Sonnenwende am Timmendorfer Strand. Ja, das ruft Erinnerungen wach, aber nevermind, nur leise, nicht laut. Nicht in diesem Blog. Unter der Woche kann man sich sogar in überlaufene Ostseebadeorte wagen. Also flugs den roten Aufsitzrasenmäher beladen und ab ins gleißende Licht. Wasser, Mittwend-Sonne und halbnackte Körper, die sich vollmondexaltiert im angewärmten Sand wälzen. An der Kante des Wassers suchen wir den Hühnergott.
Das sämige Ananaseis entschädigt für frühere Besuche in eisiger Kälte, in Zeiten, in denen sich gar nichts mehr regt. Das letzte Mal, als ich im Sommer auf Rügen die Ostsee besuchte, hatte ich den Job als Kofferträger der ehemaligen Miss Mecklenburg. Immer respektvoll zwei Meter dahinter, nur Ohr, Hand, nicht Mund. Aber das ist zum Glück lange her, dieser Rabe lange davongeflattert.
Hingegen wie schön heute das entspannte Flanieren, der verstaubte Glanz der alten Boutiquen. Unter der Seebrücke pfeift Teenagerliebe. Die Lolitas des Ortes, die jungen Gecken. Von der Brücke springen ein paar bronzegefärbte Jünglinge mit runtergelassenen Hosen hinab in die See. "Arschbombe!" rufen sie, die Mädchen halten sich kichernd die Augen mit gespreizten Fingern zu. Heute ist Sonnenwende, da wird Holz brennen und ein harziger Geruch sich verbreiten.
Und hie und da, unten am Strand, fließt ein wenig Blut.
irgendwann hörte ich, wenn man einen hühnergott findet, ihn gegen die sonne hält, durch die öffnung sieht und es sich fest wünscht, und ihn dann zurück ins meer wirft, findet einen die liebe. was für eine schönes ritual. vielleicht sollte man sich solche geschichten nicht nur anhören.
den schönsten fand ich weit vom meer, in der steinwüste sprengisandur im norden von island. aus tiefschwarzer lava. den kann ich nicht werfen.
Von diesem Ritual habe ich, ehrlich gesagt, noch nie gehört, was aber nichts heißt, weil ich mich in solchen Glaubensdingen nicht gut auskenne. Das scheint mir wirklich ein schönes Ritual zu sein. Leider hätte es damals auf Rügen wohl nichts gebracht. Durch-Schaut habe ich allerdings schon - und gemerkt, daß ich bei der steinerweichenden Verachtung, die mir damals entgegenschlug, wohl mehr als einen Hühnergott gebraucht hätte. Die hätten sich ja sofort verformt. Die Insel ist aber sehr schön, da will ich nichts gesagt haben.
Wenn ich das nächste Mal dort bin, werde ich das von Frau Gaga beschriebene Ritual mal ausprobieren, wenn es funktioniert, gebe ich Bescheid.
Ich überlege nun auch, ob ich mit meinem im Gepäck da noch einmal hinfahren sollte. Wir machen das aber besser unabhängig von einander, nicht daß da noch was passiert mit unseren Hühnergöttern. Dann kriegt sich Bloggerdorf gar nicht mehr ein. Oder ich lade Frau Gaga ein, die kann mir bestimmt noch ein paar andere Dinge exorzieren. Die Analyse neulich hat ja schon gute Ergebnisse gebracht.
Was Bloggerdorf dazu meinte, wäre mir übrigens von Herzen egal, wer gibt schon etwas auf Vororttratsch? Ich schon lange nicht mehr, dazu haben sich einfach schon zu viele das Maul über mich zerrissen. Wie sagte einmal jemand so schön: Es sind die bunten, nie die grauen Mäuse, über die geredet wird. Machen Sie sich also nichts daraus.
Ich bin da ganz begeistert. Hagazussas im reflektierenden Licht der Kreidefelsen. Ich würde gerne Schwarzweiß-Portraits der Teilnehmer machen. Als Vorher-Nachher-Bilder. Ich laß dann auch diesen Gothic-/Fetischkrempel weg, Frau Gaga, versprochen.
bilder richtung cover laguz within the lake. elfenmäßig verschleiert und doch scharf.
