Do the Bachmann
Satte Sonne vor der Tür, die Menschen strömen hinaus jenseits der Wlan-Grenzen, ein Lied und ein Brotdose dabei. Doch halt, bevor ihr alle losrennt - habt ihr nicht was vergessen?
Drei Tage lang haben wir Texte aus Klagenfurt beim Wettbewerb der deutschsprachigen Literaturkritik gehört, einige sehr gute darunter, mit unruhigen Tieren oder exotischen Zimmerpflanzen. Viel sehr clever gestaltetes, wo Autoren ihre Federn spreizen und zeigen, wie sie Sprachtonleitern rauf- und runterklimpern, kühl, technisch versiert, wie Turnerinnen am Schwebebalken oder oberschlau und distanziert ironisch, Autoren, die nicht selbst und ihren Text, sondern eine Präsentationsfigur ins Rennen schicken, die Klingen zu kreuzen mit ebenso sich teils spreizenden Kritikern, die - so ein Kommentar auf diesem Twitter - ruhig mal aus einem roten Cabrio heraus dozieren sollten.
Mit buchstäblich flatternden Segeln, offenem Herzen - und überhaupt: dem Herzen - mit Wollen und Wagnis also und großer Verletzlichkeit war nur eine Autorin darunter und die, so finde ich, hat aus all diesen Gründen heute den Publikumspreis verdient.
Wer jetzt also nicht von Sonnenmilch gar zu verschmierte Hände hat, klickt diesen Link bei 3sat. Und zwar zwischen 15.00 und 20.00 Uhr, so lange läuft die Abstimmung.
Ich habe, der Einfachkeit halber, schon einiges voreingestellt. Ihr könnt, wenn ihr wollt, noch einen Kommentar dazu schreiben, etwa "Super!" oder "Ganz toll!" oder "Schreibt wie das Leben und nicht wie die Uni!" oder "Endlich mal Kunst und nicht Kunsthandwerk!" oder "Endlich mal eine Autorin, die beim Bachmannpreis einfach vom Beckenrand springt und nicht auf Kritikererwartung hinschreibt". Oder auch ganz was selbst ausgedachtes.
Danach könnt ihr die Beine wieder baumeln lassen.
Ich zittere zwar gerade nicht wie Espenlaub, bin aber gespannt!
"Schreibt wie das Leben und nicht wie die Uni!" <3
Ich muss ja leider gestehen, dass ich ungefähr zwei bis drei Stunden damit zugebracht habe, die Videoschnipsel auf der Bachmannseite zum Laufen zu bringen. Vergebliche Liebesmüh. Ich habe sogar die Seite studiert, wo auf mögliche Fehlermeldungen eingegangen wird. Ich wollte dann auch nicht das ganze System mit der Firewall und den Netzwerkeinstellungen zerschießen. Fazit: ich habe lediglich das Portrait von Anousch aus der 3-sat-Mediathek gucken können. Ich bin ja auch irgendwie nicht die literaturwissenschaftliche Zielgruppe sondern nur eine kleine Bloggerin aus Berlin. Letztes Jahr gab es keine technischen Probleme, da habe ich Einiges nebenher geguckt, ging einwandfrei. Scheiß drauf! Ich glaube, Anousch war eher froh um die Erfahrung und das Ereignis, aber nicht so mit ihrer eigenen Veranstaltung bzw. der Sachverständigen-Resonanz darauf. Man konnte immerhin nachlesen, was diese Jury so schwadroniert hat. Heieiei.
Ich habe am Wochenende darüber nachgedacht, wieviel Sinn Manöverkritik bei Kunst macht. So wie es Fußalltrainer nach einem Spiel machen. Nun gibt es in diesem Bereich ja gar keine Bundesligasaison, die Kunst muß sich ansonsten doch gar nicht auf einen Wettbewerb einlassen. Insofern: Mund abwischen und auf die Langstrecke gehen. Und wenn das eine kann, dann ist das ja wohl Anousch.
... als man bei gig.antville.org von Frau Diener diese wunderbare Begleitung hatte, das war schon was tolles! Ich hoff ja jedes Jahr wieder dass sie wieder was schreibt.
Die Blogreportagen haben allgemein sehr nachgelassen. Offenbar war #tddl die einzige Live-Kommentaradresse.
Mir hat das damals durch die angenehm persönlich gefärbte Art eine Welt eröffnet: Hätte mir ja nie träumen lassen, mich mit Bachmannlesen zu beschäftigen.... Ich mag auch Ihren Blog übrigens sehr :-)
Oh, danke. Ich mag mich auch gerade wieder mehr.