My Generation

Youthquake '65 - die Geburt der Popkultur.

Heute Themenarbeitabend auf arte.
(Im Anschluß: Blow Up. GB 1966. Regie: Michelangelo Antonioni.)

Radau | 00:19h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
pappnase - Samstag, 2. Juli 2005, 00:59
so lange war mein viereck wieder still.
vielleicht sollte ich doch hinundwieder reinschaun...

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gaga - Samstag, 2. Juli 2005, 01:02
"...arbeit"
;-)
zu blow up habe ich mal was was geschrieben. der film hat eine seltsame bedeutung für mich - wegen veruschka.

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kid37 - Samstag, 2. Juli 2005, 01:06
Anyway, Anyhow, Anywhere
Grad selbst gesehen und korrigiert. Ich bin sooooo reif fürs Wochenende ;-)

Ich weiß noch, wie ich als 15jähriger zum ersten Mal Blow Up gesehen habe, nichts verstanden habe, aber sofort wußte, ich will Rockstar und Fotograf werden. (Jetzt bin ich beides und, nun ja, das Ennui... ;-))

(Oh, grad spielen die Cobra Killer. Haha, hab ich mal in einem bescheuerten Konzert gesehen.)

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gaga - Samstag, 2. Juli 2005, 01:33
ja.
ich war auch hin und weg von dem supercoolen fotostudio. genau. danach wollte man fotograf oder veruschka werden.

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kid37 - Samstag, 2. Juli 2005, 01:51
Irgendwo habe ich das mal gelesen. Daß Blow Up dafür verantwortlich sei, daß in den 60ern die Hälfte der jungen Männer (offenbar schrieb das ein Mann) Fotograf werden wollte und in der Folge für die Fotografenschwemme verantwortlich wurde.

Ich weiß noch, daß ich damals den Film spät in der Nacht gesehen und mich während dieser zumeist stummen Sequenzen, in denen er immer neue Ausschnittvergrößerungen von dem (angeblichen) Mord im Park angefertigt hat, sehr gegruselt habe. Diese schwarz-weiß-grauen Kornfelder (wollte fast schreiben "Pixelfelder"), also körnigen Fotos, das Ungewisse, das Rauschen der Bäume im Park... eine große Medititation über Zeichen und Kommunikation. Der Traum eines Semiotikers.

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gaga - Samstag, 2. Juli 2005, 02:13
totale faszination
der zum trocknen aufgehängten blow ups. obwohl ich erst elf war, dachte ich, 'so ein fotolabor mit dem geheimnisvollen schalter für rotlicht ist etwas ganz, ganz tolles'

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kid37 - Samstag, 2. Juli 2005, 02:22
Ist es auch. Ein magischer Ort. (Immer wieder faszinierend zu beobachten, wie sich die ersten Bildspuren im Entwickler abzeichnen.)

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blue sky - Samstag, 2. Juli 2005, 13:04
Ich kannte den Film ja bis gestern noch nicht. Auf die Gefahr hin, mich für zukünftige Kommentare in Ihrem Café zu disqualifizieren: War der scheiße. Zusammenhanglose, bedeutungslose, endlose Szenen mit einem reichlich arschigen Protagonisten. Ich hab den Film dennoch bis zum Schluss gesehen, weil ich die ganze Zeit dachte, das nochmal irgendetwas passiert. Tatsächlich fasziniert war ich auch von den windigen Szenen im Park und denen, wo er nach und nach die Details auf den Fotos entdeckt und vergrößert. Um sich dann aber anschließend wieder gefühlte 8 Minuten mit zwei Teenies in einer lila Leinwand zu wälzen... Der Titel passt ja insofern, als dass Sig. Antonioni die Geschichte, die man in 30 Minuten hätte erzählen können, auf 100 aufgeblasen hat. (Das Pantomimentennis am Schluss war aber schon wieder so bescheuert, dass ich mich kaputtgelacht habe.)

