Kassensturz
In der schlichten Ökonomie des Lebens heißt es, nie mehr abheben als man einzahlt. Wenn man seine Tage unter Menschen verbringt, die an einer Art geistiger Phimose leiden, freut man sich um so mehr auf einen ebenso vertrauensvollen wie beleglosen Abend unter Freunden, wo man Geld, Ansichten und Unterwäsche auch mal auf dem Tisch liegen lassen darf, ohne gleich befürchten zu müssen, am nächsten Tag die Rechnungsprüfer im Haus zu haben.
Wenn die Tage schon morgens vorwarnungslos so aussehen, das Knirschen unter den Schuhsohlen nicht mehr von Kastanien rührt, muß man nach dem ersten oder zweiten Kummergetränk die Papiere neu ordnen, Ablagegespräche führen, die Unterseite des Nur zur Dokumentation-Stempels anhauchen, ihm noch wenigstens einen weiteren Abdruck abpressen, sich mit dem ganzen Gewicht des kraftlosen Körpers durch das Papier, durch die Schreibtischplatte, durch den Betonboden, die Kruste und den ganzen Erdball drücken, damit das auch ja mal gesichert ist in Grund, Boden und Kataster.
Diese Erkenntnis ist elektronisch erstellt, keine Unterschrift nötig. Es gilt alles als quittiert.
Diese Prüfer, Herr Kid, das sind die schlimmsten Gesellen. Besonders solche, die ausser Prüfen nicht viel können und deswegen immer ganz besonders kritisch sind.
Und Ihre Papiere ist mir das liebe Excel. Ich befürchte, ich schaffe gerade ein Monster aus Spalten und Zeilen, welches ich nicht mehr bändigen kann. Es ist schlimm. Wie haben die das früher gemacht?
Und dann die Kontrollprüfer, die beim Nachzählen mit spitzen Bleistiften in die frischverpackten Äpfel pieksen!
Oh, die haben überhaupt ganz hübsche Stempel im Programm, Natur, tote Natur... und alte Poststempel. Als Stempel. Ich drück' einfach allem noch einmal was neues auf.
In der schlichten Ökonomie des Lebens heißt es, nie mehr abheben als man einzahlt.
Um es mal knapp mit H.-R. Kunze zu sagen: "Auch nie mehr von sich halten als versprochen."
Höh? Wer? Etwa der Lehrer mit dem literarischen
Schalk im Nacken?
Und aber auch: Stopfe Schokoladenherzen in die Automaten / Gebe was ich geben kann und nehme nichts zurück. "Kasse des Vertrauens", ich muss da an diese Zeitungsverkaufsständer denken, lang ist's her, man konnte sich die Zeitung ja einfach herausnehmen, aber überall waren diese fiesen Diebstahlwarnungen, hinter jedem Laternenpfahl hätten sie stehen können. Also habe ich meine Über-Ich-Instanzen lieber internalisiert.
Ja, sagt mal, was ist denn heute hier los? Der schrieb auch: "Ich habe dich auf der Durchreise kennengelernt/und hätte dir furchtbar gern deine Kirschen entkernt" - und nach solchen Zeilen soll mir noch mal jemand Altherrenhumor unterstellen. Das ist doch Banane.
Die kommen immer wieder, die sind alle noch da. Man kann nicht
mit ihm, man kann nicht
ohne ihn.
Nicht ohne ihn? Das sagen die Bono-Fans auch.
Das kann man überhaupt nicht vergleichen.
Stimmt. Die britische Regierung hat sich mittlerweile für "Bloody Sunday" entschuldigt.
(Leider nicht von mir, sondern via der Kaltmamsells regelmäßiger Twitterschau.)
Ich
könnte ohne ihn. Aber er hat mir neben einem schönen Zitatfundus beim Kennenlernen
anno dazumal irgendwann Mitte der 90er auch
grandiose Lacher beschert, da ich mich quasi von der anderen Seite genähert habe.
Und ganz ehrlich:
"Leg nicht auf
hör mir zu
ich bin ganz genau so klein wie du.
Diese Stelle
die dir immer wehtut kenn ich gut."
Das ist einfach sehr guter Text für ein Lied.
Also das ist ja mal klar, dass ich gut ohne ihn könnte. Es ist ja nicht nur so, dass mir seine neuen Sachen (hö hö: "neu" ist alles ab Mitte/Ende der 80er, fällt mir da auf) nichts geben, sondern vieles aus den bedeutungsschwangeren Betroffenheitsachtzigern sich mit den Jahren als ziemlicher Popanz darstellt. Trotzdem ein schöner Zitatensteinbruch, na, und das mit der Liebe im Akkord hatte ich da drüben ja auch erwähnt ...
Indes, man muß es sagen: Die jungen Leute, sie sind verloren.