Nach dem Geisterzug, gegen den nun wirklich niemand etwas sagen kann, das ist ja mehr so Mardi-Gras für Studenten, dann noch in so einem kleinen Kellerclub in der Südstadt gelandet. Gleich beim Reinkommen, hallo Rheinland, mit einer jungen Frankensteins Braut an der Theke geflirtet geredet, die mich auf meine rote Pappnase anspricht. Es handele sich um eine hanseatische Extremverkleidung, erkläre ich, und wir sind uns für einen Augenblick sehr nah. Später stellt sich das junge Geschöpf als die DJane des Abends heraus, aber erst noch spielt ein mitteljunger Elvis geschrammelte Versionen seiner größeren Hits. "Viva Hohensyburg" bringt die Tanzfläche zum Kochen, ich bin ebenfalls begeistert. Ich habe den King gesehen.
Anschließend passiert das, woran man merkt, daß man zuhause ist. Sentimentales Liedgut wie "Unser Veedel" mit "Blitzkrieg Bop" zu mischen, geht wohl nur hier verletzungsfrei. Junges Indievolk tanzt unbefangen verkleidet, und auch für mich gibt es eine Premiere (Herr Sakana liest jetzt mal kurz weg): Zu "Blue Monday" mit roter Pappnase tanzen war für mich ein absolut neues Erlebnis. "You Really Got Me", wie die Kinks zwischendurch verkünden. Dafür lebt man ja schließlich: neue Erfahrungen machen.
Die DJane rockt hinter ihrem Pult in Selbstbegeisterung und wir lassen sie nicht allein: "Debaser" (Hände hoch in die Luft bei "Chien Andalusia"), Kelly* Deal, die wollte ich auch mal heiraten, die hätte mir das Rauchen beibringen können und einiges andere mehr. Man will ja nicht nur Zucker schlecken im Leben, sondern auch lernen. "No Tears", genau, "God Save The Queen", mittlerweile weiß ich von manchen, wo sie '77 waren, "I Wanna Be Your Dog", jajaja, dazu muß man raumgreifender tanzen - und zu "Ring of Fire" nie allein. "Jackson" gleich hinterher, auch schon lange nicht mehr gehört, seit mein Plattenspieler daheim Transmissionsprobleme hat. Hier aber gibt es An- und Auftrieb, das reicht wieder für eine ganze Zeit. Man muß es sich ja einteilen.
Mit einer Amy Winehouse, die dünnen Oberarme über und über mit Tattoos bemalt, tanze ich zu "London Calling". Ich bedaure, nicht mein tolles T-Shirt zu tragen. Nachdem wir gemeinsam "I live by the river" gebrüllt haben, biete ich ihr eine Entschuldigung an, weil ich ja in den letzten, mir etwas schwerer angehangenen Wochen die ein oder andere despektierliche Ansicht über sie geschrieben habe. Wenn ich ihr Nicken richtig interpretiert habe, sind Amy und ich aber wieder so was von!
Dadurch fast schon ein wenig übermütig geworden, tanze ich gleich darauf mit der aufgedrehten DJane, die mich entfernt an die sehr schöne Frau™ erinnert, zu "Devil In Disguise". Beim Refrain drohe ich ihr mit neckisch erhobenem Finger, während sie mir teuflische Kußhände zurückwirft. Dann ist sie wieder verschwunden. Das ist aber nicht schlimm, denn ein bißchen außer Atem bin ich schon. Was man alles so erlebt. Auch Wahnsinn, eigentlich. Wenn man so darüber nachdenkt.
Danke für den Clip, ich sah‘ ihn nämlich mal in kurzen Teilen bei Kulturzeit und fand ihn so schön bunt und kunstvoll erheiternd, vergaß dann aber aber doch am nächsten Tag noch mal danach zu suchen. Und haben Sie die Elevin gesehen? Die Hübsche mit den Strümpfen? Ach einmal so Strümpfe tragen und Arabesquen tanzen können …
sie rocken den kompletten dom, und ich arbeite mir in der nachbarstadt (der schöneren, natürlich!) den unverkleideten arsch ab.
nächstes jahr geh ich als kätzchen, da mach ich
... da bin ich als westlicher Westdeutscher natürlich
... aber ich vermute, Dortmund wird erst dann diesem Wüstenkaff den Rang ablaufen, wenn sich hier Popp-Sternchen schnell verheiraten können ... auch nach Aschermittwoch.