Florentino Ariza blieb den größten Teil der Nacht wach,
er glaubte Fermina Dazas Stimme in der frischen Flußbrise zu hören,
nährte seine Einsamkeit mit der Erinnerung an sie, hörte ihr Singen
im Atem des Dampfers, der sich wie Großwild durch die Finsternis vorpirschte,
bis am Horizont die ersten rosigen Streifen auftauchten...
(Gabriel García Márquez, Die Liebe in den Zeiten der Cholera. 1985.)
Wie sich das für Tage mit Vollmond cum Hitze cum Handwerker gehört, ist Schlaf kurz, unruhig und unerfrischend. Nun aber heißt es: Das Dach ist isoliert. Nehmen wir das symbolisch, schließlich ließen sich hier zuletzt einige Zustände geistiger Verwirrtheit nicht von der Hand weisen.
Alles normal also, mag man meinen (Welttag der Alliteration !). Aber dann liebsame Überraschungen im Briefkasten, Schecks trudeln, Lesestoff und Selbstgebranntes. Ich bin angenehm berührt, beschämt ein wenig sogar.
Da hat jemand kurz vor dem eigenen Urlaub nett an mich gedacht. Merci.
Im Supermarkt Super-U (Ich bleibe jetzt dabei), habe ich mich dann dabei ertappt, im Stillen mitzuzählen, als ein irgendwie verschroben wirkender Mann aus einem riesigen Müllsack endlos PET-Leergut klaubte. Bei "37" erwachte ich aus meiner Zähl-Trance, rief innerlich, "He, wer bin ich denn?", und mahnte mich zur Ordnung. (Ich glaube, es ging bis 51.) Schnell wird eine unausrottbare Zwangsneigung aus solcherart besinnungsloser Lässigkeit.
Nun aber wieder ausgeglichener. Mein famoser Tomaten-Mozarella-Salat (cum extra grano salo salis wegen der Hitze plus ordentlich Knoblauch) ist meine Trikoloreantwort auf molligwarme Dachwohnungen.
Gleich ist 19.00 Uhr, dann kann ich eine Flasche Wein entkorken.
Große Zufriedenheit zum Wochenausklang. Ich zähle schon die Minuten.
Wie auch immer: Möge der Tropfen munden und Ihnen ein schönes Wochenende einläuten.
Nachdem hier unten nun doch wieder eher hanseatisches Wetter herrscht, stehen bei uns eher Pasta als Salat auf dem Plan. Mal sehen, vielleicht versuchen wir uns demnächst mal an einem selbstgemachten Glühwein;-)
(Bisher dachte ich immer, ab Zwölf darf man... Nun es ist ja eh Wein, da gelten keine zeitlichen Begrenzungen.)
Wie man Alkoholiker wird - ein Leitfaden
Wieso nur abends trinken, wenn der Tag alkoholisiert doppelt soviel Freude verspricht?
ansonsten freut es mich natürlich das mit dem guten Wochenausklang auch- obwohl ich ja eigentlich mich nur freue, wenn es anderen schlecht geht und mir gut - mache aber hier eine Ausnahme, ausnahmsweise (auch eine Alliteration, vielleicht sogar eine kümmerliche figura et(h)y(l)mologica)
:-))
Wir könnten ja, solange der Papst im Lande ist, für kurze Zeit das Konzept "Freude Für Alle"
Nö nö, passt schon, typisch deutsche - oder war es protestantische? - Doppelmoral. ... aber das können die auch ohne den Papst vor Ort ...
(ich tue nun ein bisschen philosophisch-abgeklärt)
schönen abend wünsch ich uns.
Seit ich dies vor vielen Jahren am Anfang des ersten Kapitels von Graham Greens Our Man in Havana las, waren die Schranken meines Alkohol-Rhythmus gefallen.
(Stelle eben beim Nachblättern fest, dass im Umfeld des Zitats ein blinder Schwarzer auftaucht, der laut seine Schritte zählt. Kann ja wohl kein Zufall sein.)
Ich war vor zig Jahren mal in eine Frau verknallt, die den Tick hatte, alle Treppenstufen zählen zu müssen (wollen?). Als sie mich besuchen kam, war das erste, was sie sagte "57" (oder irgendeine Zahl). Ich hoffe, ich falle diesem Zwang nicht anheim.
Nicht auszudenken, ich zählte im Supermarkt das Leergut der Leute mit - womöglich besserwisserisch und petzend auftretend: "Der hat geschummelt, das waren 18, nicht 19!"
Möchte doch auch die Gelegenheit nutzen, mich für die immer wieder gern gelesen Empfehlungen zu bedanken. Es ist immer wieder eine Freude, den hier vorgestellten Links zu folgen... und endlich habe ich auch den Autor meines so geliebten Seepferdchen-Bildes gefunden. Besten Dank dafür!