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Mittwoch, 12. Dezember 2012


Jahresrückblick 2012

Ja. Scheiße.


 


Sonntag, 9. Dezember 2012


Dann

Himmel! Es gibt ja ganz viele Pronoseiten im Internet! So. Was war los. Erst war ich adrett gekleidet mit noch adretter gekleideten Damen los. Es ist ja die Zeit der Weihnachts- und Besinnungsfeiern.



Dann mußte ich im Fernsehen eine Wir-bekochen-uns-gegenseitig-Sendung schauen, in der Deutschlands berühmteste Kürschner Makler und Luxusmakler auftischten. Frau G. kann nicht kochen, aber da hatte ich schon so einen Anfangsverdacht.

Dann wurde ich von ganz vielen Menschen via Twitter gegrüßt. Da ich aber kein Twitter habe, wurde mit das mündlich übermittelt. Und ich bedanke mich jetzt per Blog. Danke. Wenn das nicht crossmedial ist!

Dann mußte ich gerichtlich mitfiebern. Aber es ist jetzt wohl offiziell: Stefanie Hertel und Stefan Mross sind geschieden. Jetzt bläst er wieder selbst. Bitte keine Kalauer in den Kommentaren!

Dann habe ich Wittgenstein gelesen. Und auch Spinoza. (aus meinem Buch: Herr Kid auf dem Weg in die A-List)

Dann war ich nicht ganz bei Sinnen und wagte mich am Samstag ohne wirklich verifizierbaren Bekleidungsnotstand (man trägt aber wirklich wieder Leibwäsche) in die Innenstadt. Dort war es voll. Dort war es sehr voll. Dort war es völlig über alle Maßen voll.

Dann war ich in einem Geschäft. Ein Schal (möglicherweise auch Shawl) erregte meine Aufmerksamkeit wg. konservativem Muster für 37plusjährige. Erst faßte sich der Schal gut an, dann faßte ich das Preisschild an. 379,- Euro. Ich meine, da muß eine Großmutter lange für stricken. Einen Schal beispielsweise. Aber wenn es, global betrachtet, für den Weltfrieden gut ist. Oder für die sexuelle Ausgeglichenheit. Dann sage ich doch, jedermann ein, zwei Schals für 379.- Euro. Das ist es wert.

Dann war in der U-Bahn einer dieser Kulturkreisbeschimpfer. Handy am Ohr, Ich-schwör!-Gespräch. Oder eher ein gebrüllter Monolog. Viel "ich schlag die" oder auch "ich schlag die tot", dann eskalierte Fetzen wie "deine Tochter", "hat 'nen Freund", "die fickt rum" gefolgt von "Was habt ihr bloß für eine Kultur?" und (mittlerweile gebrüllt) "Ich fick alle! Ich fick deine Mutter!" So etwas muß man mitunter mithören, wenn in der U-Bahn das Mobiltelefon gezückt wird. Andererseits, wenn es, global betrachtet, für den Weltfrieden gut ist. Oder für die sexuelle Ausgeglichenheit. Dann sage ich doch, jedermann ein, zwei Smartphones. Gibt ja brauchbare schon für 379,- Euro. Das ist es wert.

Dann schneite es.

Dann war nichts mehr. Bücher blättern, Filme betrachten, Heizung warmdenken.


 


Dienstag, 4. Dezember 2012


Don't Wake Daddy



Zum siebten Mal lockte der famose Herr Krüger zur Jahresschau Don't Wake Daddy - und Groß und Klein strömten am Samstag zur Bescherung herbei, im feierlich gelösten Wissen, so lebendig wie jetzt kommen wir wohl alle nicht mehr zusammen. Untergangstage, entspanntes Tänzeln an der Bruchkante, Zeit für ein letztes Zwitschern im Angesicht des seit Jahrtausenden angekündigten Weltuntergangs.

