Liebe Werbepsychologen, Teil 4

Der nächste Morgen
sie ist noch da
jeder kann seh'n
sie hat ... im Haar.

(Fehlfarben, "Was der Himmel verbietet")

So. Zartbesaitete lesen jetzt bitte mal kurz woanders. Was haben wir denn hier? Eine gesunde junge Frau, was sage ich, ein Mädel vom Land™, mit apfelroten Haaren vor grünem Hintergrund. Knackig, appetitlich, zum Pferdestehlen.

Aber da, dieser Klecks. Den ganzen Tag schon rattert die Assoziationsmaschine. Was ist das, bitteschön? Quark im Haar? Ein Sahnespritzer? Etwa... nein, wohl eher nicht in einer Werbeanzeige. Oder geht es hier am Ende gar nicht um Haarpflegeprodukte, sondern um ein Bukkake-Video?
Ich wette, das beworbene Mittel steckt in einer ergonomisch geformten Shampoo-Flasche mit eher unsubtilem Symbolcharakter.

 
kaltmamsell - Sonntag, 24. Juli 2005, 10:29
Wenn das die Marke ist, die ich vermute, dann wirbt die ja auch mit einem Fernsehspot, in dem das Shampoo (ein Shampoo!!) beim Haarewaschen weibliche Orgasmen auslöst. Ich fürchte, die ekligste Deiner Assoziationen ist beabsichtigt.

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kid37 - Sonntag, 24. Juli 2005, 14:24
Wenn man nach dem fünftem Sex also müde ist und die Frau noch quengelt, muß man nur noch ins Kopfkissen murmeln, geh, wasch dir die Haare? Das ist doch eine Spitzenidee! Sozusagen das Pendant zum Axe-Effekt.

"Eklig" möchte ich übrigens nicht gesagt haben. Das ist fürs Haar sicher sehr gesund. Bei den Azteken haben sich die Frauen ja angeblich eine Gesichtsmaske daraus angerührt. Heute musen die Kosmetikkonzerne Foeten was darein, was ich eklig finde. (Ich frage mich gerade, ob man das behaupten darf, aber ich glaube, es ist nicht groß umstritten.)

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dennisreveni - Sonntag, 24. Juli 2005, 13:53

...ob das mal nicht ein eigentor wird, denn alice schwarzer z.b. ist ja nicht gerade bekannt für ihr "o"-gesicht. mich würde interessieren: ist das wirklich die vollständige anzeige oder lediglich ein ausschnitt davon?

<-- falls übrigends grösser gewünscht; klick






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kid37 - Sonntag, 24. Juli 2005, 14:28
Das ist also der Beweis: Es wirkt. Vielen Dank für die prompte Untermauerung dieser These. Die Anzeige oben ist ein Ausschnitt, da kommen ja noch Text und ein Pack-Shot der Flasche. Ich habe den Text nicht mehr richtig in Erinnerung. Aber es ging darum, daß man sich vor Flecken nicht fürchten solle. Ich muß auch mal loben: selten war Werbung ehrlicher.

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dennisreveni - Sonntag, 24. Juli 2005, 14:41
danke für die antwort. hatte irgendwie gehofft, dass die flasche doch nicht auftaucht und die werbung mal ohne produkt dennoch selbiges bewirbt. schade eigentlich.

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booldog - Sonntag, 24. Juli 2005, 14:38
Bäh. Dieses Altherrenlied habe ich von meiner Playlist gelöscht.
Abgesehen davon: Sind wir denn schon soweit, in allen Naturprodukten gleich etwas Verfängliches zu sehen? Ich kann auch den ganzen Aufstand nicht verstehen, den Feministinnen bei Terry Richardsons Sisley-"Farming"-Kampagne gemacht haben. Was soll man denn tun, wenn man gerade Durst hat, aber kein Gefäß, aber eine praktische Kuh vorhanden ist?

"Sexistisch"? Niemals!

