Nicht genug Winter

You held at arms length.
You so afraid.
You by the waterfront.

(The Black Heart Procession, "Waterfront".)

Die Rüge der Freundin, die Mahnung. Die Erinnerung, als man noch betrunken bloggen konnte wie ein wettergegerbter Fischer aus Kanada, der nicht weiter als bis zu seinen Stiefeln spuckt. Ohne Mütze, Hut und Mantel, und ohne Rahmengeflecht. Morgens zieht die Bahn ihr verwischtes Bild am Fenster. Schnee im Hafen, Grau unter Grau, gegenüber kichert eine Gruppe Mädchen, die fröhlich die Schule schwänzen. An den Landungsbrücken stolpern sie hinaus mit ihren sternenbeklebten Schuh'n. Schnuppen im Schnee, stapfende Waisen, und irgendwann so bald schon eine weitere verfrorene Erinnerung. Ich erinnere nichts, male jeden Raum neu, mit schleppendem Gesang, die Wände, die Decken, schleife die frostigen Böden ab. "But memories can walk." (Rowland S. Howard, "Marry Me")

Es sind die Momentaufnahmen, die anatomischen Splitter, strukturlos, keine Reise, auf die man jemanden mitnimmt. Die schönen blonden Russinnen hier in der U-Bahn, wie man immer gleich "Mafia" mitdenkt, wie man selbst nur ein Moment in der Nacht ist.

Leidenschaft (Beta Version), dazu die Ratgeberseite "Lachen ohne Führerschein". Das letzte Bild, der letzte Satz, den man veröffentlicht, wenn die Bombe fällt. Weißt du ihn? Ach ja, weißt du ihn? Alles ist tragbar. Die Musik ist tragbar. Das Telefon ist tragbar. Der Kaffee ist tragbar. Nur die Liebe nicht. Die ist nicht tragbar. Die will ihren Platz.


>>> Geräusch des Tages: The Black Heart Procession, Waterfront

Projektor | 00:17h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
schneckle - Sonntag, 10. Januar 2010, 00:39
Ach.

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mek - Sonntag, 10. Januar 2010, 01:18
Liebe to gogo.

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kid37 - Montag, 11. Januar 2010, 11:31
I love a Go Go.

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monopixel - Sonntag, 10. Januar 2010, 02:10
Wenn nicht tragbar, dann doch wenigstens erträglich.

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kid37 - Montag, 11. Januar 2010, 11:29
Zu wenig. Das ist zu wenig.

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ladys smock - Sonntag, 10. Januar 2010, 17:44
Es will mir jemand Platz geben für die Liebe.

Kann ich das überhaupt ertragen?
Ist es nicht besser mich weiterhin zu verstecken und unerkannt zu entschwinden, bevor sie zu mir steht, die Liebe?
Bevor sie mich trägt.

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kid37 - Montag, 11. Januar 2010, 11:28
Gleich wieder die schwerste Frage. Geschenke soll man ja annehmen (obwohl das richtige Annehmen von Geschenken und überhaupt das Bedanken ja eine heikle Kunst ist). Aber das sind Geschenke mit Gewicht, das kann auch Angst machen.Man darf ja alles, heißt es. Nur nicht klagen.

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ladys smock - Montag, 11. Januar 2010, 23:07
Ja, leichter werden.
Danke. Wirklich.

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kid37 - Dienstag, 12. Januar 2010, 00:24
Es steht Ihnen so oder so bezaubernd.

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schneck08 - Montag, 11. Januar 2010, 03:29
Yeah! Liebe! (so kehrt eben immer alles wieder durch die zeit und immerimmer muss man sich wirbelwind fragenfragen. das hat ja auch schon was, diese penetranz.)

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kid37 - Montag, 11. Januar 2010, 11:26
Es lohnt sich, immer ein Plätzchen aufgeräumt zu lassen. Falls sie anklopft.

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hora sexta - Dienstag, 12. Januar 2010, 17:21
Könnte es nicht sein, dass die Liebe uns einen Platz gibt, und nicht wir ihr? Dass nicht wir sie tragen, sondern sie uns?

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kid37 - Mittwoch, 13. Januar 2010, 11:23
Ich schreib den Text jetzt aber nicht um! Na, der Liebe wird ja vieles zugeschrieben, wie sie alles überwindet, Länder-, Alters- und kulturelle Grenzen, wie sie Krankheiten besiegt und selber eine ist, unter deren Einfluß man sogar schlechte Musik gutfindet, bloß weil der/die/das Geliebte sie hört. Ja, sie gibt sicher einen Platz. Aber wir sind ja eine moblie Gesellschaft, immer unterwegs und immer erreichbar.

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