Spotte nicht, ich schlafe nur

Turdus merula, die Schwarzdrossel


Aus der auf der Beliebtheitsskala wie vom Wahnsinn befallenen Reihe Mit toten Tieren durch das Jahr begrüßen wir den Frühling heuer mit der Amsel. Das Männchen zählt mit seinem schwarzen Federkleid bekanntermaßen zu den Gothics unter den Singvögeln, auch wenn sein Gesang dazu manchmal einen Tix zu lebensbejahend daherkommt. Dieses Exemplar nun ist tot, da singt so schnell nichts mehr. Ergriffenere Leser werden es dankbar zur Kenntnis nehmen, daß der rückwärtige Teil des Vogels auf dem Bild fehlt. Der war zum Zeitpunkt der Aufnahme stark durch Fliegenbesuch abgelenkt, wie überhaupt dieses Tier im noch jungen Jahr bereits bessere Tage gesehen haben muß.

Ich vermute, ein Auto kreuzte seine niedrige Flugbahn, ein Thema, das mir aus eigener Anschauung jüngst sehr vertraut ist. Drum warne ich erneut: Flieg nicht zu hoch, mein kleiner Freund. Aber - und das ist neu - auch nicht zu niedrig.

>>> Beachten Sie bitte Iris Schiefersteins Ausstellung in Berlin, bis zum 28. Mai 2007 und in Heilbronn, bis zum 24. Juni 2007.

Taxidermie | 02:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
petersilie - Donnerstag, 12. April 2007, 11:55
Schade, daß ich Ihre bebilderte Bildungsreihe vor ca. einem Jahr noch nicht kannte, denn da ermordete sich das weibliche Pendant durch Frontalaufprall an einer Scheibe des heimischen Wintergartens.
Trotz aufgeklebtem Raben Rudi - einer Scheußlichkeit in Window Color, die der Ungatte genau für solche suizidgefährdeten Flügeltiere anbrachte.
Wahrscheinlich war das Ding stockblind, ich finde es jedenfalls ungerecht, daß ich mir ganzjährig diesen albernen Vogel an der Scheibe betrachten muß, während die Vögel, für die das angebracht wurde, den Aufkleber anscheinend keines Blickes würdigen.
Sie sollte dringend erwähnen, daß oberfleißige Amseln, die noch nach 19 Uhr dem Nestbau fröhnen, ein schnelles Ende nehmen.
Sie starb mit Baumaterial im Schnabel.

Sollten Sie wissen möchten, wie der Vogel mittlerweile aussieht: Ich glaube, sie dürfte schon relativ weit unten im Kompost angekommen sein. Wenn ich demnächst mal Humus hole, könnte es sein, daß ich auf die Überreste der "Madame Bauwut" stoße.
Bei Interesse maile ich Ihnen ein Bild.

Und außerdem habe wir dieses Jahr ein Pärchen ganz drolliger Singvögel im Garten, die sehen total nach Nordsee aus (schwarzweißgrau, mit Stelzenfüßchen, und die rennen immer ganz schnell) und haben sich wohl aus Versehen in unsere Gefilde verflogen.
Zweimal hat die Katze den Hahn schon fast gehabt, ich bin also zuversichtlich, Ihnen demnächst ein Bild von einem toten Exemplar beisteuern zu können.

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kid37 - Donnerstag, 12. April 2007, 19:52
Die Vögel lachen doch nur über diese Schreckbilder. Hier schmusen die Tauben mit den falschen Plastikraben, die sie eigentlich abschrecken sollen. Erstaunt bin ich aber doch, daß ausgerechnet Vögel die wahren Arbeitszeiten nicht kennen sollen: Fängt doch bekanntlich der frühe Nestbauarbeiter den Wurm. (Dem späten droht der Tod.)

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toxea - Donnerstag, 12. April 2007, 13:13
Dass
ich bei Ihnen einen Hinweis auf Iris Schieferstein finde, überrascht mich zwar thematisch nicht, aber aus anderen Gründen dann doch. Herzlichen Dank für diesen Tip!

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kid37 - Donnerstag, 12. April 2007, 19:44
"Aus anderen Gründen dann doch"? Bin ich etwa wieder in einen Fettnapf getreten?

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toxea - Freitag, 13. April 2007, 12:24
Überhaupt nicht.
Kein Fettnapf (aber wieso eigentlich "wieder"? ;)
Es erschien mir nur wie ein unerwarteter Gruß aus Kindertagen, als ich Iris das letzte Mal gesehen habe...

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kid37 - Freitag, 13. April 2007, 18:51
Gestern las ich in einer FAZ von vor ein paar Tagen einen Beitrag über "Zufälle", deren Sinnhaftigkeit oder auch -losigkeit. Vielleicht gibt es die ja tatsächlich nicht. (Fettnäpfe habe ich genug rumstehen, man sitzt ja nicht nur auf dem Sofa und tut nix.)

