
Montag, 27. Juni 2011
Gehen Sie zu Minute 4:20. Beschreiben Sie, was Sie sehen.

Sonntag, 26. Juni 2011

Jetzt, also im direkten Vergleich, kommt mir ein Gedanke, warum dieser Miniapfel, den ich billig auf dem Flohmarkt gekauft habe, nicht so leistungsfähig ist, wie das Original, von dem er - das muß man zugeben - täuschend echt abgekupfert wurde. Ich meine, da wäre doch jeder drauf reingefallen!
Zuerst dachte ich, er sei einfach nur kaputt. Jetzt aber habe ich Zweifel, ob es sich wirklich um eine lizensierte Fertigung, ein Sondermodell im Öko-Look oder schlicht um eine sehr, sehr dreiste Kopie handelt.

Samstag, 25. Juni 2011
Selbst die Blumen hängen die Köpfe tiefer als man selbst, selbst das beschrieb man blumiger. Was wird als nächstes folgen, eine Nachtsendung mit Musik vielleicht und ein viel zu leichtes Bier.
Alte Fotos und ein bißchen Bewegung, der Wunsch, Indianer zu sein, schneller am Rad drehen, aber nicht lauter singen dabei. In durchsichtiger Absicht wie ein altes Zollschiff, das mühsam sich durchs Wasser pflügt, nur mal nachschauen wollen, die Verlustliste begleichen, eine Stecknadel aus der Landkarte ziehen.
Die Koffer dreimal umgepackt, sonntägliche Gedanken vom kurzen Glück, die Schmeichelei einer Raubtiertatze, eine Flasche selbstgebrannten Trost. Freunde, wenn wir uns begegnen, im Glas die Sehnsucht eines Fremden.

Freitag, 24. Juni 2011
Sexmusic for Antpeople.
(Adam and the Ants,
"Don't Be Square")
Glaubt ja auch keiner. Er galt ja mehr als Karnevalspunk mit seinen Piratenkostümen und dem Bierfaßgitarristen und der polternden Glam-Rock-Musick. Aber Adam Ant war eben doch einer von den Wilden Kerlen, wie er so durch die Kinderzimmer der frühen 80er rollte und dabei jede Menge Gefangene machte. Die Briten haben ja immer eine Nische für ihre Exzentriker, und so nimmt man sich dann vielleicht bei aller gesunden innewohnenden Selbstironie irgendwann doch selbst zu ernst - als Blogger kennt man das ja - jedenfalls kämpfte Adam Ant, also Stuart Leslie Goddard, erst mit mäßigen Filmrollen, später dann mit verschiedenen Erkrankungen des Körpers, der Seele und der Gewohnheitenkontrolle. Aber, et hätt noch immer jot jejange: Seit einiger Zeit tritt er wieder live in England auf, und wie es sich dieser Tage für zünftige und leicht gealterte Piraten gehört, ähnelt er dabei Johnny Depp - oder verhält es sich einfach anders herum? Ameisenmann - nimm brav deine Medikamente und schau doch auch mal hier vorbei!
>>> Geräusch des Tages: Don't Be Square (Dirk Wears White Socks). Das ist die spätere Mainstream-Version, die ursprüngliche Punk-Version spielt eigentlich worauf an? Dirk Bogarde im Nachtportier? Rätsel über Rätsel.

