Wochenbeginn mit Krönchen
Heute morgen erwacht aus wilden Träumen, gleich wieder geschwitzt, gefährliches Zeug geredet - bis mir einfiel, daß ich noch den Mund würde halten müssen, weit offen aber. Ich gehe ja furchtbar gern zum Zahnarzt, also zu meinem Zahnarzt, denn wir lachen viel und bohren nicht allen Dingen nach. Was anderen der Hamam, ist mir zudem die Prophylaxe, die ich mir gönne, wenn sonst schon nicht viel mit mir passiert. Auf einer barbiepinken Liege liege ich bald wohlig ausgestreckt, überlege kurz, meinen von allen schönen Seiten angeknabberten Nachtschlaf nachzuholen, aber da beugt sich schon eine junge attraktive Blonde über mich, ganz so als sei sie eben einem eiskalten schwedischen See entstiegen, und beginnt damit, mir allerhand chromblitzende Gerätschaften in den Mund zu stopfen. Bald röchelt, schnorchelt und schnauft es rund um Zunge und Zahnbestand, sprüht kühles Wasser auf mein Gesicht, gleich einer vattenfallenden Gischt, während die frischwangige, knäckebrotgesunde Dame eifrig poliert, mir behutsam, fast zärtlich zartfühlend Lippen und Wangen betupft. Ich betrachte ihre Piercings und wie das Licht sich durch ihr weizenblondes, leicht zerzaustes Haar bricht, atme eine Spur von ihrem süßen, leichten Morgenschweiß, der von heiterer Anstrengung spricht und sich mit den minzigen und medizinisch reinen Fluorgerüchen ihrer Pasten und Tupfer mischt. Ich brauche Wasser, dieser Durst immer und immer so plötzlich, trinke wie ein guter Gast und will gerade selig einschlummern, da übernimmt ihr Chef.
Herr Doktor, sachlich, freundlich, wie immer zu Scherzen bereit, kommt auf mein Kernproblem zurück: Der ungekrönte Achter. Solange schon führt er ein nicht ganz sorgenfreies Schattendasein tief in meinem Mund. Nun reden wir, die Morgenstunde, über Gold und den allgemeinen Preisanstieg von Edelmetall. Ein blitzendes Krönchen, vielleicht, es gilt zu überlegen. Ich bin bereits im Vorfeld entzückt. Blitzen und Blenden werde ich, gleißen wie meine Zukunft - ganz so als wäre plötzlich alles, alles gut.
... prompt im zweiten Absatz wie immer zu Schmerzen bereit gelesen...
Sein sanftes Gemüt hindert ihn, er ist wirklich toll, der Mann. Von ihm könnte selbst ich noch Rücksichtnahme lernen.
Mein Zahnarzt kommt nur immer wieder back to the roots. Wie gerade eben auch wieder. Nie, aber auch nie, will er mich krönen.
Blödmann.
Sie haben sicher auch so ein blitzendes Lächeln ;-)
Ach, so ein Mann mit Krone ist König und somit sexy. Ich hätte hier noch etwas Altgold rumliegen … aber vielleicht sollte ich es wohl doch für die Mitgift aufheben. Man weiß nie, was einem ab 80 so noch passiert, ne?
Mit 80 interessiert mich hoffentlich nur noch die goldene Farbe eines ausgewogenen, hochprozentigen Getränks - auf einer knarzenden Veranda im Schein des Sonnenuntergangs eingenommen. (Anschließend kommen die japanischen Krankenschwestern, die mir Drogen spritzen. usw. usf. [aufgew.])
Sie könnten es zu Blattgold walzen lassen und Monogramme in die Damastbettwäsche sticken. Man weiß es wirklich nicht. ;-)
Dann ist freilich Schluß mit Schwarz-Weiß-Fotos. Gold erscheint da nämlich schwarz und blitzt kein bißchen.
Alternative: Mund zu beim Lächeln.
Deswegen sieht wohl auch mein goldenes Herz wie ein schwarzer Klumpen aus. Ich lächle ja sowieso mehr nach innen.
Ah, Sie auch? Meine Zahngymnastin hat unvergleichlich bernsteingrüne Augen.
Bernsteingrün? Jetzt bin ich ein wenig verliebt.
Sie...., Sie Meister!
und den hier: vattenfallenden Gischt finde ich richtig gut!
Oh. Danke. Es fühlte sich auch richtig gut an. Frisch.
Sie Glückspilz!
Hier soll ja auch nicht immer nur das Jammerige stehen ;-).
Man beginnt sich zu fragen, nach welchen Kriterien die Prophylaktantinnen wohl eingestellt werden. Hielt ich es bisher für mein ureigenes Geheimvergnügen, mich unter die Fuchtel der hiesigen Fachkraft zu begeben, scheint es ja doch einige Zeitgenossen zu geben, die solche Erfahrung ebenfalls zu schätzen wissen. Alsdann, für Kennerinnen und Kenner: Übertroffen werden kann ein so angenehmer Schauer noch, wenn die Frisörin nach erfolgtem Schnitt die geschnittenen Haare nicht unterschiedslos mit der groben Schweinsborste vom Haupt herunterwedelt, sondern sie, namentlich im Nacken, sanft wegpustet.
(Oh, völlig übersehen.) Vielleicht sollte ich tatsächlich auch mal zum Friseur gehen, aber bis dahin bleibe ich beim zahnmedizinischen
Personal.
Nanu, wird Ihr Blog neuerdings von der zahnärztlichen Vereinigung gesponsort?
Deshalb strahlt es hier ja so ;-)
Ach, drum... Vielleicht sollte ich auch mal, ein bisschen mehr Strahlen könnte mir nicht schaden.
und brunsbüttel ist auch gar nicht so weit!
Ich bin meine eigene radioaktive Wolke. Black Rain.