Sex and Glamour? Gute Idee, Frau Gaga. Ihr erster Proband will ja zum Glück nur alle nachfolgenden Teilnehmer fotografieren, nicht die Menschen, die Ihnen zur Hand gehen. Fürs Marketing findet sich vielleicht ja noch jemand anderes.
herr kid: ich sehe, die ersten fortschritte kündigen sich bereits an. sie werden proaktiv. das ist nie verkehrt. und denken sie bitte an ihre leichte fremdwörterschreibschwäche: es heißt hier ausnahmsweise nicht mantrisch (obgleich keineswegs widersprüchlich) sondern: t-antrisch. vgl.: esoterisch/erotisch. an diesem kleinen freudschen manko werden wir in den nächsten sitzungen noch verstärkt arbeiten müssen.
sie haben hier eine verantwortungsbewusste jungfrausonne vor sich, die das übrige skorpionische gewimmel bei bedarf unter den teppich scheucht. das sollte ihrem feinfühligen mond in konjunktion vertrauen einflößen.
Das stand übrigens zuerst da, dann habe ich es geändert, weil ich fürchtete, Sie würden mich zum Sex-Maniak stempeln. Aber so ein Mantra am Lagerfeuer summen, ist wohl in Ordnung. Bau-bo, Bau-bo, beispielsweise. Danach kann man dann ja tantrisch zur Sache gehen. Erotisch-esoterisch.
die projektion des eigenen uneingestandenen schuldempfindens auf den therapeuten ist eine klassische reaktion. (teil des übertragungskomplexes) "reden sie sich nicht heraus". solche floskeln kommen dann besonders häufig zum einsatz. grämen sie sich deshalb nicht. auch symptomatisch: bewusstes tiefstapeln im bezug auf bereits gedankliche abgründige regungen. manipulation des selbstausdrucks aus opportunistischen beweggründen, ausschließlich geleitet von (nicht selten irrigen) mutmaßlichkeiten, früheren prägungen. wir arbeiten daran.
lieber herr mark: selbst ich lerne nie aus. gegen den gesang einer alraune bleibt vermutlich auch das schönste humanoide geleier kläglich zurück.
Ansonsten kenne ich (ausnahmsweise) keine Schuld, sonst wäre es ja auch leicht gewesen, darüber zu schweigen. Tiefstapeln hingegen räume ich ein. Als Skorpion wird einem ja ein Leben lang suggeriert, man würde sich zu sehr mit der Welt der geschlechtlichen Dinge befassen. Da steuere ich lieber mal gegen. Also Blogger bin ich ja sozusagen geschlechtslos.
Kicher.
wer suggeriert dieses 'zu sehr' mit der welt der geschlechtlichen dinge? wenn wir von astrologischer literatur ausgehen, gibt es dahingehend keine wertung, lediglich eine feststellung, kenntnisnahme des phänomens, dass dieses zeichen zu einem stärkeren kontrollverhalten neigt und im zuge des grundsätzlichen dranges alles auszuloten, auch selbstredend vor diesem thema nicht halt macht und sich keine innere grenze setzt.
das klare bewusstein über die eigene extreme empfindungsfähigkeit führt auch zu dem bewusststein, dass die wucht der gleichzeitig seelischen und körperlichen empfindungen andere überwältigen muß, auch im falle von antipathie. insofern ist die zu erwartende konsequenz der außenwelt radikale zu- oder abneigung. um die feinde zu minimieren, die negativen energien abzuschwächen, die dann wie pfeile treffen müssten, wird der ausdruck stark kontrolliert. besonders in der körperspannung und im bereich der augen und der mundpartie erkennbar. eine starke kontrollierte gesichtsspannung. die einen gewissen adlerhaft lauernden ausdruck verleiht. beobachtung und kontrolle der umgebung ist selbstverständlich, verinnerlicht. handlungen erfolgen wie schachzüge.
