Donnerstag, 25. Juli 2013


Bike like a Commie

Endlich! Jetzt, da die Tage bereits wieder kürzer werden, kommt die Zeit, wo man sich ganz unschuldig herbstliche Gedanken machen kann. Abfahrt Damals zum Beispiel mit Tweedstoffen: Das sind die Veranstaltungen bei denen junge Gecken modisch vergangenheitsorientierte Menschen einem fröhlichen Eskapismus auf zwei Rädern nachgehen. Oder andererseits vielleicht einfach "nachhaltig" leben, wie es heute so gern heißt. Oder Späße machen. Daß es in jedem Sinne eine Second-hand-Kultur ist, muß ja nichts Falsches sein, solange das Augenzwinkern nicht fehlt.

Interessant dabei zu sehen, wie sich diese Idee langsam über den Erdball ausbreitet, dabei Länder und Regionen erreicht, über deren Sub- und Pop-Kultur ich dann doch nur wenig weiß.

Moskau zum Beispiel. Fuhren die da bis eben nicht sowieso derart gekleidet rum? Oder mit Pelzmützen? Auch hier aber Brooks-Sättel und Pashley-Räder. Immerhin hört man von dort immer mal wieder von unterschiedlich strömenden Jugendkulturen, überrascht bin ich also nicht. Etwas befremdlich hingegen finde ich den Tweed-Ride in Peking, der dort irritierenderweise auch "Mao-Ride" heißt. Chinesische Ironie ist mir fremd, aber vielleicht ist es auch keine. Über China weiß ich im Grunde nichts. Im Fernsehen oder auf Fotos sieht man häufig Glitzer-Blinker-Porträts von Megacitys oder Arbeitermenschenmassen in Fabrikuniformen. Manchmal fröhlich winkende Menschen, Mädchen mit Mobiltelefonen. Einmal habe ich einen Popliteratur-Roman aus China gelesen, der hieß Shanghai Girl oder so ähnlich. Da ging es um Partys und Sex. Oder Sex und Partys. Oder beides. Aber, was machen diese jungen Leute wirklich? Außer nostalgisch Radfahren natürlich: Bejing-Vintage-Bike-Ride.

Herbstliche Fragen. Woher kommen wir, wohin gehen wir? Wieviel Zeit wird uns bleiben? Und: Ist das noch Punkrock?