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Ich neige ja zum oberflächlichen Schwadronieren. Nachschub für allerlei Nachtbetrachtungen liefert mir dabei die bunte Welt der Magazine. Ein gutes Magazin ist ein Fenster zur Welt und erspart so manche Reise. Oder weckt das Fernweh.

Seit Jugendjahren betrachte ich die gutsortierte Bahnhofsbuchhandlung als eine Art extendiertes Wohnzimmer. Am Wochenende blätter ich mich gerne quer durch die Welt. Und es gibt immer was zu entdecken. Neulich war es das "Cheerleader"-Special-Interest-Magazin. Gefüllt mit Hinweisen auf Wettbewerbe und den neuesten Choreographien aus Übersee. Heute fand ich ein ganz großes Magazin, in dem japanische Mädchen in den Kostümen ihrer Lieblingsmangas durchfotografiert waren. Kommt auf die Begehrliste, der Preis ist allerdings exorbitant für 48 oder so Seiten.

Das neue "Quest" hingegen wartet mit einer angenehm düsteren Ausgabe auf. Die Nr. 13 macht sich sozusagen selbst zum numerologischen Thema. Gewohnt schöne Fotostrecken, Gothic-Culture, ein Interview mit Gottfried Helnwein ("Kunst ist für mich eine Waffe, mit der ich zurückschlagen kann."), Arnold Schönberg (12Töner! 13! Got it?), ein alter Vergnügungspark in der Ex-DDR. Daniel Josefsohn, in den 90ern der Shooting-Star in der deutschen Fotoszene und mit seiner MTV-Strecke berühmt geworden, darf auch wieder mal... und dazu das übliche Gutschi, Putschi und Mutschi. Ein paar Texte nerven. Nullsätze wie "In Deutschland flüchten immer mehr Menschen in paranormale Glaubenswelten, um der kalten Realität zu entkommen", darf man höchstens in blogs schreiben. Aussagen wie "Der Glaube an die real existierende Allmacht des Teufels und die Macht des Bösen fand im 18. Jahrhundert mit der Aufklärung ihr jähes Ende. Die dadurch entstandene Leere wurde von der damaligen Kunstwelt (Hieronymus Bosch u.v.a.) mit Genuss gefüllt", ist schon aus mehreren Gründen falsch. Bosch lebte von ca. 1450 - 1516 und hat weder was mit der Aufklärung noch mit dem 18. Jahrhundert zu tun.

Das Teil ist aber trotzdem ein Vergnügen auf dem coffee table. Zum Cappuccino.

Ex Libris | 21:33h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ella - Samstag, 20. März 2004, 22:27
Versuchen
Sie das mal in der Bahnhofsbuchhandlung im Münsteraner Hbf. Es ist inzwischen so 11, 12 Jahre her, da hab ich für zwei Semester in der westfälischen Heimat studiert und war tägliche Zugpendlerin. Da kann man ja nicht ständig neue Lektüre kaufen und stöbert während der endlosen Wartezeiten im Buchladen .... bis eine grelle Stimme mich von der Seite anbrüllt "Das ist hier kein Lesesaal sondern ein Geschäft. Wenn Sie lesen wollen, kaufen Sie!" .... Ich habe den Laden NIE wieder betreten!

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kid37 - Samstag, 20. März 2004, 22:39
Ein Kreuz, diese Verkäufer
Um diese Zeit war es in Wuppertal nicht anders. Mich kannte man allerdings schon. Eine Verkäuferin, die häufig am Wochenende Dienst hatte, mochte mich, glaube ich. Da durfte ich auch schon mal querlesen. Außerdem habe ich ja auch ab und an was gekauft. ;-)

Hier in Hamburg ist man in diesem Punkt dann doch weltmännischer. Da mahnen höchstens andere Kunden.

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tillmann - Sonntag, 21. März 2004, 02:19
Aber leider kein Vergnügen, wenn man da Autor ist:

http://tristessedeluxe.blogger.de/stories/68201/

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kid37 - Sonntag, 21. März 2004, 02:40
Ja ja, alles für die Ehre. Zwiespältig. Für Slick, Deutsch und Co arbeiten die Fotografen auch umsonst. Grundsätzlich natürlich selbstmörderisch. Das muss man aber auch andersherum sehen: Diese neuen Lifestyle-/Modemagazine bieten Fotografen relativ große Freiheiten bei der Gestaltung ihrer Strecke. Da sind viele ganz wild drauf, wie ich weiß, sich einmal auszutoben - und gleichzeitig eine hübsche Imagebroschüre zu haben.

Das sind ja Blätter, die es nicht unbedingt darauf anlegen, bei mir auf dem coffee table zu liegen, sondern bei S&J und J.v.M..
Ich hätte es wie Sie gehalten. Aber mich haben die auch nicht gefragt ;-)

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