Sie sagt, dies ist eine Welt
voller Monster und böser Träume.
Und wenn die Sonne scheint,
glaubt sie, sie will sie nur blenden.
Seltsam, wie sie Tragödien anzieht...
(Die Braut haut ins Auge, "Ist sie ein Magnet?")
Als "Jahr der Orgien" geplant, habe ich wohl eher das "Jahr der Überstunden" erwischt. In der Fabrik sind nämlich seit einiger Zeit die Zwerge los. Vor ein paar Wochen wurde ein "Geheimprojekt" ausgeheckt und zum Vertikutieren und Durcheggen vor meine Abteilungstür gelegt, ehe sich die Führungsriege in den Surf-Urlaub zum Nachdenken verabschiedete. Seither komme ich kurz vor Mitternacht nach Hause und falle am Wochenende besinnungslos in die Ecke. Als gelernter Konsument würde ich mir nun von dem hart zusammengerechten Geld gern "was gönnen", um mit dem aus dem Einkaufserlebnis gewonnenen Wohlgefühl über den Sonntag zu kommen.
Freitag kam die zwar erwartete aber dennnoch saftige Steuernachforderung. Als ich heute die Überweisung ans Finanzamt ausfüllte, bemerkte ich jedoch, daß nicht jede Geldausgabe zu Wohlgefühl führt. Also bin ich in die Stadt. Weil ich immer noch ein 3210 als Mobiltelefon benutze und somit hoffnungslos hinter der Gadget-Avantgarde hinterherhinke, interssiere ich mich seit einiger Zeit für solcherart Geräte. In der Abteilung Frei & Vertragslos liebäugelte ich mit einem reduzierten, mattschwarzem Einzelstück modernerer Prägung, aber dann legte ich es kurz zum Überdenken zurück (Brigade Zögern & Zaudern) - und somit findet es sich nun in der Jackentasche irgendeines bösen schnell entschlossenen Menschen.
Geld hatte ich damit immer noch nicht ausgegeben, den Lottoschein ("Da haben Sie aber eine Zahl zuviel angekreuzt!" "O, Schummeln gilt nicht?") zähle ich nicht mit. Herr Kid braucht auch dringend einen neuen Computer, denn der Rechner hier ist sogar noch älter als ein 3210. Aber das ist nun wirklich keine Sache des Mal-eben-so, sondern eine Wissenschaft und muß in den nächsten Monaten Wochen Tagen gewissenhaft angegangen werden.
Wie ich also unschlüssig am Bahnhof rumstehe und auf meinen Pusher warte und überlege, welche Vergnügen so ein Wochenende sonst noch bringen könnte, kommt mir Udo Kier entgegen. Ich will schon rufen, Mensch Udo! aber da ist er bereits an mir vorbei und im Pissoir verschwunden. Und während ich noch denke, diese Schauspieler sind alle so klein, rauscht er auch schon wieder heraus und ist, ehe ich um Foto oder Autogramm bitten kann, mit seiner grünen Tüte im Gewühl verschwunden. Danke, das war Udo Kier! Rufen Sie mich bitte nicht mehr auf dem Handy an; Udo Kier has already left the building!
Daheim, und nun zu etwas nur scheinbar völlig anderem, lese ich dann einen interessanten Aufsatz in der Lettre International über Georges Bataille. Und höchstwahrscheinlich in einem entfesselnden Akt des Abschüttelns des ganzen Irrsinns und Vergeblichen und mit einer gewissen - ganz und gar nicht klandestinen - Gehässigkeit, die jetzt niemand verstehen muß, die ich aber freimütig einräume, weil sie auf einer alten persönlichen Geschichte beruht (oder meinetwegen ganz profan auf dem mir vor der Nase weggekauften Mobiltelefon) - mache ich also einmal, und zwar mit richtig befreiender, dreckiger Stimme, Muahahahaha:
Colette vergleicht Georges in seiner Praxis der Ausschweifung mit dem Spießer per se, Donald Duck oder dem "Milchhändler an der Ekke", der lieber stürbe, als nicht den Schein zu wahren. Die klandestine Lasterhaftigkeit, nicht Georges’ gewohnheitsmäßige Bordellbesuche als solche, empört sie, zumal sie weiß, wie heftig er gewisse Sade-Verehrer angreift, deren Leben in nichts mit dem Denken des Marquis korrespondiert.
