Der belgische Fotograf Sebastian Schutyser dokumentiert seit seinen Studienjahren in Mali die Lehmmoscheen im Nigerdelta. Als "typische Architektur" zwar weithin bekannt, hat es bislang keine Bemühungen gegeben, diese oft in entlegenen Dörfern angelegten religiösen Bauwerke zu dokumentieren.
Über 500 solcher Moscheen hat Schutyser seit 1998 in zwei Fotoexpeditionen fotografiert. Einmalige und einzigartige, mal schlichte, mal höchst elaborierte, oft biomorphe Formen kennzeichnen diese eindrucksvollen aus Lehm geschaffenen Häuser. Die haptische Beschaffenheit des Materials mit seinen Rissen, seiner Rauheit und das reizvolle Spiel von Licht und Schatten sind dabei schwer faszinierend. Aber wie vieles scheinbar überkommen Archaische, ist auch diese Architektur leider durch Natureinflüsse, Vernachlässigung und die Mode des Modernen bedroht. Verändern und Bewahren - ein diffiziler Balanceakt.
Neben der internationalen, derzeit wohl nicht lieferbaren, gibt es auch eine deutsche Buchausgabe. Kleinbildaufnahmen der Moscheen in Farbe gibt es ebenfalls hier bei ArchNet.
via Bldgblog
Aber zurück zum Thema: Diesen Lehm-Moscheen eignet etwas ganz fremdartiges und faszinierendes. Wie überhaupt dieser Region. Stiefeln dort nicht auch die legendären Dogon rum, die von der Existenz von Sirius B wußten, bevor die Fernrohre neuerer Zeit diesen kleinen schweren Zwerg am Firmament entdeckten?
(Es gibt von Katz & Goldt einen schön Karikatur: Zwei Typen in einer leeren Wohnung, starren auf ein Objekt, das einsam auf dem Fußboden steht. Unterschrift: "Sie hat mich verlassen. Alles was sie zurückließ, war ihre Phillip-Starck-Saftpresse." Wie demütigend.)
Die Photographien zeigen nur die wie von einer großen Hand geformten Lehmgebilde und keinen einzigen Menschen. Es wirkt, als wären diese Moscheen nur noch stumme Zeugen einer bereits untergegangenen einst stolzen Kultur.