Wie zarte Mirabellen im Vorgarten des großen Weltuntergangs betrachteten junge schöne Damen und versehrte alte Männer Bildnisse der vier Endzeitreiter, schwefelsüße Visionen des Hingerafftseins, Sex ohne Sex und Leben ohne Leben. Ringelbehemdete Jungen, die von schwarzen Bienen erstochen werden, gefiederte Sänger mit trotzig geflöteten -Melodien, drohende Kometen am Himmel und Höllenmaschinen für eine letzte Lotterie: alles Wesentliche dabei, eine erbauliche Strecke mit Werken von 50 Künstlern, ein Kreuzweg der Kunst. Anthony Ausgang, Danielle de Picciotto, Atak, Heiko Müller und die wunderbare Moki sind darunter, Fred Stonehouse, Eric White und Paul Chatem oder Miä Mäkilä, Nathalie Huth. Eine hervorragend besetzter Chor für letzte Gesänge.

Flankiert wird die Ausstellung ab Freitag, dem 7.12., von mehreren Apokalypse-Veranstaltungen im Westwerk. Kunst mit Anja Huwe, Gesa Lange, Martin Nill und anderen, Lesungen und der großen Untergangsparty am 21.12. mit VJ Wasted und Doom und Gloom als Livekonzert. Gebt bis dahin alles, das letzte Hemd hat bekanntlich keine Taschen.

"Don't Wake Daddy VII". Hamburg, Feinkunst Krüger bis 21.12.2012.
"Apokalypse How". Hamburg, Westwerk bis 21.12.2012.


 


Freitag, 30. November 2012


Mach doch mal ein Café mit Tieren

Diese Woche war so viel zu tun in der Heimverschönerungsfabrik, da kam ich gar nicht zum Befüllen dieser kleinen Textschutthalde am Ende der Straße. Wem die Wartezeit zu lang wird, kann mal schauen wie es ausschaute, wäre dies ein richtiges Blog.

(Ich will aber keine Ooooohs und Aaaaahs hören.)


 


Montag, 26. November 2012


Merz/Bow, #37

Hipster, dein Schwengel steht schief! Das habe ich ja noch nie gemacht gesehen. Kaffee mit 'ner Presskanne. Entschuldigung, einer französischen Presskanne. Entschuldigung, einer per Smartphone zeitüberwachten, dudelmusikunterlegten französischen Presskanne. Ein zelebriertes Ritual! Nicht etwa einfach so. Gleich mal ein Holzfällerhemd raussuchen. Für das simple living! Danke für diesen Film. Morgen dann: ein Brot selber schneiden.

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Dazu paßt doch wunderbar dieses Tumblr-Blog: Kitchen Counters You could Fuck on. Mal Themen auf den Punkt bringen. Nicht immer dieser Sublimierungskack.

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Ich gehe jetzt zurück in meine etwas unaufgeräumte Bibliothek. Ausmisten, umstellen, liegen bleiben. Erneut stelle ich fest, daß es in meiner CD-Sammlung etwa so ungeordnet zugeht wie im Kopf von Katie Jane Garside. Die dabei allerdings wesentlich besser aussieht.

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Stillende Mütter können es auch übertreiben (denken bestimmt andere stillende Mütter bei sich). Natürlich Neid, ich könnte das in vielfältiger Hinsicht nicht.

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Mimimi. Manchmal fragt man sich schon, oder? Ich meine, das geht auf keine Kuhhaut, auch wenn jedes Ding bekanntlich seine zwei Meinungen hat. Die eine.

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Mimimi. Manchmal fragt man sich schon, oder? Ich meine, das geht auf keine Kuhhaut, auch wenn jedes Ding bekanntlich seine zwei Meinungen hat. Die andere.

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Um mir die Fäden zu ziehen, kniet die Arzthelferin in so einer Art Gebetshaltung vor mir. Ich will einen lauen Witz machen, fühle mich aber unbehaglich. Einfach mal die Klappe halten. Sie dankt es mir mit einem extra Pflaster.

