Montag, 10. Juni 2019


Du und Prinzhorn



Wer es noch nicht entdeckt hat, kann gezielt danach suchen: Die aktuelle Ausgabe des Magazins Du bietet einen hübschen Überblick über die sogenannte Outsider Art, hauptsächlich aus der berühmten Sammlung Prinzhorn in Heidelberg. Die Sammlung (und neuerdings das Museum) wird seit 17 Jahren vom Hamburger Thomas Rösner geleitet, der hier auch mit zwei Artikeln vertreten ist. Dazu wunderbare Reproduktionen (das Layout ist sowieso zu loben, aufgeräumt, übersichtlich, und alle Bilder mit bibliographischen Angaben) gut ausgewählter Beispiele. Wir lesen etwas darüber, wie sich die Surrealisten bei den "Irren" bedienten, zum Teil in rotzfrecher Kopie. Wieviele der Kunstwerke verloren gingen, weil man ihnen in ihrer Zeit keine Bedeutung beimaß. Wie die Werke von den Nazis mißbraucht wurden, um ihre Thesen von "entarteter Kunst" zu stützen. Vorzüglich angelegte 15 Euro.

>>> Sammlung Prinzhorn


 


Freitag, 7. Juni 2019


Merz/Bow #59

Weißblaue Geschichten. Kaum war ich raus aus dem Koffer, ging es wieder rein in den Koffer (kleineren diesmal), weil ich in Süddeutschland zu einem Fest geladen war. Frau und Herr Kaltmamsell feierten Rosentag. In meinem Debütroman Danach fütterten wir die Rehe wird später darüber zu lesen sein, wie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter eine Sternfahrt von überall her Richtung München mitprotokolliert wurde. Ein Gesellschaftsereignis!

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Blumiges Andenken für die Gäste

Die lange Bahnfahrt war immer noch eine deutliche Herausforderung für mich, verlief aber erstaunlich angenehm. Die vielfach kritisierten Sitze im neuen ICE finde ich ganz bequem, es gibt deutliche Beinfreiheit, Wlan, vernünftige Gepäckablagen und in Wagen 6: KINDERBETREUUNG! Mit Bastelmöglichkeit (ab drei, leider nicht mehr über 37). Die ersten zwei Stunden habe ich einfach verschlafen, dann den Wandel der Landschaft (Hügel, Wälder, Solarpanele) betrachtet. Der Himmel sieht in Bayern tatsächlich anders aus, und die Strecke durch Fürth, Nürnberg, Ingolstadt ist auch eine Reise durch deutsche Technikgeschichte.

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München: Selbst die Aliens richteten begeistert ihre Antennen auf das Fest

Um nicht gleich überall erkannt zu werden, verzichtete auf ikonografische Ringel, ziehe eine Jacke mit Streifen an und stülpe mir eine Perücke mit grauen Haaren über. Man nennt mich: Toni Erdmann! Die Tarnung ist perfekt. Miss Caro spricht mich vertraulich an - hat mich aber gar nicht eingeordnet, die pure Höflichkeit war's. (Anschließend wird hinter meinem Rücken gelacht, habe ich alles notiert.) Ich probiere viele Gesichtsausdrücke, habe wohl auch mal gelacht und eifrig Konversation betrieben. Menschen tauchen auf, Menschen tauchen unter, Menschen tauchen auf: Frau Klugscheißer, Modeste mit ihrem feschen Sohn, La Gröner und viele, die ich nur von Twitter kenne, einige, die ich im Trubel verpaßt, vielleicht auch übersehen habe (Entschuldigung, bitte!). Am Ende habe ich aber immerhin noch einer Direktorin die Hand geschüttelt. Es war, übrigens, ein sehr großes Fest.