was die besondere assoziation von skorpion und sexuellen gedanken angeht, beruht diese auf eben der als häufig erotisch empfundenen ausstrahlung, die der konflikt inneren vulkanischen geschehens und äußerer disziplinierung mit sich bringt. es geschieht spürbar unwägbares in solchen menschen und das unwägbare ist in der phantasie der anderen (und ja de facto auch der eigenen) im zweifel immer das 'sündhafte'. insofern stimmt das klischee. ein koketter witz ist freilich, da oben zu lesen "da steuere ich lieber mal gegen", wie zufällig neben so einem unschuldigen lichtbild. aber das wissen sie ja selbst. und das kleine spiel damit ist ja auch ein vergnügen. für alle beteiligten ;-)
Ich komme ja aus dieser verlorenen Generation, die zu Proto-Feministen erzogen werden sollte, "Neue Männer braucht das Land", Sie erinnern sich. Lila Latzhosen (hatte ich zum Glück nie), stricken im Unterricht (ebenfalls nie) und so weiter. Alle 15 Sekunden fragen "Tu ich dir auch nicht weh?" und schlimmeres.
Man kann in diesen Dingen seltsame Erfahrungen machen. Es ist ähnlich wie mit Glauben und Moral - zwei Bereiche, die heute stärker tabuisiert sind als Sexualität. Sie können heute öffentlich über den Geschmack von Sperma faseln (nur mal als völlig willkürlich gewähltes Beispiel genommen), ohne damit Probleme zu bekommen. Versuchen sie das mal mit Themen wie "Glauben" oder "Moral". Sie haben sofort eine geifernde Meute an den Hacken, die sich provoziert und gestört fühlt. Ist dieser Wertewandel nicht merkwürdig?
Ich glaube, Skorpione ecken auch mit dem starken Verhaftetsein in diesen so gegensätzlichen Lebensbereichen Eros und Thanatos bei vielen Menschen an - die es zumeist ja ausgewogener haben wollen und Extreme vermeiden. Dabei gehört das so eng zusammen wie nur was.
wer religiöse gefühle in den uns zugänglichen möglichkeiten des verschmelzens von materie, gefühl und geist identifiziert, erkennt: schlaf, traum, orgasmus, musik, tanz, tod hat nichts zu beichten. wenn körperliche liebe, auflösung ein selbstverständlicher teil der religion wird, gottesdienst, einen ins universum katapultiert, zum göttlichen funken - wem hätte man zu beichten.
wir reden hier doch nicht ernsthaft von kokolores wie sog. 'sünde'. sünde für meine sicher auch heute noch zum teil christlich geprägten moralbegriffe (wenn auch heute relativiert, in frage gestellt - ich bin lange und sehr bewusst aus der kirche ausgetreten - nicht (nur) des geldes wegen, bin aber keinesfalls atheistin. meine religion ist wenn überhaupt im besten sinne eine heidnische) findet zuallerletzt in einem bett statt.
das sündhafte bei einem 'ehebruch' beispielsweise wäre nach meiner moral nicht die sexuelle handlung an sich, sondern der bruch einer vereinbarung, in konsequenz einer lüge, die auch im 'weglassen' bestehen kann. ich glaube ich komme gerade ein wenig von ästchen auf stöckchen, aber das prinzip ist wahrscheinlich klar geworden. irgendwie. mehr oder weniger.
gute nacht!
ich sehe es so: wir alle haben die unterschiedlichsten talente in die wiege gelegt bekommen. gewiss eine mitunter nützliche fähigkeit. ich sehe sogar einen gewissen inhaltlichen bezug zu meinen forschungen. das spricht in der tat für herrn mequito. quasi eine schlüsselqualifikation für mehrere mögliche künftige tätigkeitsbereiche.
Der Tod im Hintergrund ist schon sehr gruselig, finde ich. Am schlimmsten: seine Hand.
Die Hand da ist genau an der richtigen Stelle.
Große Grüße für ein schönes, sonniges Wochenende aus Münster...
Ole
Möglicherweise hat sich Gott aber auch einen Scherz erlaubt.