
Mittwoch, 8. Februar 2012
Das ist doch nun wirklich mal romantisch praktisch gedacht. Heute schon vorformulieren, und am 14. an das ganze Adressbuch schicken lassen. Nie mehr einen solchen Termin vergessen, denn sicher erlaubt die Terminfunktion auch Optionen wie "jährlich wiederholen ja/nein" anzukreuzen. Wer will schon überwältigt überfordert sein von zuviel Gefühl? Gut organisierte Romantik ist ein Herz aus Gold wert, schließlich haben die meisten von uns viel zu tun. Wer aber vorarbeitet in der Zeit hat Valentinsgrußreserven in der Herzensnot.

Montag, 6. Februar 2012
Und weil ja manchmal nur ein Wunder helfen kann, habe ich mir kurz vor dem guten Schluß noch die gleichnamige Ausstellung in den Deichtorhallen angeschaut. Hübsch unstrukturiert präsentierte sich die Halle wie eine Wunderkammer, obskure und singuläre Objekte stehen quer und schräg zu jeder Lesrichtung und warten darauf, ein neues großes Ganzes zu ergeben. Oder eben ein wundersamer Überraschungsraum. Man findet zerrumste Teile der "Wunderwaffe" V2, eine Wunderbatterie, deren Saft niemals ausgehen soll, eine lustige Orgonkiste (Kippenberger/Oehlen) für die regelmäßige Wunderheilung, Heilmagneten und Reliquarien. Ein hübscher Super-8-Film von Roman Signer ist wundervoll witzig, und in der Mitte der Ausstellung wartet eines der größten Wunder: das von Bern nämlich, 1954. Der WM-Pokal ist eine Leihgabe vom DFB.
In einer der vielen kleinen Kuben (deren Türen als Teil des "Kinderparcours" ganz niedrig sind) gibt es all die verschiedenen Zauberstäbe aus der Welt von Harry Potter zu bestaunen. Wirklich verwundert bin ich zwar nicht, manches fehlt, das Wunder der Liebe zum Beispiel. Aber, so erkläre ich einer Dame, die mich zur Ausstellung befragt, für Hamburg sei das ja mal eine ganz ungewöhnliche Konzeption. Sie grinst. Dahinter stecke ja auch eine Berliner Kuratorengruppe. Mich wundert nichts mehr.
("Wunder". Deichtorhallen, Hamburg. Bis 5.2.2012.)

Freitag, 3. Februar 2012
If you were born on October 23-28 [...] your first order of business should be to take steps to take good care of your health. [Q] Die Sterne funken mir durch die Lebensplanung, und Saturn, die bleierne Bremse, kann sich gleich mal gehackt legen. Unangemessene Überraschungen jedenfalls hatte ich genug. Denn eigentlich wollten "wir", in diesen medizin-majestätischen Pluralis will ich das Sondereinsatzkommando aus Arzt und Patient mal locker zusammenfassen, wollten "wir" also endlich mit der Behandlung beginnen. Aber, Uranus, dieser Ü-Ei-Planet, zog ein neues Kaninchen aus dem Zauberhut. Denn nebenher hatte meine Ärztin mit einem Kollegen noch lange über dem mittlerweile auf Bibelformat (gut, Neues Testament) angeschwollenen Stapel Bilder gehockt, und - drei Mediziner, vier Meinungen - eine neue Idee entwickelt. Man denke mal nicht, nur ich hätte Schwierigkeiten, mich festzulegen.
Mein Lieblingswort in den letzten Monaten wurde ja "atypisch". Atypische Symptome, atypische Signale, atypisches Verhalten. Kaum hatte man einen Sinnzusammenhang gemäß ICD oder sonstwie überlieferten apokryphen Diagnosekriterien erstellt, grätschte irgendwas aber so was von atypisch (wahlweise: unsymptomatisch) dazwischen, daß es gestern wie im Film hieß: Alles auf Anfang. Dieser Schatten dort, und meine Ärztin kringelte um dieses längliche Gebilde, sei "atypisch groß". Eine Bemerkung, über die man sich als Mann normalerweise freut, aber da wo es sitzt, ist es wirklich zu nichts nutze, außer mich einzuschränken. Wieder kringelte und zeigte sie auf die großformatigen Schwarzweißausdrucke, die mich mehr und mehr an das Grabtuch von Turin erinnern. Wobei ich denke, dessen wolkiges Geheimnis ist sicher leichter gelöst als die Interpretation meines magnetresonanzdokumentierten Innenlebens.