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kid37 - Sonntag, 24. Juli 2005, 14:54
Hat ja auch keiner gesagt. Ich liebe das, und fand Terry Richardson vor ein paar Jahren richtig gut (nun kann man erleben, wie der Erfolg und der Erfolgsdruck ihn auffressen und in die kalkulierte Wiederholung zwingen, aber das ist eine andere Geschichte).

Hier übrigens die anderen Folgen 1, 2, 3

Zu Fehlfarben: Ich finde ja, es ist eine sehr hübsche Replik auf "All That Heaven Allows" von der Monarchie und Alltag und man sollte wirklich jeweils die andere Version im Kopf haben, wenn man eins der beiden Lieder hört. Von der bangenden Zärtlichkeit der Jugend zum abgenervten, desillusioniertem Zynismus und Leck-mich-am-Arsch-Welt zwanzig Jahre später. Ich kenne diesen Weg sehr gut. "Altherrenphantasie"? (Meinten Sie das?) Kann ich nicht entdecken, dazu ist das zu nebensächlich und vor allem zu unspektakulär.

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booldog - Sonntag, 24. Juli 2005, 15:06
Doch, sowas sagen Sites von diversen Feministinnen-Organisationen, die sexistische Werbemotive anprangern - mit Bildmaterial! Unnötig zu erwähnen, daß diese Sammlungen zu den besten im Netz gehören! ;-) (Daher habe ich nie herausbekommen, ob das "Anti"-Motiv nicht ein witziger Fake ist, aber ich fürchte, die meinen das durchaus ernst.)

"Knietief im Dispo" ist eines meiner Lieblings-Sommeralben, daher danke für den historischen Zusammenhang. Ich werde das Liedlein wieder in meine Playlist aufnehmen. (Btw. Das Weihnachtskonzert in der Volksbühne war phänomenal. Wenn ich mal alt bin, will ich so werden wie "Janie"...)

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kid37 - Sonntag, 24. Juli 2005, 15:37
Es gibt ganz schlimme Werbung, die auch zurecht angeprangert wird. Noch öfter aber, so scheint mir, wird nach einem dumpfen Reiz-Reaktionsschema Werbung mit lila Zetteln überklebt, nur weil da eine nackte Brust zu sehen ist - während gleich daneben eine Reklame unbeanstandet bleibt, obwohl die einen weitaus schlimmeren, weil strukturellen Sexismus transportiert.

Aber das interessiert mich an dieser Stelle auch nicht. Bei den "lieben Werbepsychologen" fasziniert und amüsiert mich der unabsichtliche Rückgriff auf sexuelle Motive und Symbole. In billig gemachten Wurfsendungen naturgemäß häufiger (aber auch unerwarteter) zu beobachten als in durchkonzipierten Kamapgnen (wie oben). Mittlerweile scheint ja klar, daß Herbal das selbstverständlich sehr bewußt und offenbar durchaus ironisch eingesetzt hat. Da muß man keinen Werbepsychologen anrufen, die wissen das schon.

Die Fehlfarben wollte ich vor drei Jahren in Düsseldorf sehen, rechtzeitig zur Reunion. Das wäre hübsch gewesen, so nach 20 Jahren. Nostalgisch. Aber ich wurde da nach Rügen verschleppt, und wahrscheinlich wäre eh kein Reinkommen gewesen ("Peter Hei-ein gibt 'ne Party, doch wir kommen nicht rein..."). Irgendwann mal wieder, zum 60. dann.

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booldog - Sonntag, 24. Juli 2005, 16:32
Damals in Klondyke, dem von mir gehässigerweise so genannten Nürnberger Regenbogenviertel, in dem ich bis zu meinem Umzug wohnte, haben die Herren Damen es sich nicht einmal nehmen lassen, Plakate des Bundesfamilienministeriums mit "xx% aller Familienväter sind Vergewaltiger" zu beschmieren. Und abgesehen von jenen herrlichen "Heinzelmann"-Stilblüten (was habe ich gelacht!) wissen die "lieben Werbepsychologen" wohl immer sehr genau, was sie tun.

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