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Ermüdend. Alles sehr ermüdend.

MerzBow | von kid37 um 13:37h | 30 mal Zuspruch | Kondolieren | Link

 


Mittwoch, 21. November 2012


Referrer Botschaften, Teil irgendwas

Einst eine beliebte Methode, kurze netztelegraphische Botschaften mit Hilfe einer Suchmaschine zu versenden, ist die Technik der anonym-klandestinen Nachrichtenübermittlung ein wenig in Vergessenheit geraten. Nicht immer ist auch sicher, daß man wirklich als Empfänger gemeint ist, andererseits, welchen Satz, der so durch den Netzäther schwirrt, ließe sich nicht passend machen. Vorausgesetzt, man führt ein blütenreiches Leben, gleich einem Garten, in dem Platz für die obskursten Pflanzen ist. Oder für eine Bank, auf der man stumm sein kann.

search request man schweigt am meisten bei der person der man eigentlich so viel sagen will

Das ist wohl so. Manchmal erschrocken, manchmal erbost. Manchmal erschöpft oder einfach gesättig, Schnauze voll, kraftlos. Oder eben aus verlorenem Mut, gehemmt, verzagt und zögernd. Ausgespielt, aufgewacht, abgebogen vielleicht in ein anderes Leben.

Wie bestellt zeigt Viktoria Sorochinski dazu eine Fotoserie auf ihrer Webseite. Momente von Schweigen, Stille, Sprachlosigkeit. Oder einfach nur Leere, ein angerostetes Leben kurz vor dem großen, langen Warten.


 


Samstag, 17. November 2012


Besinnung

Meine Ausdrucksimpulse schwanken
zwischen dem sehr verhaltenen Haiku, der
eine hochgespannte Situation zusammenfaßt, und
einer großen Wagenladung von Banalitäten.


(Roland Barthes, Fragmente einer
Sprache des Bloggens der Liebe.
)

Natürlich denke ich in der letzten Zeit über viele Dinge nach. So frage ich mich, ob der Erfinder des Pömpels jemals einen Friedensnobelpreis bekommen hat. Man darf vermuten, wie sehr so ein Gummidings in vielen WGs, Familien, aber auch Singlehaushalten die Wellen geglättet hat. Ein Instrument für Flow und Verständigung.

Über solche Dinge und andere also denke ich beispielsweise nach, wenn ich mit einer Tasse guten Kaffees am Fenster stehe, barfuß in einem eng abgezirkelten Fleck Sonnenlichts auf dem Holzfußboden, mein Körper in einer Art Marcus-Schenkenberg-Anmutung, und hinausschaue in den Hof (alles voll gelogen) , wo ein Liv-Tyler-Mädchen im Herbstlicht Flickflacks übt (halb gelogen).

Dergestalt sind meine erhabenen Tage, wenn man so will. Blau-braune Caféhausfetzen, the beautiful and sublime, filmkörnige Luft im Gegenlicht, Gesichter, ein paar Geräusche. Pausenzeiten. An anderen Tagen, wie in einem Rohr stecken, nicht in der Scheiße, aber schon in so einem Rohr, die Arme eng am Körper, auch Schenkenberg brächte die nicht auseinander, kein vor, kein zurück, kein Pömpel brächte hier noch was in Bewegung.

Der Arzt heute, während er den Schnitt von der Biopsie vernähte, fabuliert an einer Theorie. Ich sage, ich glaube das nicht. Sagt ihr Kollege Dr. House auch immer, so hörte ich. Das sei es nicht. Das sei zu kompliziert gedacht. Ich hingegen glaube, man muß nur einen Pömpel erfinden, so etwas ganz einfaches. Für Flow und Verständigung. Der Arzt hat nicht hingehört, er spricht mit der Assistentin. Den Wein für ihren Mann, sagt er, den bringe ich nächste Woche mit. Ein ganz edler Tropfen. Ich hätte gern nur einen Tropfen auf die Stirn. Sage ich.