Nun also, ich hatte mich schon halb an die erste Diagnose gewöhnt, wollte ihr bald auch das "Du" anbieten, eine neue Spur: Ein "seltenes" So-und-so-Syndrom, also "möglicherweise", im Internet nachlesen solle ich mal lieber nicht, aber "das läßt sich alles behandeln!" Nun sind die Zeiten, da ich mir von Frauen alles ergeben erzählen lasse, lange vorbei, so hakte ich nach, verlangte gar nach einer genauen Erklärung. Die Antwort lehrte mich, daß man in einer guten Arzt-Patienten-Beziehung wie in einer Ehe vorgehen sollte: Längst nicht alles will man wirklich wissen.
Betrüblich, denn wie heißt es so schön: "Freude ist nur ein Mangel an Information." Mittlerweile, das bleibt aber unter uns, bin ich ein wenig mürbe geworden. Diese Krankheit benimmt sich zusehends wie eine zickige Frau, der man hier und da im Leben begegnet. Erst heißt es, man sei eigentlich zu alt, dann bleibt man aber doch, dann weiß man wieder nicht, taucht ab (möglicherweise lockt irgendwo ein im Inneren schönerer Patient) oder will dann doch erst mal sichergehen... Man hört sich das eine Weile an, haucht auf seine Fingernägel, hält sie gegen das Licht, putzt die Brillengläser, obwohl sie es gar nicht nötig hätten, bis man irgendwann einfach selbst die Zügel in die Hand nimmt, seinen Hut in die andere und sagt: Adieu, Chérie, war schön mit dir, aber irgendwie auch anstrengend.
Ich meine, es nicht so als seid nur ihr von dieser Geschichte gelangweilt.

Montag, 30. Januar 2012
Derzeit bin ich innerlich und äußerlich ein wenig zu gehandicapt für Testosteronrock- und unterrockunternehmungen, ich brauche schon meine ganze Energie, mit der Fingerspitze punktgenau den richtigen Buchstaben auf der Tastatur zu treffen, damit sich alles noch entzifferbar zum neuen Ich zusammenfügt und nicht die falsche Welt beschreibt. Den Rest der Zeit liege ich meditierend auf dem kuriosen Sofa im Wintergarten (Ostflügel), von dampfenden Weihrauchschwenkern und angestaubten grünen Blättern wie von jugendlich verschnörkelten Rahmen eingefaßt und lese die gesammelten Zeitungsausschnitte und Artikel vom letzten Jahr und natürlich die Jahreshoroskope. ("Das Motiv unserer Ouvertüre hat Uranus vorgegeben, der 2012 durchs neunte Haus zieht und Ihnen nahelegt, auf ihre Gesundheit zu achten." Vogue, Dezember 2011.)
Dazu klimpert kunstvoll komplizierte Musik. Man muß wissen, daß dieses Blog, ehe es "Das hermetische Café" hieß, fünf Minuten lang "Ödland" heißen sollte, was aber, wie wir alle wissen, nicht geschah. So war der hübsche Name frei für eine französische Truppe aus Lyon, die gemeinsam Musik und versponnene Videos machen. Ödland bestehen aus Lorenzo Papace, den türkischen Schwestern Alizée und Léa Bingöllü und Isabelle Royet-Journoud, die auf allerlei Spielzeuginstrumenten, Klavier, Geige und singender Säge vom 19. Jahrhundert inspirierte Kammermusik und eine Art Alice-im-Wunderland-Chansons kreieren, die auf bislang zwei ganz bezaubernd gestalteten Alben erschienen sind.
Für ihr zweites Album Santa Lucia reiste die Gruppe quer durch Europa, Italien, Griechenland, Ungarn, Polen und drehte für die einzelnen Songs nostalgisch verwischte Sommerfilme. Ein hübsches Projekt, und in Wien waren sie auch.

