Da ich zu viel zu tun hatte, unter anderem mußte ich den Zählerstand der Wasseruhr ablesen, um die Werte ans Wasserwerk zu übermitteln, und dann wie vom Thema Wasser gerufen auch noch Regen einsetzte, schwänzte ich am Wochenende den jährlichen Kontrollgang Rundgang der Kunstakademie. So konnte ich also nicht hochkreativ Blumen und Getränkeflaschen in Atelierwaschbecken fotografieren, was sehr schade ist, denn irgendwo muß die Kreativität ja hin, und das Kochen überlasse ich lieber anderen.
Zum Glück bin ich ein, wenn auch talentfreier, so aber doch engagierter Sonntagsmaler. Meine großen Rückstände in der Exaktmalerei übertünche ich dadurch, daß ich meine Modelle so male als seien sie in Lappleinen und Mullbinde eingewickelt. Die Mumie lebt auf meiner Leinwand! Ansonsten aber ganz entspannt, wie ein Bob Ross des Bloggens: "Just some happy little Mullbinden!"
Während Farbe trocknet, kann man auch prima Pause machen, mit Snacks und einem großen ungehemmten Glas Apfelessig (mit Wasser gestreckt) - wie so ein Künstler! Auf Erfolge darf man ruhig anstoßen: Das Bild ist nämlich ein Auftragswerk. Für die Pharmaindustrie natürlich, es soll später mal in einem Wartezimmer hängen und Patienten beruhigend auf ärztliches Wirken vorbereiten.
"Halb so schlimm" ist der augenzwinkernd schelmische Titel, und es wäre schön, wenn dies für das ganze Leben gelten würde.
(Herr Ross hat sich bei mir armen Zonenkind nicht blicken lassen. Endlich eine überzeugende Erklärung, warum meine eigene Kunstkarriere scheiterte, bevor sie begann.)
Ihren letzten Satz schreib ich in GROSSBUCHSTABEN ganz unironisch als Motto in den Jahreskalender - und wehe, das Leben hält sich nicht an die Abmachung.