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Spektakulär war vor allem der Auftritt der Gastgeber, Frau Kaltmamsell machte im Frack eine atemberaubende, Herr Rau in Rot aber auch bella figura. Sie präsentierten ein ganz bezauberndes, amüsantes Video, das alle gerührt zurückließ (ich hatte ein Extrapaket Taschentücher eingesteckt!). Unsere Nachgeborenen werden noch darüber sprechen und in ihren Debütromanen davon schreiben. (Die Feste meiner Eltern) Ich habe mich angeregt und angenehm mit den, wie sagt man nach 25 Jahren Ehe eigentlich?, Brauteltern unterhalten, es gibt so ein paar grobe biografische Parallelen nämlich, die ich interessant finde.

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Hamburg: When the Party's over

München hat mich wirklich sehr freundlich empfangen. Irgendwann spät nachts stehe ich in high spirits, aber verträumt auf dem kurzen Weg zu meinem Hotel an menschenleerer Straße an einer roten Ampel. (Im Ausland bin ich beim jay-walking zunächst lieber vorsichtig, die bayerischen Polizeigesetze sollen hart sein.) Aus der Ferne höre ich ein Klingeln. Eine Radlerin nähert sich, sie winkt und ruft laut "Haaaallo!" Ich bin erstaunt, für so freundlich hätte ich die Münchner zunächst nicht gehalten. Da sieht man, wie wenig ich weiß von unserer Welt. Eine junge Frau auf einem Hollandrad rückt in den Fokusbereich meiner Brille, "Hallooo!" rufe ich völkerverständigend und jovial hanseatisch zurück. Ob ich vielleicht noch auf ein Bier geladen werden? Ist in solch magischen Nächten nicht alles möglich? Wer kennt die Bräuche in diesem Land schon so genau? "Sie stehen auf dem Radweeeg!" schallt es im Vorbeifahren zu mir. Ach so. Ja gut. Aber nett war's fei scho.

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Wir waren auf einem tollen Fest, Leute.

Tentakel | von kid37 um 00:12h | 8 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Donnerstag, 23. Mai 2019


Die wilden Jungs



Zur Überbrückung kurz ein Hinweis. Seit ein paar Jahren bin ich ja Fan der Arbeiten des frivol-französischen Filmfantasten Bertrand Mandico. Er selbst sieht sich beeinflußt von David Lynch und Fellini, in seinen frühen Animationsfilmen schubbert unverkennbar auch der tchechische Altmeister Jan Svankmajer durch. Sein größter Einfluß aber ist der polnisch-französische Filmautor Walerian "Boro" Borowczyk, der in den 60er- und 70er-Jahren mit surreal angehauchten, erotischen Werken wie Goto, Insel der Liebe, Origin of Sin und La Bête bekannt wurde. (Viele seiner Filme sind in restaurierter Fassung auf BluRay in Großbritannien erhältlich). Ihm widmete Mandico mit Boro in the Box (Trailer) eine ebenso surreal angehauchte, kurzweilige Hommage in schönstem Schwarzweiß und schräggestellter innerer und äußerer Haltung. Dem folgten eine Reihe von Kurzfilmen, oft mit der wunderbaren Elina Löwensohn (mir einst durch den von David Lynch co-produzierten Fisher-Price-Spielzeugkamera-Vampirfilm "Nadja" bekannt geworden, später spielte sie im laschen Die Weisheit der Krokodile. Zuletzt sah man sie in Guy Maddins Meisterwerk The Forbidden Room und unter der Regie der vor einiger Zeit heiß gehandelten, letztlich aber eher kunsthandwerklich interessanten Italofilm-Eulologen Hélène Cattet und Bruno Forzani.)

Mandico plant, jedes Jahr einen Film mit Löwensohn zu drehen, um in zwanzig Jahren mal zu schauen, wie sich Land, Leute und Leinwand verändert haben. Das sieht dann assoziativ komisch-lüstern wie in Prehistoric Cabaret aus oder düster-dramatisch (aber auch auf makabre art hoffnungsvoll) wie in Living Still Life. Ein tolles Projekt, das - es handelt sich ja zumeist um Kurzfilme - sich ja wohl verwirklichen lassen sollte.



