Wer bislang dachte, oh, moderner Tanz, das ist was für mich. Aber leider habe ich fürs Schauspielhaus zu dreckige Turnschuhe, dem ist nun oder niemals mehr zu helfen.
Besitzer dreckiger Turnschuhe treffen sich nämlich nun abends ungezwungen auf dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof und schauen sich bei einer Bionade oder einem vergorenen Getränk ein Tanzprogramm in 15 Containern an.
Da wird zur Musik von Richard von der Schulenburg, Schnappi dem Krokodil und weiteren Ausflügen in Rock, HipHop und Klassik ein <feuilletonmode>bunter Strauß</feuilletonmode> aus allerlei Tanzprogrammen gezeigt. Da steht man dann mit angeranzten Menschen wie Du und ich zwischen Campers und Doc Marten's auf dem betriebsamen Platz vor dem Schauspielhaus, sanft umschmeichelt von der Restwärme des Tages, die aus den Steinplatten kriecht. Wer mag, kuschelt an tätowierter Haut und sieht für lau und umme ein ziemlich kurzweiliges und hochprofessionelles Programm.
Da beklagen bleichhäutige Frauen den Kontrast zu Cameron Diaz und Nicole Kidman zu David Bowies "Five Years" - bekanntlich einem der schönsten und tragischsten Lieder überhaupt -, werden sehr dünne Damen in glitzernden Paillettenkleidern erst zu den Klängen von Rammstein in wilde Verrenkungen versetzt und dann von einem einsamen Saxophonspieler zum, öh, Höhepunkt vibriert, während zwei übergymnastische junge Herren im Schlangen-on-Extacy-Modus breakdancen.
Als Auftakt eines genußreichen, körperbetonten weiteren Septemberabends in der Hansestadt sehr zu empfehlen.
(Magic Light: Tanz in 15 Containern. Jeden Abend ab 20.30 Uhr, Hachmannplatz. Bis 11.9.2005)
Naja, langer Rede guter Sinn, weiter so.
A propos einsam, Herr Kid - Sie haben Post.
(Jetzt hab ich diesen Satz auch endlich mal geschrieben;-))
Gelegentlich muss man jemandem, den man mag, auch explizit sagen, dass man ihn mag. Mehr nicht (obwohl ich natürlich weiß, dass gerad Kid es nicht nötig hat, von mir gemocht zu werden - das ist aber wohl allen klar).
Sie haben Post.
Wenn das eine gewisse formidable Bloggerin liest, rollt die lachend auf dem Boden herum. Die habe ich immer damit aufgezogen, daß in ihren Kommentaren ständig stand, Sie haben Post! - so als wüßte man das nicht, wenn man ein vernünftiges Mailprogramm hat. Little did I know - es gibt Menschen ohne Pop3-Accounts. (Herr Mark, Sie kriegen gleich schnellkurz Antwort ;-))
Ich möchte mal was über Maz und mich erzählen:
Als ich damals bei Blogger anfing, nicht unbeschwert zwar - aber reichlich unbedarft - und ungefähr vier Leser hatte (davon die Hälfte aus Wien), war Maz der erste, der mir so richtig eins auf die Nuß gab. Ich
Maz war ja damals bereits eine Institution, der Inbegriff der Ich-rotz-es-raus-Blogger, der damals schon mit Zorra Randale und mit EvaLuise SchuSchu machte. Völlig eingeschüchtert schluckte ich aber meine Tränen hinunter, legte drohend meine Messersammlung auf den Tisch, lernte dazu und beobachtete neiderfüllt Maz' legendäre Live-Blog-Reihen wie "Ich schließe mich jetzt mit 15 Flaschen Jack übers Wochenende ein und richte mich zugrunde".
Irgendwann aber wehte dichter Nebel über die Landebahn von Casablanca, Maz und ich sahen den entschwindenden Positionslichtern der Flugzeuge nach, schlenderten hinaus ins Ungewisse - und der Rest ist Geschichte (u.a. mit Humphrey Bogart verfilmt).
Ja, Kinder, die ihr heute Diplomarbeiten schreibt: So war das damals mit den Blogs.
Aber die bewegenden Bloggerfreundschaften, die alten Bourbon- und Bacardi-Geschichten, die haben so einen bukowski-wondratschekistischen Charme. Hossa!
Naja, Kids Texte waren (und sind es immer noch - bis auf diese Maschin' kaputt Geschichte, die -aus meiner Sicht, also aus der Sicht eines emanzipierten Proleten- unglaublich gut ist) immer sehr abgehoben und natürlich auch brillant, und ich soff damals wie ein Dummkopf...)))
Werde mir auch den Ihrigen Tipp gern merken und schauen, ob und wann er sich realisieren lässt, insofern ein kleiner Tipp-Austausch. :)