House of 1000 Perversions

You can tell from the state of my room/
That they let me out too soon
(Dresden Dolls, "Girl Anachronism")

Huch huch, schon wieder Besuch. Putzen, tun, machen fast wie vor ein paar Monaten. Als ich vorhin in die Stadt fuhr, für letzte Besorgungen, und so in der U-Bahn meinen schmutzigen Phantasien nachhing Logarithmentafeln memorierte, fiel mir glühwarm ein, daß ich ja keine Rotweingläser besitze. Also eilte ich noch schnell in ein Glaswarengeschäft. "Entschuldigung, wo haben Sie denn hier die VodkaRotweingläser?"
Dann wurde mir das Grauen offenbart. Auch so Schwulettenteile für "Rosé" (wer trinkt sowas?). Gewundenes, Geschundenes, endlos geflochtene Bänder. Glitzer und Ritzer.

"Sagen Sie, haben Sie auch Gläser, die ich als Mann anfassen kann, ohne daß gleich alles zerbricht? Ich niete den ganzen Tag im Hafen Stahlplatten, da werden diese Glaszahnstocher nicht lange halten."
"Mein Gott, " rief sie, als sie meine Hände sah. "Sie haben recht. Sie sind kein Mann, sie sind ein Monster!"

"Mag sein. Aber nun bekomme ich Besuch. Und wenn wir uns gegenseitig aus der Logarithmentafel vorlesen, wollen wir vielleicht ein gepflegtes Glas Rotwein dazu trinken."

Versuchen Sie es doch drüben bei den Bierseideln, wurde mir beschieden. Man glaubt es nicht. Muß ich unbedingt noch einmal fotografieren. Der Horror zeigt dort offen seine rustikale Fratze, ohne daß es verboten wird.


Ja, so ist das. Gleich kommt Besuch. Erlebt mich geschockt. Und was mein Besuch noch nicht weiß: Das Hermetische Café wird intern nur noch Das Haus der 1000 Perversionen genannt.

Hier gibt es nämlich neuerdings auch alkoholfreien Pastis zu trinken. Aus Rotweingläsern.

Homestory | 18:58h, von kid37 | Kondolieren | Link

 
ker0zene - Freitag, 24. September 2004, 23:03
Aha, Sie lesen Logarithmentafeln. Das muß ich mir merken. Wenn ich mal mehr Zeit habe als ich gerade totschlagen kann dekliniere ich gerne lateinische Verben. Das klappt auch im gemischten Doppel ganz gut. Aber man sucht ja ständig nach neuen Herausforderungen.

Das mit dem alkoholfreien Pastis ist natürlich starker Tobak. Auch wenn das Gesöff den Anschein französischen Ursprungs erwecken will - ich bin mir sicher, in einigen Departements wird man mit der Mistforke zum Stadttor herausgejagt, sollte man es wagen alkoholfreien Pastis zu ordern. So ein Gesöff passt wohl eher in belgische Kuriositätenkabinette. Sie wissen schon, die, in denen man Bier mit Erbeer und Schokoladengeschmack erstehen kann.

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kid37 - Dienstag, 28. September 2004, 00:04
Das Zeug wird hergestellt in Charenton bei Paris. Dort befand sich zumindestens früher auch jenes Asyl, was wir heute als Psychiatrie bezeichnen würden. Den Marquis de Sade hat man u. a. dorthin verfrachtet. Jetzt muß man nur eins und eins zusammenzählen, dann kann man sich diesen alkoholfreien Pastis gut erklären.

Zurückhaltend wie ich bin, gibt es solche Sachen aber nicht gleich am ersten Abend.

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ella - Freitag, 24. September 2004, 23:12
Bleiben Sie ruhig
bei der Wahrheit: Logarithmentafeln memorierte meinen schmutzigen Phantasien nachhing

wie auch hier: 'Das Hermetische Café 'wird intern nur noch 'Das Haus der 1000 Perversionen' genannt.

Viel Spaß übrigens ... ;o)

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lunally - Samstag, 25. September 2004, 00:19
Wie immer schön geschrieben.

Ich hoffe, dem Besuch gefallen die Gläser. Und die Logadingens. - Also die besonders :o)

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kerstin13 - Samstag, 25. September 2004, 02:43
;-)

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kopfherz - Sonntag, 26. September 2004, 23:09
ich wusstes es, ich wusste es,
es ist etwas geheimes, verborgenes, heißes in diesen tafeln, dass mir bisher verborgen geblieben ist ....

alkoholfreier pastis?

ich brauch jetzt ohnehin einen nassen kalten lappen ...

*versink*

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