Fotograf sein ist natürlich trotzdem cool. ;-)

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kid37 - Samstag, 2. Juli 2005, 14:00
Warten Sie, warten Sie. Ich muß nur eben meinen Dozentenhut aufsetzen.

Sie sind da nicht allein. Ich kenne viele Verdammte, die den Film ablehnen oder doof oder "gequirlten Dreck" finden. Ich könnte das jetzt rhetorisch geschickt machen und sagen: Herr Blue Sky, Sie haben es genau verstanden!

Ja, da taumelt so ein arroganter Sack durchs Swinging London - und versteht die Welt nicht mehr! Während alle feiern, rocken, lieben, eiert er herum, betrachtet alles nur distanziert durch die Linse, sucht nach Bedeutung (diese scheinheilige Asyl-Fotoserie am Anfang) jenseits der hohlen Modewelt - und findet keine Kontakte, keine Beziehung, keine Kommunikation. Unser gefühlloses kleines Arschloch nutzt sein Autofunkgerät ("Blaumeise 1 an Blaumeise 2"), hängt am Telefon, sucht Spuren in Bildern, die Wahrheit gar (war da ein Mord? War da keiner? Ist der stoned?), sieht, wie sich die exaltierte Welt wie die Bekloppten um die Insignien und (heiligen) Gaben von Rockstars (Göttern) balgt, bekommt die Gitarre, kann nichts damit anfangen und schmeißt den Fetisch* achtlos weg. Eine Bedeutung findet er nicht.

Als Zuschauer geht es einem ähnlich. Ich denke, man muß sich auf diesen Film einlassen, darf nichts erwarten, sondern sollte mittreiben durch diese verstreuten Episoden. Verstand ausschalten und nur über die Sinne diese Eindrücke sammeln. Antonioni spielt ja konsequent mit den Wahrnehmungsebenen: Perspektiven, Rotlicht, körnige Bilder, über-statische oder über-bewegte Kamera, Ton zu laut, Ton zu leise, Ton ganz weg, überlaute Umgebungsgeräusche...

Da ist eine Welt im Umbruch, verlieren Gegenstände und Wahrnehmungen ihre Bedeutung und bekommen eine neue - die sich aber mit dem Verstand oder (scheinbar) objektiven Erkenntnismitteln (der lügende Fotoapparat) nicht erfassen lassen. Lassen Sie sich darauf ein - so wie David Hemmings am Ende, wenn er sich anschließt, das absurde Spiel mitspielt, auf andere zugeht.

Ich glaube, gestern lief der OmU? Das macht es vielleicht etwas schwieriger, obwohl, viel geredet wird ja nicht.

* Am Anfang gibt es doch noch diese Szene mit dem Propeller: Die Frau will ihn nicht verkaufen, weil er "Bedeutung" für sie habe - jetzt will er den erst recht, er kauft das Ding und kann anschließend nichts damit anfangen.

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gaga - Samstag, 2. Juli 2005, 14:12
richtig
der film funktioniert nicht auf einer rationalen ebene. es ist eine atmosphärische collage, ein surrogat der energie einer bestimmten epoche. natürlich geht es um bla bla, aber das ist nicht so wichtig. ich fand es angenehmer, die original- anstatt der synchronstimmen zu hören, obwohl der film gut synchronisiert ist.

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blue sky - Samstag, 2. Juli 2005, 15:29
Jo... Ihre Sicht kann ich durchaus nachvollziehen. Und ich habe ja versucht, mich auf den Film einzulassen, mittreiben zu lassen. Was mir einfach fehlte, war ein Zugang zur Welt des Hauptdarstellers, seiner Motivation. "Dokumentarische" Szenen, in denen letztlich überhaupt nichts passiert, wurden in aller Länge ausgewälzt, dafür andere, die einen Einblick in seine innere Welt hätten geben können, oft nur angerissen. Eine viertelstündige Beobachtung, wie in seiner Dunkelkammer Schritt für Schritt aus den Negativen Bilder enstehen (inklusive diesem in der Tat magischen Moment, in dem im Entwicklerbad die ersten Umrisse aus dem Nichts auftauchen), hätte ich zum Beispiel mehr als spannend gefunden.

