Bilder & Bücher

Eine müsste freundlich zu ihm sein,
denn seht, er ist immer allein.
Eine müsste ihn lachen lehren
und den schrulligen Grillen wehren.
Eine und dieser gemeinsam
wären nicht mehr einsam.

(Hannah Höch, "Graumann".)


Hannah Höch, Dada-Mama, hatte 1945 erfolglos versucht, Collagen und Gedichte, die sie für ihre Kinder gemacht hatte, als Buch herauszubringen. Nun ist ihr "Dummy" als liebevoll gestalteter Faksimile-Print herausgebracht worden. Höch, die am 1. November ihren 120. Geburtstag gefeiert hätte, zeigt sich von ihrer vergnüglich-hintersinnigen Seite, reimte knappe Gedichte über die Tücken von Alltag und Moral und illustrierte diese mit witzigen Collagen. Zahmer als ihre bösen Schnitzereien gegen die Bierbäuche der Weimarer Republik. Ganz wundervoll. Höchs Wohnhaus steht übrigens immer noch in Heiligensee, und irgendwann werde ich es hoffentlich zu einem Besuch dorthin schaffen.



Frau Mona Lisa war so freundlich, mir dieses schöne Buch zu schenken. Grafiken der Chemnitzer Grafikerin und Tübke-Schülerin Dagmar Ranft-Schinke. Versponnene Strand-, Meer- und Überlandgeschichten, manche vielleicht ein wenig im naiven Aquarell verhaftet, andere dann mit freiem, witzigen Strich, eine Welt im Fluß befindlich. Schön zum entspannten Blättern, wenn ich mal Zeit für mein hermetisches Sofa finde. Vielen Dank!

- Hannah Höch. Bilderbuch. Orig. 1945. Reprint 2008. The Green Box, Berlin.

- Dagmar Ranft-Schinke. Hermetisches Mosaik. Galerie Weise, Chemitz.

Ex Libris | 13:11h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
hora sexta - Mittwoch, 30. Dezember 2009, 14:17
Müsste und wären - verraten Sie, ob der Graumann glücklich werden darf?

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kid37 - Mittwoch, 30. Dezember 2009, 17:07
Die kleine Blüte gibt Anlaß zur Hoffnung.

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hora sexta - Mittwoch, 30. Dezember 2009, 17:36
Sträuße wünsche ich ihm.

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damals - Mittwoch, 30. Dezember 2009, 17:45
Da gibt es gar nichts zu kondolieren - ich habe dieses schöne Buch schon seit einem Jahr im Besitz und liebe es über alles. Freut mich, dass es auch andere Liebhaber findet!
Und noch eine Anmerkung zur Kunsttheorie: Erst in der Zahmheit erweist sich, wie groß groß ein Künstler wirklich ist! Wie viele Revolutionäre rutschen ins Sentimentale oder Belanglose ab, wenn sie mal aufs Private zurückgeworfen werden. Wer aber wie die großartige Hanna Höch auch im Privaten, selbst im hungrigen Jahr 1945, hintersinnig bleibt - der hats wirklich drauf.

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jean stubenzweig - Donnerstag, 31. Dezember 2009, 01:47
Ein wenig stellt mir das auch die Verbindung zu den Weises her, die seit ihren Anfängen abseits des hyperventilierenden Marktes immer zu belegen versucht haben, daß Kunst etwas anderes bedeutet als Spektakuläres und Spekulatives.

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kid37 - Donnerstag, 31. Dezember 2009, 15:04
Das ist ja schön, hier Gleichbesitzer zu treffen. Es ist wirklich ein Schatz.

Herr Stubenzweig, Sie nun wieder! Ich kenne mich in diesem Betrieb - wie in den meisten Dingen - ja nur oberflächlich aus, die Weises sind mir gar nicht bekannt. Das ist dann wirklich eine passende Verbindung. Irgendwann wird das hier doch noch mal ein schlüssiges hermetisches System.

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