Naturtrüber Sonntag

Stab a sorry heart
With your favorite finger

(Echo and the Bunnymen, "Seven Seas")



Das Tauwetter hat die verborgenen Reste freigelegt. Heute begegnete ich dem, was von dem toten Kaninchen übriggeblieben ist. Nicht viel, etwas nasses Fell, ein Stück vom Hinterlauf, dünne Knochen, Fibula, Malleolus lateralis, der Rest versunken, geraubt, man wird es nur noch gedanklich restaurieren können. Parzivals Hase. In fünf Monaten kam er nicht weit vom Fleck.

Im Happy House indes, hinter rostigen Türen wohlverborgen, ein Lager voller Kisten. Vorsichtig die eine oder andere öffnen, Staub von den Papieren blasen, die Stapel alter Notizbücher, die Schnüre mit Seemannsknoten gesichert. Die Worte absichtlich nur silbenweise sprechen, falsche Spuren legen, die Hände hinterm Rücken halten. Besser viel schneller gehen, eiligen Schritts sein, den Feuerlöscher suchen, der hinter einer der Türen steckt.

Zwei Tüten Altpapier immerhin zum Container gebracht. Irgendwelche zurückgelegten Seiten von 2009, also bitte. Alte SZ-Magazine, angelesen, auf Wiedervorlage gehalten, weg. Die Regenpause nutzen für ein wenig Wind um die Nase, kurz mal rund um die Insel, abendrunde Abendstunde. Ein paar Kaninchen hoppelten durchs Gebüsch, raschelten in den trockenen Zweigen.

Geräusch des Tage: Siouxsie and the Banshees, Happy House

Homestory | 20:14h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
modeste - Sonntag, 14. März 2010, 21:42
Kaum glaubhaft angesichts des wiedergekehrten Winters, dass aus diesen Kaninchen ein sonnenreifer Osterhase wird, bevor auch sie unter dem nächstjährigen Schnee verschwinden.

Ich habe den Schmutz und die Kälte so satt.

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kid37 - Montag, 15. März 2010, 13:25
Dieses Grau bringt keine puscheligen Hasen Gedanken hervor. Devise Durchhalten.

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katerine - Dienstag, 16. März 2010, 02:42
Kaum glaubhaft, doch es gibt mich, anscheinend die einzige, die sich auch im März noch über jede kleine tanzende tauende und gefrierende Schneeflocke freut und tief durchatmet, wenn ihr morgens vor der Haustür die kalte Luft um die Nase weht.

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kid37 - Dienstag, 16. März 2010, 12:07
Na ja, wenn es wenigstens Schnee wäre, weiß, rein, frostig. Aber dieser trübe, kalte Schmutz? Das ist ja nicht einmal mehr herbstlich zu nennen, sonst wäre ich ja sofort dabei.

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katerine - Dienstag, 16. März 2010, 21:56
Nun, wahrscheinlich ist es mein Idealismus, der den Schnee weißt und den Schmutz zu Gold macht.

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kid37 - Dienstag, 16. März 2010, 23:33
Das ist löblich. Lebensbejahung, ich höre immer wieder davon.

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vert - Dienstag, 16. März 2010, 14:04
darf ich mir das bild beizeiten mal ausleihen? sie bekommen es unbeschadet zurück, versprochen.

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kid37 - Dienstag, 16. März 2010, 14:35
Wenn Sie so nett fragen, bitte. Ist ja auch ein bezaubernder Ort.

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