Mit Löwensohn drehte er nun auch sein Langfilmdebüt The Wild Boys, der nun eine kleine Kinoauswertung erhält. Dem Filmgott sei Dank. Die wilde Läuterungsfahrt einer kultisch-esoterischen Gruppe Internatsjungs (alle gespielt von Frauen), die ein brutales Verbrechen begingen und nun von einem alten hölländischen Kapitän zu einer exotischen Insel geschippert werden, ist eine schwül-fiebrige Geschichte (in Schwarzweiß mit kurzen Farbsequenzen) über Initiation, Gender, Lust, Gewalt und Leben. Die Insel ist voller phallischer, verlockender Pflanzen (die Jungs wollen fruchtberauscht gar nicht mehr weg), Piraten und der Löwensohn als philosophierende Therapeutin mit bizarren Methoden. Wer das lose von Burroughs inspirierte Werk auf der Leinwand sehen kann (im Juli z.B. in Berlin), sollte das nicht verpassen, denn solche frei schwingenden, in traumverklärte Tableaux vivants dahingereihte Filme sind selten.

>>> Bericht über Mandico (leider hat Arte die deutsche Fassung runtergenommen)
>>> Interview zu The Wild Boys im Extra Extra Magazine
>>> Artikel auf Mubi
>>> Webseite von Bertrand Mandico

Super 8 | von kid37 um 01:51h | 10 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Montag, 29. April 2019


Zitronenwochen



Am letzten Aprilwochenende ziehen auf einmal dunkle Wolken vor meinem Fenster vorbei. Ein Fußballspiel geht verloren. Aber wo genau geht es hin? Meine Wohnung sieht aus als wäre sie 50 Jahre verschlossen gewesen, hier geht nichts verloren. Jetzt aber finden sich Staub, aber auch Objekte aus vergangener Zeit, Verlorenes, Bezauberndes, Unerklärliches. Vielleicht kommt einmal Patti Smith vorbei mit ihrer Polaroid und hält ein Nachmittagsschläfchen. So hat sie es im Haus von Frida Kahlo und Diego Riviera getan. (New Yorker)

Ich wüßte auch ein paar Häuser oder Wohnungen, in denen ich gern mal eine Ruhepause oder einen kurzen Schlummer machen würde. Meine eigene Wohnung vorne an. Mir geht es wieder so gut, daß ich bereits wieder schlaflos bin. Kühle der Nacht.



Träume von Obst. Unerklärliche Küchenbilder, zu gern würde ich jetzt ein Nickerchen in der Berggasse machen. Wie in einer Schale überdauern. Die Zukunft aus der Natur lesen. Dinge besser machen. Das dämliche Blässhuhn, das unten auf dem Kanal wohnt, hat schon wieder ein schlecht verankertes Nest aus sperrigen Zweigen auf dem Wasser gebaut. Jedes Mal, wenn ein Boot vorbeifährt, treibt es durch die Wellen zwei Meter nach links oder nach rechts. Es harrt tapfer aus auf seiner dümpelnden Scholle, ich bin gespannt, wie lange das hält. Vermutlich denkt es sich dasselbe über mich. "Der typische Blässhuhnruf, ein krächzendes, aber etwas melodisches krök, stammt vom Weibchen." (Wikipedia) "Glotz nicht so!", heißt das übersetzt. Das Männchen reagiert wie Patti Smith und sucht sich Rückzugsräume: "Zusätzlich zum Brutnest baut das Männchen oft noch 1–2 Ruhenester."

Blässhühner sind Nestflüchter, lese ich weiter. Ich glaube, ich schließe mich lieber 50 Jahre ein. Bißchen schlummern.


 


Sonntag, 21. April 2019


Vom Kreuz geholt



Neues aus down under. Max Sharam hat ein entzückend schmerzhaftes Video zu "Permanent Resident" animiert, zum Abschluß der Karwoche vielleicht genau das richtige. Für alle Maladen. Ich hingegen schrubbe mich so durch, Arbeit, Arbeit, Arbeit und viel zu wenig Energie. Jetzt vier Tage (die Hälfte ist rum) die Nägel aus dem Kreuz, ausspannen, zurücklehnen, Teppiche waschen und aus dem Fenster hängen, eine Hals-Nacken-Nasenhaarrasur schnittern, Filme schauen.