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toxea - Samstag, 14. April 2007, 14:02
(Dann hoffen wir mal, dass kein Fettnäpfchen-Dreispung daraus entsteht...) An die FAZ komme ich hier leider kaum, aber an reine Zufälle glaube ich nicht, gehe eher davon aus, dass alles so vernetzt ist, dass man sich gelegentlich einfach begegnet, wiederfindet oder was auch immer. Es ist nicht vorherbestimmt, aber die Wahrscheinlichkeit wird je nach Netzwerkdichte einfach immer höher...

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ana - Donnerstag, 12. April 2007, 14:15
Passend zum Thema Tod heute Morgen die Post im Briefkasten. Ein Bestattungsverein wirbt um meine Mitgliedschaft. Gegen einen Jahresbeitrag von 14 Euro verspricht der Verein mir mit steigendem Sterbealter sich wachsend an meinen Bestattungskosten zu beteiligen.

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kid37 - Donnerstag, 12. April 2007, 19:43
Schicken die dann auch eine Delegation, die am Grab ein Lied singt? Darunter würde ich es nicht machen.

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books and more - Montag, 22. Oktober 2007, 12:41
Fuchs tot *töterötöt*
Werter Herr, leider stoße ich erst heute auf Ihre reizende Sammlung mit Cadavern & Condolenzen. 3 Wochen früher, und ich hätte Ihnen einen ebenso schönen wie toten Fuchs [vulpes vulpes] zusenden können! Er verendete unter unbekannten Umständen am Waldesrand, ich stolperte beim abendlichen Laufe beinahe drüber. Jetzt ist er natürlich weg, zernagt, zerstreut, verweht. Na, das nächste Mal dann!

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kid37 - Montag, 22. Oktober 2007, 14:34
Oh, ausgeschnürt. Ich hoffe, es war nicht der mythische Fuchs von Hiddensee, der sich dort verabschiedete. Ich bin jedenfalls gerührt, daß Sie an mich gedacht haben. Das allein zählt ja schon. Ein Foto erzählt natürlich tausend Worte, vielleicht sollte ich einmal eine kleine Lesergalerie einrichten: links tote Tiere, rechts Ringelstrümpfe.

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books and more - Montag, 22. Oktober 2007, 14:50
Ringelstrumpf?
Sie stellen sich Ihre KommentatorInnen als RingelstumpfInnen vor? Apart!

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kid37 - Montag, 22. Oktober 2007, 15:02
Mais oui,
das ist hier eine ausgemachte Sache. Ein paar der Links in den Kommentaren sind leider nicht mehr aktiv, die Aktion muß wohl dringend wieder aufgelegt werden.

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books_and_more - Montag, 19. November 2007, 16:02
Das mit dem Fuchs wurde ja nichts ...
dafür rollte mir gestern ein hübsches Eulengewölle vor die Füße. Darinnen jede Menge tote Maus in Form von kleinen Knöchelchen. Allerliebst. Die könnte ich Ihnen bei Gelegenheit mal zukommen lassen. Oder nehmen Sie nur Ganzkadaver?

Beste Grüße
B&M

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kid37 - Montag, 19. November 2007, 19:34
Tote Mäuse? Wie Gebein! Da fällt mir ein Lied aus den 80ern ein: "Ein Haus aus den Knochen von Cary Grant". Wunderbar, Foyer des Arts. Wenn Sie ein schön schwermütiges Bild davon haben - gerne doch. Irgendwo in Andalusien bewahrt noch Frau Zorra eine Maus aus ihrem Pool für mich auf, fällt mir da ebenfalls ein. Aber ich komme hier ja irgendwie nicht raus.

Sitzt die weise Eule eigentlich als lebendiges Ex libris auf Ihrem Bücherregal oder wie kamen es zu der Begegnung?

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books_and_more - Sonntag, 30. Dezember 2007, 22:21
Der Maulwurf


Erst gestern noch in blühender Todesfrische gefunden und beiseite gelegt beim Traben durch den Wald - heut' schon, ja zappradi, hat sich die Hexe das Leberl herausgenommen für ihre Sylvesterknödel und die Haselmaus das schöne Fell zerfressen, die dumme Nuss!

Daraus leiten wir die taxodermische Grundregel Nr. 1 ab:

Find'st Du was in Todes Rachen,
sollst Du SOFORT ein Foto machen!


Dafür war diese Tour mit der Camera in anderer Hinsicht höchst ertragreich, doch davon später an anderer Stelle!

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kid37 - Montag, 31. Dezember 2007, 18:19
Ach herrje. Der kleine Maulwurf est mort. So große, gefühlvolle Hände und so einen schönen Mantel hatte er. Ich kenne das aber gut, mein Leben ist eine Halali-Strecke verpaßter Gelegenheiten. Muß man immer bereit sein (Kamera!) und dann nicht lange überlegen. Auch so ein Vorsatz für 2008.

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