Lektion I

Für Wortgeklingel kann man sich nichts kaufen.

Homestory | 14:01h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
bartleby - Sonntag, 16. Oktober 2005, 16:59
Herbstliche BesTanzAufnahme
Kaufen ? ... davon? ... wozu ...??:

Der Oktober schwärmt immer noch gülden von sich selbst und versucht die jahresspäte, rotgelbe Sonne karotinen in den chlorophyllsiechen Zellen windflimmernden Blattwerks einzufangen & rückzuspiegeln. Die Wälder atmen schwer den würzigen Geruch verwesenden Laubs aus, nachdem wärmendes Infrarot das Nebelasthma dunstfeuchten Bodens heilte. Und Mädchen ziehen - als trügen sie noch äolische Sommerröckchen - Kreidestreifen bunt auf dem Asphalt und malen eine Welt, die zwar zweidimensional flach ihre Phantasien eingrenzt, aber strategisches Handeln begründet: "Das Pferd soll nich' ins Wohnzimmer!"
Ziegel strahlen ihr Rot von den Dächern & lassen es in der Dämmerung die Farbe geronnenen Blutes annehmen. Zäh zährt es dann als Celans schwarze Mich über die Dachrinnen und kleidet den stieren Blick des Melancholikers mit 'schwärem' Samt aus. Schwarzgallig & flüsternd form' ich den Mund zu: "Entfern' mir den Phleg ma' von der Seele!"

Ja - es stimmt, dafür kann man sich nichts kaufen - aber sollte man?!

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kid37 - Montag, 17. Oktober 2005, 14:49
Mein Kopf ist bald efeuumrankt wie das Haus von Usher. Vielleicht kommt deshalb nichts Gescheites mehr heraus. Mir zerfallen gerade wieder die Worte wie die hofmannsthal'schen modrigen Pilze im Mund. Mag sein, es liegt daran, daß das Hamburger Abendblatt vor ein paar Tagen im herbstlichen Speiseführer einen eßbaren Pilz mit dem Foto des Grünen Knollenblätterpilzes illustriert hat. Ziehen wir dann noch in die Wälder? Versagt sich uns die Tat?

Ein vollmondlicher Herbst, der ein Sommer sein will... Ha.

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bartleby - Montag, 17. Oktober 2005, 16:41
Ich würde lieber nicht ....
Dass aus Ihrem Kopfe nichts mehr "Gescheites" kommen werde, wollen wir nicht hoffen. Es tötete dann nicht mehr der Buchstabe - es wäre der Tod des Gramma selbst!
Jetzt schreiben Sie ja noch (Leviatan sei Dank!)… und die Qualität Ihres Schreibens vermittelt sich nicht zuletzt (ein merkwürdig technischer Ausdruck dies "nicht zuletzt") durch Ihre Fest-Stellung der Lektion I.
Nur eine solch sinn-unabgeschlossene, aber apodiktische Aussage wie die Ihre erzeugt erst das Begehren, so etwas wie Sinn (vermeintlichen Sinn) als Perlenreihe der Différance & der Spur in das schon vorgelegte Sprach-Gewebe einzuarbeiten.
Dies hier … vielleicht auch knollenblätterpilzgetextet??!?

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rabauke - Montag, 17. Oktober 2005, 02:40
Und das ist gut so, denn...
…die Bewertung des gesprochenen respektive geschriebenen Gedankens, der sich demnach und ausschließlich als Wort formt und gestaltet und manifestiert, ist, sozusagen bekanntermaßen, einmal entfleucht, für immer in die Reihe der mehr oder minder wichtigen Dinge eingeordnet und kann nicht den Kriterien des schnöden Mammons folgen. Denn Worte sind auch Taten (das sollten gerade Sie Herr kid besonders wissen) und wer will die Füller ihrer und damit die unseres Tuens schon bemessen geschweige denn taxieren? Oder was glauben Sie, was eine Ösophagus kostet?

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kid37 - Montag, 17. Oktober 2005, 14:39
Das Wort regt nicht nur Fleisch (manchmal immerhin oder wenigstens die dirty words), sondern wird Fleisch. Ja. Als unglaublich ausgeglichener Mann der Mitte sehe ich weder in der wortlosen Tat noch in den (schönen) Worten, denen keine Taten folgen, eine Verlockung.

Wenn der Wortklingelbeutel immer leer bleibt, reizt das auf Dauer auch die Magenschleimhaut. Organe? Kann man die nicht mittlerweile bei eBay kaufen? Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Aber ich weiß vieles nicht. Ich glaube aber.

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