Ist es nicht traurig? Überall nur Scheinheiligkeit! Liebe Damen, es ist Männerschlußverkauf, heute gibt es Nachlaß. Nur Udo Kier, der ist schon weg.
Ich trinke jetzt einen französischen Rotwein, Chateau du Charenton, der befreit, und plane meinen Urlaub. Auch eine Geldausgabe.
( zum herzen einer frau gelangt man auf direktem wege mit keksen, lustigen geschichten und alkohol )
nachtrag: auf dem foto da oben, der da links, hat aber einen ziemlichen knackarsch in der hose, wenn er das ist. bei armeehosen hängt ja alles mehr so runter. wahrscheinlich auf den leib geschneidert. sehr geil.
Dennoch - oder daher eben auch -,
19° - das sind
Courtesy Mägde & Knechte. So fing das an.
Aber dann sprachen wir über unsere gemeinsame musikalische und geographische Heimat (Hagen ist ja nur 30/40 km von Wuppertal entfernt), und sie outete sich gleich als Ramones-Fan. Ich sage es mal so: Nena hat eine sehr große Stärke, und die ist: Sie ist, wie sie ist. Unbefangen, naiv auch, aber eben auch im besten Sinne. Denken Sie an ihr Sternzeichen und es wird klarer. Eine eindimensionale Energie, klar gerichtet, nichts
Und dann muß ich eins noch zugeben. Ich habe Nena nur einmal live gesehen. Hier im Hamburger Grünspan vor fünf, sechs Jahren ungefähr. Es war eines der besten Konzerte, die ich jemals gesehen habe! Sie spielte alle diese alten Lieder, die ich früher so verabscheut hatte. "Leuchtturm", "Laß mich Dein Pirat sein" und "Fragezeichen" und auch dieses ganz besonders schreckliche mit den Luftballons. Aber es war ein etwas merkwürdiger Abend, denn es war mein letzter offizieller Ausflug in die Welt der Musik, weil ich danach die Branche wechselte, und ich merkte zudem, daß ich ja ALLE DIESE LIEDER IN UND AUSWENDIG KANNTE. Sie waren, so sehr ich sie bekämpft hatte, längst Teil meines Lebens, meiner Jugend, meines Ringens.
Dann hat Frau Kerner diese Stücke in Begleitung einer PUNKBAND (ich glaube, das waren Jungs von "Roh") gespielt, ja runtergerotzt. Das ging richtig ab™. Und dann war es ein Konzert speziell für den Fanclub und ein paar Branchenleute, eine intime Geschichte. Diese Leute vom Fanclub füllten die ersten zehn Reihen und sangen natürlich jedes Wort mit - man hätte ein Stein sein müssen, um sich dieser Emotionalität zu entziehen.
Sie ist danach noch ein-, zweimal "umsonst und draußen" aufgetreten, aber das habe ich verpaßt. Jetzt müßte ich zahlen und so weit geht die Liebe dann doch nicht. Vielleicht sind ihre Konzerte auch nicht mehr so gut, keine Ahnung.
Ach ja, die Mode. Ich habe sie, glaube ich, irritiert, weil ich wußte, woher die Klamotten waren. Damals war ich Mägde und Knechte selbst ein wenig enger verbunden. Jedenfalls stellte ich ein paar provozierende Fragen, selbstverständlich nur spaßeshalber - Sie erinnern sich an die Bernadette-Hengst-Affäre, wo es ein wenig
"Entwaffnend" ist, glaube ich, das Wort, das unbedingt in einen Nena-Bericht gehört.
Aber das ist doch nie und nimmer Udo Kier!???
Beim nächsten Mal steige ich ihm ins Pissoir hinterher, damit die Damen mir glauben.