Dienstag, 21. Juni 2011
Mein Roman Mein Kännchen ist draußen, eine grotesk-anmutige Farce über das Leben eines alternden Erotomanen an der Südküste einer bekannten deutschen Großstadt, entstand in zahlreichen erinnerungsreifen lauen Abenden im mit allerlei Reizen gefüllten Vorsommer, der meinen alten Bekannten T. und mich oft genug in die Zeit nach Mitternacht warf. Man kennt das: Man redet, trinkt etwas, lungert herum wie zerknüllte Kippen in einer Jackentasche, redet wieder was und kommt den großen Geheimnissen des Lebens und dessen Gefühl auf die Spur.
Ich also, sage ich in dieser Zeit dem T., und versuche in Schönschrift ein paar Zeilen zu schreiben, wo eigentlich Seiten um Seiten um Seiten folgen sollten. "Astra ist auch ok", höre ich den T., der mir nicht ganz bei der Sache zu sein scheint. "Hören wir zu?" frage ich. "Natürlich," sagt er, "aber die nächste Runde geht auf dich."
"Guck mal die Ische", ruft er, setzt nach mit einem dreifachen "Wow! Wow! Wow!" Ich lausche angestrengt, denn gerade hatte ich noch einen Gedanken, der sich nun aber wie auf trippelnden Freiersfüßen an der Straßenecke davonmacht. Der T. winkt irgendwohin, ich mache etwas genervt so eine Art von Geräusch, er so: "Was denn?!" Ich fahre fort in meiner Rede an niemanden. "Man muß es mal so sehen", sage ich. "Da ist so ein Gefühl. Du weißt doch", wende ich mich direkt an den T., "was das ist, Gefühl." Klar, sagt der. Gefühl. Logo. Haben wir doch alle mal, sagt er und nimmt noch einen Schluck.
"Boah", höre ich ihn, wie von Ferne. Ob das noch ein Gürtel sei oder schon ein Rock, es sei ja noch nicht einmal Mai. Himmel, denke ich, jetzt geht man einmal aus. Vorstadt, ruft er vergnügt oder verächtlich, ich kann das nicht immer unterscheiden. Die kommt aus der Vorstadt. Ich sage, Hallo, also so ein streng-ermahnendes "Hallooo", sind wir heute wieder 16, was ist los, ich wollte doch was sagen.
"Klar", sagt der T. "Sag, Mann." Ich hebe also an und eine große Grube aus, stecke sozusagen den Claim ab, den umzugraben ich mir vorgenommen habe. Ein fetter Schlitten röhrt vorbei, eine Hand hängt daußen, die Finger zu Teufelshörnern geformt, der T. kichert, sagt: "'Tschuldigung, daß ich unterbreche, aber..." Ich denke, aber, aber, wasdennaber, ich habe ja noch gar nichts gesagt. "SPACELOOORD, MOTHERFUKKER!" brüllt der T. ganz laut, schwenkt sein Bier dem Wagen hinterher und bricht in Gelächter aus. "Geile Karre!" Ich mache ein Geräusch, vergnügt oder verächtlich, ich kann das nicht immer unterscheiden.
"Ok", sagt der T. "Du wolltest doch was sagen." Schon gut, sage ich mit einem Seufzer. "Laß uns mal weitergehen. Wird eh bald alles abgerissen."

Sonntag, 19. Juni 2011
Jetzt hätte ich beim Rausschauen aus dem Fenster fast eine Herbstattacke bekommen.
(die gute Nachricht: In sechs Wochen kommt schon wieder die neue Herbstmode.)

Samstag, 18. Juni 2011
Viel zu lange bin ich nicht dort gewesen, das merkte ich gleich, wie ein enggezinkter Nissenkamm mußte ich mich folglich durch die engeren Straßen und Gassen der inneren Bezirke arbeiten, wie durch das Fugenwerk mit Liebe verlegter Fliesen, nachschauen, ob alles noch da, am Platz, verankert ist. Es ist alles noch da, vieles noch, das meiste sogar, verankert, gesetzt.
Man hätte eine Rundfahrt machen können, auf schickem Gefährt und in noch schickerem Aufzug, wie einer dieser Mad Men durch die Stadt rollern, bis man innehält, das Tempo rausnimmt und diesen entscheidenden Gang zurückschaltet. Mein Programm war folglich angemessen entspannt: laufen, die Schritte vermessen, die Höhen schätzen und die Dicke der Mauern. Die Sonne auftanken, von deren Kraft zurück in Hamburg gleich nichts mehr zu spüren ist.
Auftauchen also, im Museum bei den toten Tieren sitzen, gemütlich nach Luft schnappen, ein melancholisches Lied in den Abend zittern. Sich einfügen.