Freitag, 20. Januar 2012
Vor längerer Zeit bereits habe ich Joann Sfars Comicreihe Professor Bell vorgestellt. Der französische Strip-Auteur gilt vielen ja als die große Hoffnung des Comics, und allein seine manische Arbeitsweise (er betreut gefühlt 30 verschiedene Serien und Einzelwerke und führte zudem Regie bei der tollkühn-großartigen Biografie Gainsbourg) holt die neunte Kunst aus etwaig gefühltem Stillstand. Ich bin kein Freund von Funnys, an denen Sfar auch in vielfälitger Weise beteiligt ist, lese überhaupt wenig Comics, mal von Loustal abgesehen. Dessen grafisch-malerisches Werk bestimmte für mich die Grenzen der Kunstform in den 80er Jahren neu, die Melancholie, die klaren Linien, die Atmosphäre einer ewigwährenden Nachsaison, so auch der Titel eines seiner Büsher, die lakonischen Eisbergsätze, die die darunterliegende Tragik und von Stuab bedeckte Wucht bloß andeuten ("Der Onkel aber stellt Ansprüche.")
Sfars mittlerweile auf fünf Bände angewachsene Reihe Professor Bell hat seinen Titelhelden nach dem Lehrer von Arthur Conan Doyle (der im fünften Band einen Kurzauftritt hat) gezeichnet, dem jener schottische Pathologe und Forensiker wiederum Vorbild für seine berühmteste Romanfigur Sherlock Holmes war [*]. Der Comic-Bell ist ein von Obsessionen und Albträumen geplagter Einzelgänger, dessen Frauengeschichten tragisch enden, der mit Geistwesen und geistigen Substanzen verkehrt, eigenwillige moralische Vorstellungen hegt, sich allerlei devianten Neigungen und Nachstellungen erwehren muß und quasi als Ablenkung von allem persönlichem Kummer und Gram Monster und Verbrecher jagt.
Gleich der zweite Band fällt innerhalb der Reihe extrem ab, ich führe Arbeitsüberlastung des Schöpfers entschuldigend ins Feld. Seither betätigt sich Sfar nur noch als Szenarist und überläßt die zeichnerische Arbeit Hervé Tanquerelle, der den berühmt-berüchtigten Krikel-Krakel-Stil Sfars in geduldigere Linien überführte und die einzelnen Charaktere schärfer herausgearbeitet hat. Jedenfalls war Band 3 gleich wieder sehr versöhnlich, der extrem surrealistisch verträumte (Unterwasserstädte, schräge Sexpraktiken, bunte Tentakelmonster, die nicht mal meine Albträume kennen, und ein skrupelloser, brutaler Gegenspieler) vierte Band, Die Gesellschaft der toten Königinnen, ist für mich ein Höhepunkt der Reihe. Der rührige Berliner Avant-Verlag ließ sich für die deutsche Ausgabe besonders viel Zeit, legte nun aber den fünften (gerüchteweise auch letzten?!?) Band relativ zügig nach.
Der trumpft mit einer Radtour auf (leider durch Irland, einem Land, zu dem ich überhaupt keinen Zugang finde), einem extrem angeschlagenen, substanz- und vergangenheitsgeschädigten Titelhelden und allerlei frivolem Elfen-Schäferidyllen-Spiel auf. Shakespeare- und Lewis-Caroll-Zitate wabern durch den Subtext, der eigentlich Grundton der Geschichte, und das ist die gute Nachricht, ist aber extrem düster. Bell, heutzutage würde man ihn als Burnout-Opfer bezeichnen müssen, kann nur mit Mühe gerettet werden - und das zu einem hohen Preis. Leider schlägt sich die französische Unart des albernen Witzes in diesem Band extrem nieder, etwa in einem kleinen Potpourri an pubertären Anal-Witzen, die rasch ermüden. Da hätte man sich mehr psychologische Tiefe in der Ausgestaltung von Bells Niedergang gewünscht. Der brillante Geist ist geistig völlig im Arsch, um im Thema zu bleiben, paranoid und möglicherweise vom jahrelangen wissenschaftlichen Drogenabususexperiment körperlich und psychisch zerrüttet. Dieses Leben in verdunkelten Arbeitszimmern, Radtouren im Regen, dann dieses Geheule um Frauen aus seiner Vergangenheit - irgendwie erinnert der mich an jemanden, ich komme nur gerade nicht drauf.
Wer sich in die tolle Serie einkaufen möchte, sollte beim Verlag bestellen. Kostet nicht mehr, wird portofrei geliefert und unterstützt ein editorisch wirklich lobenswert agierendes Kleinstunternehmen und Kulturinstitution.