Ich mag Filme, die mir Menschen und ihre Welt nachvollziehbar machen können, auch und gerade wenn ihre Welt nicht die meine ist (nennen Sie es meine Mindesterwartung an einen Film). Sicher mag es einen besonderen künstlerischen Wert haben, wenn die Form selbst den Inhalt wiederspiegelt - in diesem Fall die Suche nach bzw. die Abwesenheit von Bedeutung und Erklärung. Wenn ich am Ende aber nichts von mir darin wiederfinden kann (bis z. B. auf das seltsam unheimliche aber faszinierende Gefühl, was mich an einem einsamen, windigen Ort überkommt), dann hat es für mich einfach nicht funktioniert.

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the thilo - Samstag, 2. Juli 2005, 03:05
Danke für den Hinweis!
Meisterhaftes Tennis.

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kid37 - Samstag, 2. Juli 2005, 13:43
Vor allem in der Schlußszene.

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mark793 - Samstag, 2. Juli 2005, 16:16
Dieser Film
ist schon etwas besonderes, keine Frage. Auf mich hatte er in mancherlei Hinsicht aber eher gegenteilige Wirkung, mir hat er die Knipserei und alles was damit zusammenhängt nicht nähergebracht. Eher hat sich mein Vorurteil weiter bestätigt, dass Fotografieren tendenziell was für nerdige Typen ist, die während um sie herum der Punk abgeht nichts anderes im Sinn haben als Blendeneinstellungen und Belichtungsfragen. Wohlverstanden: Ich finds absolut toll, wenn's jemand drauf hat damit - gerade weil mir das so völlig abgeht. Kann auch daran liegen, dass diese Kompetenznische bereits von meinem älteren Bruder und von meinem Vater besetzt war, von daher gab es für mich halt andere Ausdrucksmittel, Schreiberei, Stromgitarre etc.

Den Hauptdarsteller von "Blow up" find ich aber ziemlich gut. Da gabs doch diesen Film, wo er beim Bomben-Entschärfen auf nem Kreuzfahrtschiff in die Luft fliegt;-)

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moppelchen - Sonntag, 3. Juli 2005, 01:59
Wahrscheinlich bin ich irgendwann einmal nachts vor einem dritten Programm an diesem Film hängengeblieben. Der Filminhalt - unvergeßlich - existierte bis heute unabhängig von seinem Titel in meinem Kopf. Nachdem ich Eure Beschreibungen gelesen habe, findet beides seine Verbindung: Nun hat der Film, der meine Vorstellungen von diesem Lifestyle Lebensgefühl prägte, auch einen Namen.
Und wieder geht das Moppelchen klüger zu Bett.

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l9 - Sonntag, 3. Juli 2005, 23:05
Hah, auch ich habe eine tiefe Verbindung zu diesem Film. Ich habe ihn im Alter von 13 gesehen und er hat mich in den folgenden Jahren sowohl im Modebewußtsein als auch in meinem Gemütszustand nach durchfeierten Nächten beeinflusst.
Einerseits liebte ich diese riesigen dunkelgeschminkten Augen und diese minimalistischen kurzen Kleider mit den großflächigen Mustern, andererseits dachte ich nach jeder durchfeierten Nacht daran, dass ich jetzt wirklich viel machen würde, aber bestimmt nicht unsichtbares Tennis spielen.

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kid37 - Sonntag, 3. Juli 2005, 23:13
Ich konnte mich immer sehr mit der Figur von David Hemmings identifizieren. Arrogant, out of touch und unfähig, mit anderen zu kommunizieren. Überhaupt finde ich, daß man den mehr als Sympathieträger sehen sollte. Der arme Mann kann ja auch nichts dafür, daß die Welt verrückt geworden ist.

(Interessant übrigens, daß einige von uns den ungefähr im gleichen Alter von 13-15 gesehen haben - und offenbar sehr beeindruckt wurden.)

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