Gestern abend, beständiger Regen pendelte das Gemüt auf Normal Null, dann aber doch noch schnell zur Eröffnung von Katharina Fritsch. Die Reden waren zum Glück schon vorüber, gute Gelegenheit also, zwischen klirrenden Gläsern und schwarzen Feuilletonrollkragen durch die Ausstellung zu huschen. Monochrom Buntes, Gesiebtes, hoch Ironisches. War das ein augenzwinkernder Hieb auf Damien Hirst, dieser Totenschädel inmitten eines Apotheken-Ensembles? Und diese pseudo-viktorianischen Penny Dreadfuls-Illustrationen, die Max Ernst atmen, während auf der anderen Seite blasse Drucke eine schwule Softpornoidylle ohne Cowboyhüte beschwören. Aber ich war ja wegen des Tintenfischs gekommen. "Eight arms to hold you" jubelte eine Marketingaktion in den 60ern für die Beatles. Eine faszinierende Vorstellung, mit acht Tentakeln Armen Nähe zu schenken. Der orangefarbene Oktopus von Katharina Fritsch ist so freundlich, einen Tiefseetaucher wie eine Actionfigur zu bespielen. Ein Freund, fest umschlungen und verläßlich, bis zum Tod. Und niemand muß mehr traurig sein.
Die schönen Frauen, die man gemeinhin auf Vernissagen trifft, standen in schicken Kleidern, gewagten Strümpfen und mit offenen Mündern wie festgesaugt vor dem tentakeligen Getüm. Die anderen wagten sich an den lebensgroßen grünen Elefanten mit dem beachtlichen Rüssel, der gleich um die Ecke thront.
Eine Pop-art-Wunderkammer, sehr glatt in der Form, aber voller kleiner Widerhaken. Ein Jahrmarkt-Abenteuer. Als ich hinaustrat, hatte der Regen zum Glück schon aufgehört. Die letzten bunten Lichter glitzerten in den Pfützen.
(Katharina Fritsch. Deichtorhallen, Hamburg. Bis 7.2.2010.)
So, jetzt aber los. Danke Gott, daß schon Freitag ist.