Zum anderen gelangte in meinen Besitz diese hübsche Ausgabe einiger der bekanntesten Stories von Edgar Allan Poe (zumeist in der Schmidt/Wollschläger-Übersetzung). Die kann nun jeder auswendig, aber die Ausgabe Unheimliche Geschichten von Jacoby & Stuart glänzt mit den extrem aufwendigen pop-surrealistischen, morbiden Illustrationen von Benjamin Lacombe. Man stelle sich Burtons Sleepy Hollow vor und findet eine ähnliche Atmosphäre in den Bildern und Geschichten wieder. Hier gibt es einen kleinen Trailer zum Buch. Ein schönes Gefühl, wenn man das alles sehen kann.

Samstag, 14. Januar 2012
Machen wir doch mal ein wenig Produktbegeisterung. Im Spital nämlich fiel mir auf, wie abgeschnitten man plötzlich ist, versorgen einen nicht hilfreiche Kumpane mit Kassibern und Nachrichten von vorgestern. Wer sich einmal mit einem Wap-fähigem Mobiltelefon (von vorgestern) zu Spiegel Online oder dem eigenen Mailaccount vorgekämpfen mußte, weiß von dreckigen Grabenkriegen zu berichten, von nur schwer verrückbaren Frontverläufen und stacheldrahtverhauenen Stellungen, die in einem Jahr zu vergessen ich gar nicht die mentale Stumpfheit besitze.
Kurz, angeschlagen knickte ich ein, verordnete mir zur Ablenkung und als nachträgliches Weihnachtsgeschenk so ein Technikspielzeug oder besser Tablett des Teufels. Also nur so ein kleines, Äpfel kommen mir ja nach wie vor nur als Obst ins Haus, einen Begleiter vielleicht für die U-Bahn oder das Sofa. Einen eReader mit Elektrotinte wollte ich nicht, weil es da draußen so viele tolle, umsonstige und vor allem bunte PDF-Magazine gibt, Photographie, Kunst und Kultur, schaut mal hier und dort vor allem bei Unless You Will. Da sind tatsächlich anspruchsvoll kuratierte Fotostrecken dabei, abseits des im Internet so üblichen Beauty- und Fashionkrams und diesem Übermaß an langzeitbelichteten nebelverwaberten und wasserdurchflossenen Portkartenlandschaften.
Das mit dem Wischen habe ich schnell gelernt, mit dem Daumen und Zeigefinger den Bildschirm vergrößern und verkleinern, Helligkeit regeln und vor allem Umblättern. Denn der Android träumt von elektrischen Büchern. Die wiederum gibt es beim Projekt Gutenberg. Überhaupt gab mir vor einiger Zeit ein auch sehr persönlich gehaltener Beitrag von Miss Wurzeltod einen entscheidenden Anstoß, verlinkte sie doch auf zahlreiche digitalisierte mittelalterliche und neuzeitlichere Totentanz-Ausgaben, die aber erst einmal bei mir nur digital herumlungerten und nun ebenfalls auf dem Tablet gelandet sind. Papier ersetzt das Gerät natürlich in keiner Weise, aber während ich das Lesen von PDFs am Bildschirm komplett inakzeptabel finde, geht das auf dem Sofa mit so einem kleinen Tablet ganz gut. Vielleicht weil man das Gerät wie ein Buch hält und die Seiten mit den Fingern blättert.
Zwischendurch ins Internet, Blogs lesen, Zeitungen oder Videos gucken, denn Flash und mp4 kann der Kleine auch. Nur Blutdruckmessen nicht, dafür Ortserkennung per GPS, was sich zum Glück aber abschalten läßt. Jedenfalls behauptet es nun, diese Funktion sei abgeschaltet. Alles hübsch also, mit Alu am Rand. Dennoch glaube ich nicht, daß ich mir in Zukunft wirklich Elektrobücher kaufen würde. Aber als Ersatz und tragbare Multimediabibliothek für die Reise oder Kidlandzwangsverschickungen, bei denen man sich ein wenig ablenken will, scheint mir das praktisch, auch wenn ich mich so modern ansonsten gar nicht kenne. Röhrenbetrieben wäre der aber zu schwer geworden, das sehe ich ein.

Montag, 9. Januar 2012
Völlig richtig wurde konstatiert, daß es im Krankenhaus schnell langweilig wird, schon allein, was die Fotomotive angeht. Nicht fotografiert, weil ich die Kamera nicht unters Flügelhemdchen schmuggeln konnte, habe ich das Schild: "Dieser Aufzug ist für Patienten da und nicht für junge, gesunde Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen". Völlig begeistert auch war ich von einem Trimrad aus den 70ern, viel Chrom, wenig Gepluster, das halb Deko, halb noch in Benutzung war.
