Heulen nur auf dem Klo

Eine Überlegung zum Saturnjahr. Man schreitet voran, stößt gegen Grauwacke, dreht sich links, dreht sich rechts, stößt sich Kopf, Rumpf und Glieder, legt sich hin - den Hals in Demutsgeste gereckt - und wird von einer planetaren Kugel aus Blei überrollt. Saturn, der himmlische Hemmschuh, zeigt sich, schwer, träge, stur wie ein adipöses Hindernis auf der Rolltreppe.

So stetig gedrückt, gequetscht und gepresst, tonnenschwer, müßte am Ende eigentlich ein Diamant übrigbleiben, aber laßt uns besser über Zirkonia sprechen. In Wahrheit wird es ein schwarzer Klumpen aus rostigem Schrott sein, Rust Boy im Ringelpullover.

Vielleicht wird es sein wie bei Lear oder einem anderen Bild von Damian Ocalì. Eine staubige Welt, nackt, bloß, den Mund voll trockener Erde. Bis dahin heißt es Zeichen suchen. Manchmal zeigt sich Hoffnung in einem halbgeschmolzenem Stück Schokolade. Ich schau mal in den Vorratsschrank.

Weitere lumineszierende Funde und Beweise aus den Nischen des schräglastigen Kulturschaffens in der Wunderkammer.

Homestory | 14:46h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
c17h19no3 - Donnerstag, 7. Juni 2007, 15:14
schokolade mag gehen. waffeln scheiden aus, stelle ich fest. denn die werden, gelagert in der morgens 27 grad warmen küche, analog der verdorrten hand der hebamme jesu, zu zähem papier, wenn in das luther-geschwängerte hirn ein sehnervimpuls mit ocalìs bildern trifft. mein dasein windet sich unerlöst unter der zuckersünde, völlig unsaturnisch allerdings, obwohl das jüngste gericht nur wenige wochen vor mir liegt.

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au lait - Donnerstag, 7. Juni 2007, 20:44
ich träufle heute wie zähtrüber Zuckerrübensirup vom Schreibtisch und staune darüber, erst in meinem siebenundzwanzigsten Lebensjahr zum ersten Mal "Grauwacke" begegnet zu sein, wo ich bislang nur "Grauwale" kannte. Dem Hirn den Unterschied hernach dank intensiver Recherchen erklären können. Grandioser Text mit tollen Verweisen inmitten der schwülen Hitze, die sich wie eine fetttriefende Decke über mein Bewusstsein gelegt hat.

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kid37 - Donnerstag, 7. Juni 2007, 22:02
Grauwacken sind in den karbonischen Serien des Harzes, des Bergischen Landes und des Rheinischen Schiefergebirges weit verbreitet. (Wikipedia)

Meine Wiege war ja sozusagen mit Grauwacke ausgepolstert. Wäre auch ein schöner Blogname. Lieber noch ein Grauwal unter Wasser, bei diesem Wetter. Fernab japanischer Forschungsboote natürlich.

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au lait - Freitag, 8. Juni 2007, 23:24
Oh ja, sehr wahr. Dazu passt, was gerade musikalisch aus den Boxen hüpft. I'd like to be / under the sea / in an octopuss's garden... Das wäre was zurzeit. Und ich staune, welche erfrischenden Ideen dem Zufall immer wieder kommen. Abbey Road im rechten Moment.

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frau stella - Freitag, 8. Juni 2007, 10:46
Ach, dass liegt an der Sternenkonstellation, dass mir gerade nichts passen will, obwohl doch alles eigentlich ganz famos aussieht. Na, dann bin ich ja beruhigt.
Ich habe übrigens neulich zwei rostige kleine Gefährten auf dem Flohmarkt entdeckt, ich dachte natürlich sofort an sie, aber der Besitzer wollte sie nicht wirklich gerne hergeben, sonst hätte er sie günstiger gemacht. Nun habe ich ein hübsches Foto von ihnen in meinem Handy. Ich weiß nur noch nicht, wie ich die aus dieser Kiste herauskriegen soll. Sollten sie am 16.6. Zeit haben, um zum Stammtisch zu kommen können, kann ich ihnen ZATHURA und seinen Kumpel ja mal zeigen...

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kid37 - Freitag, 8. Juni 2007, 21:45
Ach wie schön, sonst denken die Leute nur bei totem, ringelbestrumpftem Getier an mich. Zathura kenne ich ja nur als sehr vergnüglichen Kinderfilm (Ihr Kleiner ist dafür aber noch zu klein, da sind recht viel Action und "Aufreger" und Monster drin), bzw. als Blech/Brettspiel. Sie machen mich ganz neugierig.

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frau stella - Samstag, 9. Juni 2007, 00:03
Das sah älter aus, der Verpackung nach 50er, 60er Jahre, wenn ich mich nicht irre. Ich habe mich sofort verliebt, hatte aber kein Geld in der Tasche. Leider.

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