Schnell noch in der Ausstellung Aufbruch in die Moderne gewesen, die gut mit ihrem Zusammenspiel aus Malerei und Fotografie funktioniert. Wer noch den alten Band von Taschen Neue Sachlichkeit besitzt, kann sich den Katalog sparen - die allermeisten Werke sind auch hier vertreten (und teilweise in besserer Qualität). Es sind einige Werke aus dem Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum dabei, die ich also gut kenne, aber vielleicht 30 Jahren nicht mehr gesehen habe. Interessant also, nach so einer langen Zeit Carl Grossbergs Brücke über die Schwarzbachstraße zu sehen. Ich war an dieser Stelle oft, weil Schulfreunde von mir dort in der Nähe wohnten. Die Straße heißt einfach "Schwarzbach" und war damals auch nicht bunt, sondern grau von Ruß und Straßendreck. Ein doppeltes Wiedersehen jetzt - mit dem Bild und der Erinnerung an diesen Ort. Faszinierend: Man legt nur die Hände in den Schoß und wird doch irgendwann Zeitzeuge.

Kakteen, so erfährt man in der Ausstellung, galten damals als Zeichen der Weltläufigkeit. Ich halte an meinem, oft zersägten und beharrlich weiterwachsenden Exemplar ebenso beharrlich fest. Wie oft wurde der angefeindet in meinem Leben - jetzt weiß ich: Weltläufigkeit! Max Radlers Radiohörer ist auch zu sehen. Zu dem heißt es, die Enge des Zimmers verdeutliche die Einsamkeit des Hörers, ein permanent resident, der durch die Technik aber doch mit der ganzen Welt verbunden ist. Daher verstand auch damals kaum einer die Warnung, Radiohören mache einsam, das wahre Leben fände draußen statt!

Man kennt das heute von diesen Podcastern und Twitterlesern. Ein Bild, das mich ebenfalls berührte, denn das könnte ja ich sein! Wie das bei mir abends aussieht, wenn ich zwanglos werde, hat Kurt Weinhold allerdings 1929 schon präziser gemalt.

Die drei Bienenvölker auf dem Dach der Nôtre Dame haben das Feuer überlebt, heißt es. Sie gelten als Zeichen der Auferstehung, weil Simson Bienen aus dem Kadaver eines Löwen geholt hat. Um diese Nachricht zu verstehen, braucht man kein Radio.


 


Sonntag, 14. April 2019


Haushaltsvertigo



Nach der Arbeit an meinem heiter-melancholischen Erinnerungsbuch Die letzten Gläser wischt der Wind, hatte ich mich für ein Mittagsschläfchen kaum einmal umgedreht, da ist schon wieder April. Demnächst also drei Monate Sommerhitze, dann ist es bereits Zeit, die Weihnachtsdekoration aus dem großen Karton im Keller zu holen. So ein Jahr wird so schnell groß, es wird einem ganz schwindelig. Ich habe schnell Blumen gekauft und ein wenig in Lynd Wards Bilderzählung Vertigo gelesen. Die Holzschnitte des US-amerikanischen Masereels sind in dieser Ausgabe (Dover Press) recht klein wiedergegeben für meinen Geschmack, aber das ist nun mal das, was wir haben. Sonst haben wir nichts. Ein feiner Schnitzer.



