Hello, hello, my name is
Warren Suicide
(Warren Suicide, "Warren Suicide")
Das ist mir nun auch zum ersten Mal passiert: Sitze ich in der U-Bahn und werde von einer hochattraktiven jungen Frau angesprochen. (Ich denk' noch, was will die, ist meine Musik jetzt schon den Punketten zu laut?)
Als ich meine Ohrhörer herausgefriemelt habe
(Sie hören gerade: Radiohead, "Knives Out"), vernehme ich, "Bist du nicht kid37, der Blogger?" und gerate kurz ins Grübeln.
Wer, wo, was? Ja, tatsächlich, ich glaube, das stimmt. Es stellt sich heraus, es handelt sich um Hamburgs bekannteste Damentoilettenfotografin, die zudem ein hochgenaues Auge für Gesichter und irgendwann mal mein Foto gesehen hat.
Da war ich überrascht, denn ich hatte zwar mein T-Shirt mit Das hermetische Café an und diese Schale aus Aluminium (gegen die Strahlen) mit den aus Styropor gesägten, an Drahtspiralen aufgehängten Zahlen "3" und "7" auf dem Kopf - fühlte mich aber dennoch irgendwie mit dem Hintergrund verschmolzen unsichtbar.
Mal was Positives, denke ich, und shanghaie die Dame gleich für den Flohmarkt, zu dem ich untgerwegs bin. Allerdings muß ich rasch die Idee aufgeben, eventuell jemanden zum Tragen gefunden zu haben, denn Lady Grey hat bald schneller zugeschlagen, als ich "Meinen Sie wirklich?" sagen kann.
Für mich blieb nur der Pferdefuß, wie so oft im Leben. Ich widerstand allerdings (man kann sich nicht jedes tote Tier ins Haus holen) und begnügte mich mit Edward Goreys Katergorey und dem vergnüglichen kleinen Heimschnitzerfilm May. Auf dem Rückweg, jetzt aber zum Dritten!, traf ich erneut auf die kleine ringelbestrumpfte Japanerin, die immer in meiner U-Bahnstation Selbstporträts macht.
Fast hätte ich gefragt, "Lust auf'n Film?" und ihr die tödliche Schneiderin vor die kajalumränderten Augen gehalten (alle Japanerinnen lieben blutige Horrorfilme!). Aber dann fiel mir ein, daß ich heute irgendwie im Dienst war. Und erkennbar. Nicht inkognito. Nicht auszudenken, die ruft laut um Hilfe oder kann Kung-fu - und dann bekomme ich obendrein noch Flohmarktverbot.
Was wollte ich eigentlich sagen? Ach so, Herr Mequito, Herr Axel K. und weitere von der Neigungsgruppe "Suff und St. Pauli", schönen Gruß von der Gegengeraden, beim nächsten Bier sei man dabei!
Zu Hause dann noch ein paar konspirative Bloggerfäden gezogen - Frau Gaga, Sie hatten recht: Die netten Überraschungen (nicht immer nur Wasser durch die Decke) reißen nicht ab!
File under: Ein schöner Tag
Und - soll/kann/darf das heißen, daß
Manchmal sogar - attraktive???
("I try to sing along / But I get it all wrong / Cozimnot...")
(Nun kann ich aber nicht für A-Lister sprechen.)
Die Dame heute ist doch kein Groupie, Sie Schlingel. Die hat eine nette, spontane Art, Leute, die sie erkennt, auch anzusprechen. Die wäre auch schon längst mit der erwähnten Japanerin bekannt. Ich bin da ja zu schüchtern.
Schüchternheit und Blogger - da rühren Sie an einen wunden Punkt. Ich erinnere mich jetzt noch schmerzlich an die BLOGMICH und an eine dunkelhaarige Schönheit, die genauso wenig Mitblogger zu kennen schien wie ich und sich offenbar genauso langweilte. Nach zwei, drei Blickwechseln quer durch die Halle stand sie zufällig zeitgleich mit mir auf, um Richtung Blog-Pinnwand zu gehen und dort eine zu rauchen. Und ich Punk habe die Chance nicht genutzt, mit ihr ins Gespräch zu kommen (was an sich schon sehr nett gewesen wäre, don't get me wrong!), weil mir der Text "Ist Dein Blog auch darunter?" zu doof war und mir gerade kein anderer einfiel.
("You can scream & you can shout
It is too late now
Because
YOU HAVE NOT BEEN PAYING ATTENTION...")