Beim nächsten Mal. Ich bin also wieder entlassen, aber - nun zur schlechten Nachricht - nicht wieder gesund. Das wird auch nichts mehr, denn die Diagnose ist wahlweise niederschmetternd, beängstigend, absurd, noch ein bißchen unklar, aber nur in Details, und vor allem: niemals von mir bestellt worden. Ich meine, wenn ich nicht gerade von mehreren Litern Kortison aufgedunsen an die Decke starre, könnte ich glatt als agiler Silver-Ager durchgehen, fit im Beruf, Segeln vor Sylt, Rumtollen am Strand mit so einem schottischen Hirtenhund, kluge Frau mit einem dampfenden Becher schonend gerösteten Vorzugskaffees in der Hand dabei - also ein vitalstoffangereichertes Werbeweltleben leben und möglicherweise auf die alten Tage noch ein iPhone kaufen.
So ähnlich immerhin sehen auch die Leute in der Patientenzeitschrift aus, die ich heute bei meiner Ärztin mitnahm als ersten Schritt, die Diagnose dann auch zu akzeptieren. Symbolfotos voller junger, fitter Menschen, Best-Agers mit gebleachten Zähnen und gesund wie frische Landäpfel. Die Wahrheit sieht möglicherweise anders aus, kenne ich das Krankheitsbild, die alte Arschgeige, nur in Zusammenhang mit der stehenden Wendung "heimtückisch".
Meine Ärztin, die heute Geburtstag hat, sich aber zugleich sehr geerdet optimistisch um meinen nicht ganz unkomplizierten Fall kümmert, will noch das ein oder andere abklären. Es wird also noch ein MRT und noch ein CT gemacht, dann aber dürfte man alles von mir wissen. Ich glaube, seit dem letzten halben Jahr bin ich dann vom Kopf bis hinunter zum rechten Knie zu Genüge geröntgt, gescannt und gemustert worden. Und wer meint, ich hätte dunkle Seiten, der kann die auf den Bildern invertiert als helle Bereiche sehen, bei den meisten weiß man sogar, worauf sie hindeuten. Der Rest ist Dunkelfeldforschung.
Akut plagen mich einige Symptome, die auch ein wenig angst machen, denn arbeiten könnte ich damit wohl nicht. Kurze Werbeeinblendung: Dich lockt das neue iPhone? Denk auch mal daran: Berufsunfähigkeitsversicherung ist das neue Schwarz! /Werbeeinblendung
Meine Ärztin jedenfalls, die leider schon verheiratet ist, aber offenbar sonst in jeder Hinsicht ein großer Glücksfall, zählt mir auf, was "junge Leute wie wir" (süß!) schon alles haben könnten und mitunter haben und wie gut... also im Vergleich... Ich stimme im sachlichen zu, bin emotional aber nur eingeschränkt überzeugt. Immerhin, zurück zu besagten Symptomen, besteht eine gute Chance, das diese besser werden. Hat sie gesagt, und wer seine Daumen noch nicht platt hat, mag ihn gerne noch mal einsetzen, sonst sehe ich am Ende noch schwarz. Sozusagen.
Überhaupt, vielen Dank noch einmal für die Kommentare, die Mails, Nachrichten, Besuche im Krankenhaus, geschmuggeltes Essen (es zahlte sich aus, im Herbst die Bilder vom Krankenhausessen gepostet zu haben) und kleineren und größeren Hilfen. Es ist wie beim Spendenmarathon: jede kleine Geste zählt! Gut auch erlebt zu haben, daß ich Menschen um mich habe, die schnell eine Reisetasche mit dem nötigen Kram packen und ins Krankenhaus bringen, einkaufen oder sonstwie parat stehen und nicht erst lange Fahnen schwenken. Es gibt Leute, die haben nicht einmal das, und gerade Männer sind da oft besonders hilflos, wie eine Kollegin sehr gut beobachtet in der New York Times schrieb. Psychosozial also alles gut, und die menschlichen Enttäuschungen, die man in solchen Situationen, ob es nun die einen oder die anderen Unfälle sind, ja auch immer wieder mal erlebt, fallen nicht wirklich ins Gewicht. Wie ich immer sage: Hauptsache, man kann noch mit den Schultern zucken. Oder: Hauptsache gesund! Oder: Immer weitermachen.
So. Muß mich wieder hinlegen.