Überraschend unterhaltsam finde ich derzeit die US-Serie The Alienist. Ich bin kein besonderer Fan von Daniel Brühl, in der Rolle als "Seelenarzt" im New York Ende des des 19. Jahrhunderts aber gefällt er mir gut. Luke Evans Rolle klimpert ein wenig auf einer Note, Dakota Fanning ist vielleicht auch ein wenig dünn skizziert - und die Kilcher, ach herrje. Ein Serienkiller geht um, zur Abwechslung hat es dieser auf Jungs abgesehen (allerdings im Frauendress), das ist alles anspielungsreich (im Mittelteil blitzt ein wenig True Detective auf, Genreelemente aus der Modellierform namens Das Schweigen der Lämmer fehlen auch nicht) und an historischen Fakten orientiert (Theo Roosevelt, J.P. Morgan usw.). Lustigerweise spielt es zum Teil in einer Straße, in der ich öfter war, ohne zu wissen, WAS DA ABGING. Imposant auch das Modell der Williamsburg Bridge, die da noch im Bau ist. Da schaut man runter, daß einem schwindelt.

Nicht sonderlich überfrachtet, man kann es also gut gucken, visuell ganz schmuck, die Titelsequenz zum Beispiel arbeitet mit hübschen Texturen. Schönster Aspekt vielleicht, die langsame Entdeckung forensischer Methoden für die Kriminalistik - Fingerabdrücke, Fotografie und Tatortskizzen - und eine frühe Art von Profiling, wo noch eine Kreidetafel benutzt wird statt der heute in Filmen üblichen Korkpinnwand. (Gibt es eigentlich schon Whiteboards für diese Zwecke?) Die Kostüme sind großartig, es gab ein Budget.



Ich aber muß sparen, daher habe ich jetzt endlich angefangen, Badreiniger selbst herzustellen. Das macht ja nicht der Wind. Rezepte dafür gibt es rauf und runter im Internet, das meiste hat man eh in jedem gut sortierten Haushalt. Und mit einer handschmeichelnden Glasflasche anstelle fiesen Plastikgelumpes benutzt man es sogar. Neulich war eine Kollegin zu Besuch, die behauptete, "you live in a museum!" Junge Leute eben. Nach Dienstschluß wird die Leiter geholt und bis zur Decke schnell geputzt. Die einzige Gelegenheit, wo "von oben herab" erlaubt ist. Schreibt das auf.


 


Donnerstag, 28. März 2019


Humpback Hocker

"Ich bin ein verwunschener Buckelwal", sprach er. Ich runzelte die Stirn und sah meinen drehbaren Hocker mißbilligend an. "Man soll nicht fantasieren", mahnte ich. "Und auch nicht aufschneiden!"

Zu viele prahlen und gleißen, dann setzt man sich drauf, und es ist nur billiges Gewackel. Ein Ikeahocker eben, dachte ich. Aber neugierig war ich doch und drehte - und wie überrascht war ich! Der Gesang eines Wales! Mein Hocker kann unter Wasser singen? Ich habe es jedenfalls, so der Beweis, aufgezeichnet. Ein Hockerwalgesang.

Wie schön das wäre. In unruhiger Nacht, wenn um drei die dunklen Wahrheiten wachen, drehte ich schnell eine Runde auf dem Stuhl, um mich - und die Nachbarn vielleicht auch, die sich über das unbestimmte Quietschen aus dem Finstern ihrer eigenen Nacht wundern würden - zurück in den Schlaf zu singen. Oder wie mit einer Lockpfeife herangerufen, einen Leviathan zu wecken, der mich aus tiefer See betrachtet.

Unter meinen Händen soll alles Klang werden, rief ich entzückt, drehte den Hocker herauf und herunter, entlockte ihm, so als würde ich ein Lenkrad halten, Töne, Seufzer und Gesang - eine Symphonie wurde in meiner Diele geboren. Ideen blitzten auf: Ich würde weitere Hocker besorgen und mit einem Quartett in der Elbphilharmonie auftreten. Von den Gagen könnte ich mir die Stradivari der Hocker kaufen, um diesem noch präziser noch feiner klingende Gesänge abzuringen.

Zu lange herumgehockt, ich gehe jetzt durchs Haus lauschen. Hör den Gesang der Wasserleitung, das Trommeln der Waschmaschine. Die Geräusche entlang der geheimen Traumpfade.