(Aber, hüstel, das war jetzt reichlich off-topic. Sorry...)
@Booldog: Sie sind aber auch einer. Gerade auf dem Blogmich gab es doch so viele originelle ("Kalt hier, nicht?") Anknüpfungspunkte ("Dieses Bloggen, was ist das eigentlich?"). Vor der Blogwand hätten Sie auch gut lästern können ("Da, das hermetische Café, das Blog von diesem Ringelstrumpfspinner, hängt auch da.")... Fahren Sie mal lieber nach Prag, da gibt es die Goldene Brücke.
Ich fürchte, mir hilft da nur der Goldene Schnitt oder der Goldene Schuß.
Sie müssen auf die Flohmärkte dieser Welt. Sich begeistern für die unvermuteten, kleinsten Dinge. Das Banale gülden malen. Jeden Tag was Neues entdecken, in neue Zusammenhänge rücken. Alte Erinnerungen in Schachteln packen und verbrennen. Alte Erinnerungen dadurch ersetzen, daß man einfach neue macht.
Als Pragmatiker habe ich gleich eine neue tolle Idee: Ich kenne das vom Reklamieren, das sollte man stets durch einen Gewährsmann/-frau erledigen lassen, der/die unbeteiligter ist. Mit dem Ansprechen machen wir das jetzt ähnlich: Lady Grey spricht für mich diese Japanerin an, dafür spreche ich für Sie diese rauchende, dunkelhaarige Schönheit an (haben Sie wenigstens ihr Blog erahnen können?!?)... und so weiter.
Ich plädiere ja immer für männliche Courage.
Daß der Franzl ein Schlimmer war, wußte/ahnte ich ja schon immer. Und die Idee mit der Nachbarschaftshilfe finde ich einfach fabelhaft. Die nächste BLOGMICH kommt bestimmt!
Leider weiß ich nicht einmal, ob sie überhaupt eine Bloggerin war. Vielleicht wollte sie - wie ich dann zur späteren Stunde - einfach nur so lange noch rumsitzen, bis unten der Club richtig anfing. (Ansonsten hätte es ja 10 Eulen gekostet...)
@Modeste: Courage ohne Gegenseitigkeit pflegt manchmal grotesk, wenn auch für Außenstehende komisch, ins säuberlich gepflegte Beinkleid zu gehen.
(In dem konkreten Fall wäre sie natürlich angebracht gewesen.)
Zu meinem Bocksfuß hätte der nun aber wirklich nicht gut gepaßt.
Immerhin, Pferdefüße kreuzen des Öfteren meine Wege.
Normalerweise besteche ich aber, tritt Bedarf auf, meine Umgebung mit selbstbereitetem Backwerk, bis sich einer erbarmt. Das Fehlen von Werkzeug und Fähigkeit zur Handhabung ist aber einer der Gründe, warum eine Kreidetafel seit sechs Monaten in meinem Korridor steht, und auch einige Bilder noch irgendwo an der Wand lehnen. - Ich bin bezüglich der Selbstvornahme auch ein bißchen misstrauisch, hat sich nicht Frau Spreepiratin einmal sogar in die Hand gebohrt?
@Frau Modeste: Bestechung per Backwerk ist eine der süßesten Versuchungen, die ich kenne. Frauen, die nicht backen konnten, habe ich bislang allesamt konsequent und ohne Blick über die Schulter verlassen. Für Frauen, die backen können, bohrt man sich hingegen gerne mal ein Loch durch die Hand. Die Spreepiratin ist da natürlich ein anderes Kaliber - die sucht die Extreme und ab und an einen kleinen stechenden Schmerz.
(Gerade überlege ich, was wohl auf Ihrer Kreidetafel notiert sein mag. Außer Kuchenrezepten, meine ich.)
Pfeffer und Hannah hat den Lonely Planet.
(Oh, ist schon spät...)
Sie sollten häufiger Blumen kaufen, Herr Kid. Blumenvasen gibt's bestimmt auf dem Flohmarkt, zwei sind zu wenig. Sie müssen es ja nicht gleich wie meine Mutter machen, die besitzt 117 Stück. Weiß ich so genau, weil der Freund, mit dem ich sie vor über zwanzig Jahren beim Umzug einpackte, und ich sie dabei spaßeshalber gezählt haben. Immerhin, zwanzig Vasen hatte sie damals aus dem Vasenschrank aussortiert.