Sanftes Töten



Von manchen Erkenntnissen glaubt man ja, sie seien auf dem neueren Mist retroagrarisch-esoterischer Sonnenblumenkulte geboren und erst im Nachhinein von einer naturwissenschaftlichen Empirie möglicherweise nur widerwillig bestätigt worden. Was Großmutter aber noch wußte - ohne CSI und Genforschung - ist dann eben das verblüffende Wissen der Erfahrungswissenschaft, deren Existenz von den Faktenhubern dieser Welt ja gerne in Abrede gestellt wird.

Frei nach dem Motto, Wat der Buer nit kennt, dat frit er nit, könnte man im Umkehrschluß anschließen: Der Bauer weiß wohl, daß Fleisch nicht schmeckt, wenn man die Tiere vorher terrorisiert hat. Dies nur auf dem Einkaufszettel solcher rohherzigen Leute notiert, die morgen wieder nach dem Frischgeschredderten aus der Kühltheke greifen. Der Schnipsel stammt übrigens aus einem ganz wunderbaren Nachschlagewerk, welches ich immer wieder gern für die allerunmöglichsten Dinge zu Rate ziehe, die dort dann recht amerikanisch-pragmatisch erklärt werden:

The Scientific American Cyclopedia of Formulas. New York, 1925.

Homestory | 16:39h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ana - Samstag, 3. März 2007, 15:13
Manche Chinesen terrorisieren ihre armen Tiere teilweise vor der Schlachtung mit voller Absicht, damit das Fleisch mehr Adrenalin enthält und dadurch angeblich besser schmeckt. Ich habe das mal in einem Filmbericht gesehen. Man hat einen Hund mit einem Stock verprügelt und ihm gleichzeitig das Fell lebendig abgesengt, dass er nur noch gejault und geschrien hat, bevor man ihm den Garaus gemacht hat. Und das alles für die Gaumenfreuden. Die Franzosen haben ihre Gänsestopfleber als kulinarische Spezialität.

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kid37 - Sonntag, 4. März 2007, 00:46
In den letzten Jahren hört man es öfter als Argument, daß diese langen Tiertransporte nicht nur aus vielerlei Gründen grausam, sondern schon aus reiner Konsumentensicht schlecht sind: das Fleisch der gestreßten Tiere schmeckt einfach schlechter. (Ich dachte immer, Adrenalin mache Fleisch bitter und die oben beschrieben Methode solle nur ermöglich, daß sich das Fell leichter lösen lasse. Aber andere Länder, andere Sitten...)

Ich war erstaunt, daß dieses (eigentlich auch selbstverständliche) Wissen eine alte Binsenweisheit ist. Darauf nun ein Käsebrot.

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gaga - Sonntag, 4. März 2007, 14:08
aber bitte von glücklichem käse

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kid37 - Sonntag, 4. März 2007, 18:45
Ich streichel meinen Käse immer, bevor ich was damit belege.

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c17h19no3 - Sonntag, 4. März 2007, 19:28
da kriegt der streich(el)käse eine ganz neue bedeutung.

btw: you´ve got mail.

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kelef - Montag, 5. März 2007, 01:11
durch die adrenalin/histaminausschüttung steigt der pH-wert um bis zu 75%, das fleisch wird also "sauer". dadurch verkürzt sich die haltbarkeit wiederum auf bis zu 25%. bei minderwertig oder zu schnell gefütterten tieren ist das fleisch relativ grobfaserig und zäh, durch die adrenalin/histaminausschüttung "brechen" die fasern und das fleisch wird "zarter". das erklärt auch das faible für tiertransporte und grosse sammelschlachthöfe seitens der grosslieferanten ...

man braucht nur am fleisch zu riechen, dann kann man mit ein wenig erfahrung sagen, wie das tier zu tode gebracht wurde. ein tier, das gehetzt wurde, ist so "sauer", dass oft sogar hunde das fleisch nicht fressen wollen.

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kid37 - Montag, 5. März 2007, 14:16
Danke für die Erläuterung und den Hinweis auf die Wirkung von Adrenalin. Zynisch gesprochen sind Tiertransporte dann "Veredelungsprozesse" fürs zartere Fleisch. Das ist alles so krank.

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