risse und Dellen.
Die Haut ist zart, fest und verletzlich, eine Seele von einem Organ. Oft schön anzuschauen, noch öfter aufregend anzufassen (die fremde Haut) ist sie manchmal ein Versprechen, von dem, was sein wird, immer aber ein Echo, von dem, was war. Die Schnitte bleiben. Narben sind in dieser Hinsicht etwa so wie Knutschflecken des Lebens. Leider können sie oft nicht Freunde sein, obwohl sie einen Vorteil haben: Sie verlassen einen nicht.
>>> Fotosammlung von (Operations-)Narben
Mittwoch, 5. März 2008
Die Bilder des New Yorker Fotografen Noah Kalina sind jung, voll starker Kontraste und von einer angenehm kühlen Sachlichkeit. Gefrorenes Leben, weitgehend emotionslos, Geschichten, die meist genau vom Punkt zwischen dem Danach und einem Davor erzählen. Ein stummes Warten, kein Geschrei.
Von ihm stammt auch das berühmte Video, das einen Zusammenschnitt seines Projekts zeigt, für das er seit 2000 jeden Tag ein Foto von sich macht. Sich selbst festhält.
>>> Webseite von Noah Kalina
Mittwoch, 27. Februar 2008
Während gerade ein Erzeugnis der Firma Lindt & Sprüngli (Geschenk der Kollegin, ich bin entzückt) zart in meinem Mund zerfließt, fallen mir die Bilder von Ariana Page Russell ein. Die Künstlerin hat eine Hypersensibilität der Haut, die Reizungen für eine halbe Stunde extrem deutlich hervortreten läßt. So wird der Körper zu einer Leinwand, die Buchstaben, Wörter und Muster wie Tattoos oder Scarifications leuchten läßt. Zeichen auf zarter Haut, die Spuren der Nacht oder die Narben des Lebens, haben ja oft etwas sehr Anziehendes, Rührendes. Der Abdruck von Schmerz und Erschütterung, Lust und Hingabe oder auch bloß Selbstvergessenheit. Denke ich so, mir noch ein Stück von dieser hervorragenden Schokolade nehmend.
>>> Webseite von Ariana Page Russell